lassen -- ah, eine Kunst und eine Stimme! Ist jetzt in Italien. Wenn sie nur hübscher wäre! -- Es geht nichts über Kunst, sag' ich Ihnen. -- Neu¬ lich: Beschämte Eifersucht! -- Was geht mich das Stück an? -- Aber die Mebus! Zum Küssen, sag' ich Ihnen. -- Und Mattausch -- ist nicht mein Mann -- aber die Damen -- Göttlich! göttlich! und die Tücher vor den Augen. -- Iffland kam gar nicht gegen ihn auf. ""Berlin sah seinen Iffland wieder,"" steht's in der Zeitung -- ja, 's steht Manches in der Zei¬ tung, was doch nicht so ist. Aber Iffland, a la bonne heure, halten Sie ihn nicht auch für einen denkenden Künstler, Herr General-Stabsarzt?"
Der Angeredete verneigte sich nur schweigend.
"Sehn Sie, das hab' ich immer gesagt, wo Iffland nicht spricht, weiß man sogar, was er denkt. A propos, wissen Sie denn von der Eigensatz? -- Geht nach Wien --"
Der Zusatz ward nur hinter der Hand einem der Glücklichen ins Ohr geflüstert. Der Baron be¬ glückte längst andre Gruppen mit seiner erheiternden Gegenwart, als das stille Gelächter im Kreise, den er verlassen, den Umlauf machte.
"A propos, ma belle! rief der witzige Baron, als er seine Gattin zu Gesicht bekam, was ist denn das für ein Kutschenfensterscheibengestoße? Denkst Du, Glas kostet kein Geld? Werde die Thüren mit Brettern vernageln lassen, profit tout clair! Dann sieht auch Keiner, mit wem Du drin sitzest."
laſſen — ah, eine Kunſt und eine Stimme! Iſt jetzt in Italien. Wenn ſie nur hübſcher wäre! — Es geht nichts über Kunſt, ſag' ich Ihnen. — Neu¬ lich: Beſchämte Eiferſucht! — Was geht mich das Stück an? — Aber die Mebus! Zum Küſſen, ſag' ich Ihnen. — Und Mattauſch — iſt nicht mein Mann — aber die Damen — Göttlich! göttlich! und die Tücher vor den Augen. — Iffland kam gar nicht gegen ihn auf. „„Berlin ſah ſeinen Iffland wieder,““ ſteht's in der Zeitung — ja, 's ſteht Manches in der Zei¬ tung, was doch nicht ſo iſt. Aber Iffland, à la bonne heure, halten Sie ihn nicht auch für einen denkenden Künſtler, Herr General-Stabsarzt?“
Der Angeredete verneigte ſich nur ſchweigend.
„Sehn Sie, das hab' ich immer geſagt, wo Iffland nicht ſpricht, weiß man ſogar, was er denkt. A propos, wiſſen Sie denn von der Eigenſatz? — Geht nach Wien —“
Der Zuſatz ward nur hinter der Hand einem der Glücklichen ins Ohr geflüſtert. Der Baron be¬ glückte längſt andre Gruppen mit ſeiner erheiternden Gegenwart, als das ſtille Gelächter im Kreiſe, den er verlaſſen, den Umlauf machte.
„A propos, ma belle! rief der witzige Baron, als er ſeine Gattin zu Geſicht bekam, was iſt denn das für ein Kutſchenfenſterſcheibengeſtoße? Denkſt Du, Glas koſtet kein Geld? Werde die Thüren mit Brettern vernageln laſſen, profit tout clair! Dann ſieht auch Keiner, mit wem Du drin ſitzeſt.“
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laſſen — ah, eine Kunſt und eine Stimme! Iſt
jetzt in Italien. Wenn ſie nur hübſcher wäre! —
Es geht nichts über Kunſt, ſag' ich Ihnen. — Neu¬
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Stück an? — Aber die Mebus! Zum Küſſen, ſag'
ich Ihnen. — Und Mattauſch — iſt nicht mein Mann —
aber die Damen — Göttlich! göttlich! und die Tücher
vor den Augen. — Iffland kam gar nicht gegen ihn
auf. „„Berlin ſah ſeinen Iffland wieder,““ ſteht's
in der Zeitung — ja, 's ſteht Manches in der Zei¬
tung, was doch nicht ſo iſt. Aber Iffland, à la
bonne heure, halten Sie ihn nicht auch für einen
denkenden Künſtler, Herr General-Stabsarzt?“
Der Angeredete verneigte ſich nur ſchweigend.
„Sehn Sie, das hab' ich immer geſagt, wo
Iffland nicht ſpricht, weiß man ſogar, was er denkt.
A propos, wiſſen Sie denn von der Eigenſatz? —
Geht nach Wien —“
Der Zuſatz ward nur hinter der Hand einem
der Glücklichen ins Ohr geflüſtert. Der Baron be¬
glückte längſt andre Gruppen mit ſeiner erheiternden
Gegenwart, als das ſtille Gelächter im Kreiſe, den
er verlaſſen, den Umlauf machte.
„A propos, ma belle! rief der witzige Baron,
als er ſeine Gattin zu Geſicht bekam, was iſt denn
das für ein Kutſchenfenſterſcheibengeſtoße? Denkſt
Du, Glas koſtet kein Geld? Werde die Thüren mit
Brettern vernageln laſſen, profit tout clair! Dann
ſieht auch Keiner, mit wem Du drin ſitzeſt.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/80>, abgerufen am 23.11.2024.
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