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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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"Eilen Sie, schnell dort um die Ecke!" rief
eine ihm nicht unbekannte Stimme.

Als sie um die Ecke waren, und der Officier
einen Augenblick Athem schöpfte, erkannte er wohl in
dem Dienstbeflissenen den Sohn seines Freundes van
Asten, der nur einen andern ihm früher erzeigten
Dienst vergolten hatte; es überkamen ihn aber andre
Empfindungen, als die des Dankgefühls, indem er
den Schweiß von der Stirn wischte.

"Ein Officier darf doch nicht Reißaus nehmen!"

"Nicht vor dem Feinde, entgegnete Walter, aber
vor einem Scandal. Schnell fort, bester Herr von
Dohleneck."

Der Herr von Dohleneck, der, wenn auch nicht
so viel als sein Neffe, doch auch viel des süßen Wei¬
nes getrunken hatte, erhob den blanken Degen in
die Luft: "Stehen oder fallen!"

"Gegen die Franzosen, Rittmeister, nicht gegen
die Polizei."

Er zog ihn weiter. Aber der Rittmeister blieb
wieder stehen. Er lehnte sich an einen Brunnen.

"Das ist ja eine verfluchte Geschichte --"

"Die noch übler werden kann. Eine Verhöh¬
nung des Gesandten, eine Verletzung des Völker¬
rechtes. Um Gotteswillen kommen Sie, schnell --
weiter. -- Werfen Sie den Degen fort!"

"Ein Stier von Dohleneck seinen Degen fort¬
werfen! -- Wer sagt das!"

"Es ist ja nicht Ihr Degen. Ein fremder

„Eilen Sie, ſchnell dort um die Ecke!“ rief
eine ihm nicht unbekannte Stimme.

Als ſie um die Ecke waren, und der Officier
einen Augenblick Athem ſchöpfte, erkannte er wohl in
dem Dienſtbefliſſenen den Sohn ſeines Freundes van
Aſten, der nur einen andern ihm früher erzeigten
Dienſt vergolten hatte; es überkamen ihn aber andre
Empfindungen, als die des Dankgefühls, indem er
den Schweiß von der Stirn wiſchte.

„Ein Officier darf doch nicht Reißaus nehmen!“

„Nicht vor dem Feinde, entgegnete Walter, aber
vor einem Scandal. Schnell fort, beſter Herr von
Dohleneck.“

Der Herr von Dohleneck, der, wenn auch nicht
ſo viel als ſein Neffe, doch auch viel des ſüßen Wei¬
nes getrunken hatte, erhob den blanken Degen in
die Luft: „Stehen oder fallen!“

„Gegen die Franzoſen, Rittmeiſter, nicht gegen
die Polizei.“

Er zog ihn weiter. Aber der Rittmeiſter blieb
wieder ſtehen. Er lehnte ſich an einen Brunnen.

„Das iſt ja eine verfluchte Geſchichte —“

„Die noch übler werden kann. Eine Verhöh¬
nung des Geſandten, eine Verletzung des Völker¬
rechtes. Um Gotteswillen kommen Sie, ſchnell —
weiter. — Werfen Sie den Degen fort!“

„Ein Stier von Dohleneck ſeinen Degen fort¬
werfen! — Wer ſagt das!“

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[56/0066] „Eilen Sie, ſchnell dort um die Ecke!“ rief eine ihm nicht unbekannte Stimme. Als ſie um die Ecke waren, und der Officier einen Augenblick Athem ſchöpfte, erkannte er wohl in dem Dienſtbefliſſenen den Sohn ſeines Freundes van Aſten, der nur einen andern ihm früher erzeigten Dienſt vergolten hatte; es überkamen ihn aber andre Empfindungen, als die des Dankgefühls, indem er den Schweiß von der Stirn wiſchte. „Ein Officier darf doch nicht Reißaus nehmen!“ „Nicht vor dem Feinde, entgegnete Walter, aber vor einem Scandal. Schnell fort, beſter Herr von Dohleneck.“ Der Herr von Dohleneck, der, wenn auch nicht ſo viel als ſein Neffe, doch auch viel des ſüßen Wei¬ nes getrunken hatte, erhob den blanken Degen in die Luft: „Stehen oder fallen!“ „Gegen die Franzoſen, Rittmeiſter, nicht gegen die Polizei.“ Er zog ihn weiter. Aber der Rittmeiſter blieb wieder ſtehen. Er lehnte ſich an einen Brunnen. „Das iſt ja eine verfluchte Geſchichte —“ „Die noch übler werden kann. Eine Verhöh¬ nung des Geſandten, eine Verletzung des Völker¬ rechtes. Um Gotteswillen kommen Sie, ſchnell — weiter. — Werfen Sie den Degen fort!“ „Ein Stier von Dohleneck ſeinen Degen fort¬ werfen! — Wer ſagt das!“ „Es iſt ja nicht Ihr Degen. Ein fremder

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/66>, abgerufen am 23.11.2024.