Friedrich oder Napoleon ein größerer Feldherr ge¬ wesen?
Es war eine ungeheure Neuerung, das gestand sich Jeder, Vielen schien sie gefährlich, weil den Fran¬ zosen nachgebildet. Ja, ein Husar, ohne Mantel ge¬ dacht, war kein Husar mehr; aber was blieb er noch, wenn auch Musketiere, Füsiliere, Grenadiere Män¬ tel erhielten! Der Unterschied von Cavallerie und Infanterie schien über den Haufen geworfen, ein so unübersehbarer Eingriff in die bestehende Ordnung, als heute Vielen eine Gemeindeordnung bedünkt, die den Unterschied von Stadt und Land aufbebt. Frie¬ drich hatte mit einer Infanterie ohne Mäntel gesiegt, er mußte doch wissen, warum es so besser war. Ein guter Soldat muß nicht frieren, wenn sein König befiehlt, daß er warm ist. Aber die Neuerer hatten eingewandt, daß auch der Infanterist ein Mensch ist, und daß jeder Mensch friert, wenn es kalt ist, daß der Regen den einen durchnäßt wie den andern, daß der Krieg seit Friedrich eine andere Facon angenommen, daß Napoleon die Wintercantonirungen nicht mehr respectire, daß er seine Feinde zu Winterfeldzügen nöthigte.
Die Mäntelpartei hatte gesiegt. Gestern hatte ein Erlaß der Geheimen Ober-Finanz-, Kriegs- und Domainen-Direction das Publikum davon avertirt: wie Seine Majestät, der König, schon längst darauf Be¬ dacht genommen, daß der Soldat im Kriege nicht frieren dürfe, und wie es Seiner Majestät Wunsch sei, daß alle seine braven Krieger eine wärmere
Friedrich oder Napoleon ein größerer Feldherr ge¬ weſen?
Es war eine ungeheure Neuerung, das geſtand ſich Jeder, Vielen ſchien ſie gefährlich, weil den Fran¬ zoſen nachgebildet. Ja, ein Huſar, ohne Mantel ge¬ dacht, war kein Huſar mehr; aber was blieb er noch, wenn auch Musketiere, Füſiliere, Grenadiere Män¬ tel erhielten! Der Unterſchied von Cavallerie und Infanterie ſchien über den Haufen geworfen, ein ſo unüberſehbarer Eingriff in die beſtehende Ordnung, als heute Vielen eine Gemeindeordnung bedünkt, die den Unterſchied von Stadt und Land aufbebt. Frie¬ drich hatte mit einer Infanterie ohne Mäntel geſiegt, er mußte doch wiſſen, warum es ſo beſſer war. Ein guter Soldat muß nicht frieren, wenn ſein König befiehlt, daß er warm iſt. Aber die Neuerer hatten eingewandt, daß auch der Infanteriſt ein Menſch iſt, und daß jeder Menſch friert, wenn es kalt iſt, daß der Regen den einen durchnäßt wie den andern, daß der Krieg ſeit Friedrich eine andere Façon angenommen, daß Napoleon die Wintercantonirungen nicht mehr reſpectire, daß er ſeine Feinde zu Winterfeldzügen nöthigte.
Die Mäntelpartei hatte geſiegt. Geſtern hatte ein Erlaß der Geheimen Ober-Finanz-, Kriegs- und Domainen-Direction das Publikum davon avertirt: wie Seine Majeſtät, der König, ſchon längſt darauf Be¬ dacht genommen, daß der Soldat im Kriege nicht frieren dürfe, und wie es Seiner Majeſtät Wunſch ſei, daß alle ſeine braven Krieger eine wärmere
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Friedrich oder Napoleon ein größerer Feldherr ge¬
weſen?
Es war eine ungeheure Neuerung, das geſtand
ſich Jeder, Vielen ſchien ſie gefährlich, weil den Fran¬
zoſen nachgebildet. Ja, ein Huſar, ohne Mantel ge¬
dacht, war kein Huſar mehr; aber was blieb er noch,
wenn auch Musketiere, Füſiliere, Grenadiere Män¬
tel erhielten! Der Unterſchied von Cavallerie und
Infanterie ſchien über den Haufen geworfen, ein ſo
unüberſehbarer Eingriff in die beſtehende Ordnung,
als heute Vielen eine Gemeindeordnung bedünkt, die
den Unterſchied von Stadt und Land aufbebt. Frie¬
drich hatte mit einer Infanterie ohne Mäntel geſiegt,
er mußte doch wiſſen, warum es ſo beſſer war. Ein
guter Soldat muß nicht frieren, wenn ſein König
befiehlt, daß er warm iſt. Aber die Neuerer hatten
eingewandt, daß auch der Infanteriſt ein Menſch iſt,
und daß jeder Menſch friert, wenn es kalt iſt, daß der
Regen den einen durchnäßt wie den andern, daß der
Krieg ſeit Friedrich eine andere Façon angenommen, daß
Napoleon die Wintercantonirungen nicht mehr reſpectire,
daß er ſeine Feinde zu Winterfeldzügen nöthigte.
Die Mäntelpartei hatte geſiegt. Geſtern hatte
ein Erlaß der Geheimen Ober-Finanz-, Kriegs- und
Domainen-Direction das Publikum davon avertirt:
wie Seine Majeſtät, der König, ſchon längſt darauf Be¬
dacht genommen, daß der Soldat im Kriege nicht
frieren dürfe, und wie es Seiner Majeſtät Wunſch
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/76>, abgerufen am 27.11.2024.
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