Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Dabei blies uns der Wind immerzu die breiten Benno hob meine Reisetasche vom Boden auf und "Deine Mutter, Tante Lisette, wird ganz außer sich "Ich gehe leise zu ihr hinein, -- gieb mir den Er schüttelte den Kopf und wies nach der Irren¬ "Ich muß noch dorthin, -- stets um diese Stunde Ich gab ihm beim Eintreten noch einmal die Hand. "Auf morgen!" wiederholte ich heiter, "da seh ich "Gute Nacht, Adine, Nimm die Hand fort, du "Ich muß dir noch sagen: es ist schön, daß Dabei blies uns der Wind immerzu die breiten Benno hob meine Reiſetaſche vom Boden auf und „Deine Mutter, Tante Liſette, wird ganz außer ſich „Ich gehe leiſe zu ihr hinein, — gieb mir den Er ſchüttelte den Kopf und wies nach der Irren¬ „Ich muß noch dorthin, — ſtets um dieſe Stunde Ich gab ihm beim Eintreten noch einmal die Hand. „Auf morgen!“ wiederholte ich heiter, „da ſeh ich „Gute Nacht, Adine, Nimm die Hand fort, du „Ich muß dir noch ſagen: es iſt ſchön, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="122"/> <fw type="pageNum" place="top">— 122 —<lb/></fw> <p>Dabei blies uns der Wind immerzu die breiten<lb/> Flocken ins Geſicht, während wir daſtanden und ſprachen,<lb/> wie wenn ich bereits zu Hauſe wäre, wie wenn ich dazu<lb/> nicht erſt einzutreten brauchte.</p><lb/> <p>Benno hob meine Reiſetaſche vom Boden auf und<lb/> bemerkte:</p><lb/> <p>„Deine Mutter, Tante Liſette, wird ganz außer ſich<lb/> vor Freude ſein. Sie konnte es kaum noch erwarten.“</p><lb/> <p>„Ich gehe leiſe zu ihr hinein, — gieb mir den<lb/> Schlüſſel,“ ſagte ich und trat neben ihm ans Haus,<lb/> „— oder kommſt du mit?“</p><lb/> <p>Er ſchüttelte den Kopf und wies nach der Irren¬<lb/> anſtalt hinüber.</p><lb/> <p>„Ich muß noch dorthin, — ſtets um dieſe Stunde<lb/> noch einmal inſpizieren —. Alſo auf morgen. Schlaf<lb/> gut daheim.“</p><lb/> <p>Ich gab ihm beim Eintreten noch einmal die Hand.</p><lb/> <p>„Auf morgen!“ wiederholte ich heiter, „da ſeh ich<lb/> dich alſo eigentlich wieder. Denn heut haben wir uns<lb/> ja noch keineswegs wiedergeſehen. Zwei Stimmen im<lb/> Dunkeln! Zwei Stimmen, die dem Wiederſehen voraus¬<lb/> gelaufen ſind. — — Und die nun aufhören müſſen zu<lb/> ſchwatzen.“</p><lb/> <p>„Gute Nacht, Adine, Nimm die Hand fort, du<lb/> klemmſt dich,“ ſagte er beim Schließen der Thür. Das<lb/> klang ſo nüchtern und ängſtlich, daß ich unwillkürlich<lb/> noch einmal zwei Finger in die Thürſpalte ſteckte. Ich<lb/> rief hinaus:</p><lb/> <p>„Ich muß dir noch ſagen: es iſt ſchön, daß<lb/> wir uns getroffen haben — im Schneegeſtöber am<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0126]
— 122 —
Dabei blies uns der Wind immerzu die breiten
Flocken ins Geſicht, während wir daſtanden und ſprachen,
wie wenn ich bereits zu Hauſe wäre, wie wenn ich dazu
nicht erſt einzutreten brauchte.
Benno hob meine Reiſetaſche vom Boden auf und
bemerkte:
„Deine Mutter, Tante Liſette, wird ganz außer ſich
vor Freude ſein. Sie konnte es kaum noch erwarten.“
„Ich gehe leiſe zu ihr hinein, — gieb mir den
Schlüſſel,“ ſagte ich und trat neben ihm ans Haus,
„— oder kommſt du mit?“
Er ſchüttelte den Kopf und wies nach der Irren¬
anſtalt hinüber.
„Ich muß noch dorthin, — ſtets um dieſe Stunde
noch einmal inſpizieren —. Alſo auf morgen. Schlaf
gut daheim.“
Ich gab ihm beim Eintreten noch einmal die Hand.
„Auf morgen!“ wiederholte ich heiter, „da ſeh ich
dich alſo eigentlich wieder. Denn heut haben wir uns
ja noch keineswegs wiedergeſehen. Zwei Stimmen im
Dunkeln! Zwei Stimmen, die dem Wiederſehen voraus¬
gelaufen ſind. — — Und die nun aufhören müſſen zu
ſchwatzen.“
„Gute Nacht, Adine, Nimm die Hand fort, du
klemmſt dich,“ ſagte er beim Schließen der Thür. Das
klang ſo nüchtern und ängſtlich, daß ich unwillkürlich
noch einmal zwei Finger in die Thürſpalte ſteckte. Ich
rief hinaus:
„Ich muß dir noch ſagen: es iſt ſchön, daß
wir uns getroffen haben — im Schneegeſtöber am
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |