Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898."Ich danke dir! ich danke dir!" -- -- Ein Stuhl wurde fortgeschoben. Man vernahm "Ich danke dir! ich danke dir!" Sie hatte sich in dieser Stunde für immer von ihm "Ich danke dir! ich danke dir!" Als es nebenan längst still geworden war, und Sie wendete ihm den Rücken zu. Mit den Händen Aber er hatte nur in seiner Phantasie Fenia schon Lou Andreas-Salome, Fenitschka. 7
„Ich danke dir! ich danke dir!“ — — Ein Stuhl wurde fortgeſchoben. Man vernahm „Ich danke dir! ich danke dir!“ Sie hatte ſich in dieſer Stunde für immer von ihm „Ich danke dir! ich danke dir!“ Als es nebenan längſt ſtill geworden war, und Sie wendete ihm den Rücken zu. Mit den Händen Aber er hatte nur in ſeiner Phantaſie Fenia ſchon Lou Andreas-Salomé, Fenitſchka. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0101" n="97"/> <fw type="pageNum" place="top">— 97 —<lb/></fw> <p>„Ich danke dir! ich danke dir!“ — —<lb/> — — — — — — — — — — — —</p><lb/> <p>Ein Stuhl wurde fortgeſchoben. Man vernahm<lb/> nichts mehr. Nichts als das Geläute der Glocken, das<lb/> lauter und lauter anſchwoll und mit ſeinen feier¬<lb/> lichen Klängen wie ein Lobgeſang das ganze kleine<lb/> Zimmer erfüllte, — — und alle Glocken ſangen und<lb/> klangen:</p><lb/> <p>„Ich danke dir! ich danke dir!“<lb/> — — — — — — — — — — — —</p><lb/> <p>Sie hatte ſich in dieſer Stunde für immer von ihm<lb/> getrennt, — getrennt aus einem unerträglichen Zwie¬<lb/> ſpalt heraus, in den ſie mit ſich ſelber geraten war, aber<lb/> ſie dankte ihm, — ſie riß ſich los, um entſchloſſen in eine<lb/> ganz andre Exiſtenz zurückzukehren, aber ſie dankte ihm,<lb/> — und wenn ſie an ihn zurückdachte, vielleicht noch in<lb/> ihren ſpäteſten Tagen, würde ſie denken wie heute, über<lb/> allen Zwieſpalt hinaus:</p><lb/> <p>„Ich danke dir! ich danke dir!“<lb/> — — — — — — — — — — — — —</p><lb/> <p>Als es nebenan längſt ſtill geworden war, und<lb/> Max die Thür öffnete und eintrat, ſtand Fenia am<lb/> Fenſter.</p><lb/> <p>Sie wendete ihm den Rücken zu. Mit den Händen<lb/> hatte ſie in die Vorhänge hineingefaßt und ihr Geſicht<lb/> darin verborgen. Er ſah nur die gebeugte Rücken¬<lb/> linie, und es durchfuhr ihn das Gefühl, als hätte er<lb/> dies alles ſchon einmal erlebt —.</p><lb/> <p>Aber er hatte nur in ſeiner Phantaſie Fenia ſchon<lb/> einmal trauernd und gebeugt geſehen. —<lb/></p> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Lou Andreas-Salomé</hi>, Fenitſchka. 7<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [97/0101]
— 97 —
„Ich danke dir! ich danke dir!“ — —
— — — — — — — — — — — —
Ein Stuhl wurde fortgeſchoben. Man vernahm
nichts mehr. Nichts als das Geläute der Glocken, das
lauter und lauter anſchwoll und mit ſeinen feier¬
lichen Klängen wie ein Lobgeſang das ganze kleine
Zimmer erfüllte, — — und alle Glocken ſangen und
klangen:
„Ich danke dir! ich danke dir!“
— — — — — — — — — — — —
Sie hatte ſich in dieſer Stunde für immer von ihm
getrennt, — getrennt aus einem unerträglichen Zwie¬
ſpalt heraus, in den ſie mit ſich ſelber geraten war, aber
ſie dankte ihm, — ſie riß ſich los, um entſchloſſen in eine
ganz andre Exiſtenz zurückzukehren, aber ſie dankte ihm,
— und wenn ſie an ihn zurückdachte, vielleicht noch in
ihren ſpäteſten Tagen, würde ſie denken wie heute, über
allen Zwieſpalt hinaus:
„Ich danke dir! ich danke dir!“
— — — — — — — — — — — — —
Als es nebenan längſt ſtill geworden war, und
Max die Thür öffnete und eintrat, ſtand Fenia am
Fenſter.
Sie wendete ihm den Rücken zu. Mit den Händen
hatte ſie in die Vorhänge hineingefaßt und ihr Geſicht
darin verborgen. Er ſah nur die gebeugte Rücken¬
linie, und es durchfuhr ihn das Gefühl, als hätte er
dies alles ſchon einmal erlebt —.
Aber er hatte nur in ſeiner Phantaſie Fenia ſchon
einmal trauernd und gebeugt geſehen. —
Lou Andreas-Salomé, Fenitſchka. 7
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |