Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

leicht leicht getobt und auf Mittel gedacht haben, aus der unwillkommenen Lage sich loszuringen. Er hüllte sich, nachdem er seine Lage überlegt, ruhig in den Mantel und versuchte zu schlafen. Dieser erste Versuch mißlang. Eine Möglichkeit durchzuckte ihn. Außer dem Einen hatte er in Kurland keine Feinde. Nur von Diesem konnte der Gewaltstreich ausgehn; dann war keine freundliche Lösung denkbar. Aber möglich war eine Verwechselung der Person, denn er war nicht der erste Edelmann, den man nächtlich aufgegriffen hatte. Um deßhalb, als der Wagen durch tiefen Sand fuhr und es ringsumher todtenstill war, rief er mit lauter Stimme: Die ihr draußen diesen Wagen escortirt, könnt ihr mir Antwort geben, Wen ihr Ordre habt in der Art zu behandeln, wie es mit mir geschieht? Nicht daß ich mich widersetzen will, es möchte jedoch sein, daß ihr einen Falschen aufgegriffen habt, was euch weniger als mich unnöthigerweise in Ungelegenheit brächte. Also Antwort, wenn ihr dürft, und ich verspreche euch, so ich der bin, den euer Auftrag nennt, fürder mich so ruhig zu verhalten, daß ihr auf der Reise, sei sie nun lang oder kurz, wenig Sorge meinetwegen haben sollt.

Es blieb so still als vorhin. So dürft ihr mir doch ein Zeichen geben, wenn euch das Reden untersagt ist. Ich bin der Freiherr Theosophus Sacken. Wenn es der ist, den ihr gefangen nehmen solltet, so schlagt auf die Kutsche!

leicht leicht getobt und auf Mittel gedacht haben, aus der unwillkommenen Lage sich loszuringen. Er hüllte sich, nachdem er seine Lage überlegt, ruhig in den Mantel und versuchte zu schlafen. Dieser erste Versuch mißlang. Eine Möglichkeit durchzuckte ihn. Außer dem Einen hatte er in Kurland keine Feinde. Nur von Diesem konnte der Gewaltstreich ausgehn; dann war keine freundliche Lösung denkbar. Aber möglich war eine Verwechselung der Person, denn er war nicht der erste Edelmann, den man nächtlich aufgegriffen hatte. Um deßhalb, als der Wagen durch tiefen Sand fuhr und es ringsumher todtenstill war, rief er mit lauter Stimme: Die ihr draußen diesen Wagen escortirt, könnt ihr mir Antwort geben, Wen ihr Ordre habt in der Art zu behandeln, wie es mit mir geschieht? Nicht daß ich mich widersetzen will, es möchte jedoch sein, daß ihr einen Falschen aufgegriffen habt, was euch weniger als mich unnöthigerweise in Ungelegenheit brächte. Also Antwort, wenn ihr dürft, und ich verspreche euch, so ich der bin, den euer Auftrag nennt, fürder mich so ruhig zu verhalten, daß ihr auf der Reise, sei sie nun lang oder kurz, wenig Sorge meinetwegen haben sollt.

Es blieb so still als vorhin. So dürft ihr mir doch ein Zeichen geben, wenn euch das Reden untersagt ist. Ich bin der Freiherr Theosophus Sacken. Wenn es der ist, den ihr gefangen nehmen solltet, so schlagt auf die Kutsche!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="7">
        <p><pb facs="#f0087"/>
leicht leicht getobt und auf Mittel gedacht haben, aus der                unwillkommenen Lage sich loszuringen. Er hüllte sich, nachdem er seine Lage überlegt,                ruhig in den Mantel und versuchte zu schlafen. Dieser erste Versuch mißlang. Eine                Möglichkeit durchzuckte ihn. Außer dem Einen hatte er in Kurland keine Feinde. Nur                von Diesem konnte der Gewaltstreich ausgehn; dann war keine freundliche Lösung                denkbar. Aber möglich war eine Verwechselung der Person, denn er war nicht der erste                Edelmann, den man nächtlich aufgegriffen hatte. Um deßhalb, als der Wagen durch                tiefen Sand fuhr und es ringsumher todtenstill war, rief er mit lauter Stimme: Die                ihr draußen diesen Wagen escortirt, könnt ihr mir Antwort geben, Wen ihr Ordre habt                in der Art zu behandeln, wie es mit mir geschieht? Nicht daß ich mich widersetzen                will, es möchte jedoch sein, daß ihr einen Falschen aufgegriffen habt, was euch                weniger als mich unnöthigerweise in Ungelegenheit brächte. Also Antwort, wenn ihr                dürft, und ich verspreche euch, so ich der bin, den euer Auftrag nennt, fürder mich                so ruhig zu verhalten, daß ihr auf der Reise, sei sie nun lang oder kurz, wenig Sorge                meinetwegen haben sollt.</p><lb/>
        <p>Es blieb so still als vorhin. So dürft ihr mir doch ein Zeichen geben, wenn euch das                Reden untersagt ist. Ich bin der Freiherr Theosophus Sacken. Wenn es der ist, den ihr                gefangen nehmen solltet, so schlagt auf die Kutsche!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0087] leicht leicht getobt und auf Mittel gedacht haben, aus der unwillkommenen Lage sich loszuringen. Er hüllte sich, nachdem er seine Lage überlegt, ruhig in den Mantel und versuchte zu schlafen. Dieser erste Versuch mißlang. Eine Möglichkeit durchzuckte ihn. Außer dem Einen hatte er in Kurland keine Feinde. Nur von Diesem konnte der Gewaltstreich ausgehn; dann war keine freundliche Lösung denkbar. Aber möglich war eine Verwechselung der Person, denn er war nicht der erste Edelmann, den man nächtlich aufgegriffen hatte. Um deßhalb, als der Wagen durch tiefen Sand fuhr und es ringsumher todtenstill war, rief er mit lauter Stimme: Die ihr draußen diesen Wagen escortirt, könnt ihr mir Antwort geben, Wen ihr Ordre habt in der Art zu behandeln, wie es mit mir geschieht? Nicht daß ich mich widersetzen will, es möchte jedoch sein, daß ihr einen Falschen aufgegriffen habt, was euch weniger als mich unnöthigerweise in Ungelegenheit brächte. Also Antwort, wenn ihr dürft, und ich verspreche euch, so ich der bin, den euer Auftrag nennt, fürder mich so ruhig zu verhalten, daß ihr auf der Reise, sei sie nun lang oder kurz, wenig Sorge meinetwegen haben sollt. Es blieb so still als vorhin. So dürft ihr mir doch ein Zeichen geben, wenn euch das Reden untersagt ist. Ich bin der Freiherr Theosophus Sacken. Wenn es der ist, den ihr gefangen nehmen solltet, so schlagt auf die Kutsche!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/87
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/87>, abgerufen am 25.11.2024.