Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898."Ja, schön -- und lustig! Später erzähl ich "Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno --" "Nun, was ist mit Benno?" "Ja, stell dir vor, er macht sich so leicht Gedanken "So. Thut Benno das?" bemerkte ich, und fühlte, "Ja. Aber warum errötest du denn darüber? Du "Aber nichts! Du kennst ihn ja. Wir sind eben "Nein, sage mir nur eins: du glaubst doch nicht, daß "Das kann ich wirklich nicht so genau wissen, "Aber Jesus, Kind! so etwas weiß man doch! -- -- Ich ließ den Kamm sinken und betrachtete im Spiegel „Ja, ſchön — und luſtig! Später erzähl ich „Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno —“ „Nun, was iſt mit Benno?“ „Ja, ſtell dir vor, er macht ſich ſo leicht Gedanken „So. Thut Benno das?“ bemerkte ich, und fühlte, „Ja. Aber warum erröteſt du denn darüber? Du „Aber nichts! Du kennſt ihn ja. Wir ſind eben „Nein, ſage mir nur eins: du glaubſt doch nicht, daß „Das kann ich wirklich nicht ſo genau wiſſen, „Aber Jeſus, Kind! ſo etwas weiß man doch! — — Ich ließ den Kamm ſinken und betrachtete im Spiegel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="126"/> <fw type="pageNum" place="top">— 126 —<lb/></fw> <p>„Ja, ſchön — und luſtig! Später erzähl ich<lb/> dir —“</p><lb/> <p>„Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno —“</p><lb/> <p>„Nun, was iſt mit Benno?“</p><lb/> <p>„Ja, ſtell dir vor, er macht ſich ſo leicht Gedanken<lb/> deinetwegen, — weil du ſo frei für dich lebſt, und weil<lb/> du ſo viel mit dem Tomaſi biſt, der Atelier an Atelier<lb/> mit dir wohnt, — und überhaupt —“</p><lb/> <p>„So. Thut Benno das?“ bemerkte ich, und fühlte,<lb/> wie eine Blutwelle mir ins Geſicht ſchoß.</p><lb/> <p>„Ja. Aber warum erröteſt du denn darüber? Du<lb/> biſt ja ganz rot geworden, — wirklich, Adine. Was iſt<lb/> es mit dem Tomaſi?“ fragte die Mutter ängſtlich.</p><lb/> <p>„Aber nichts! Du kennſt ihn ja. Wir ſind eben<lb/> Kollegen.“</p><lb/> <p>„Nein, ſage mir nur eins: du glaubſt doch nicht, daß<lb/> du dich in jemand verliebt haben könnteſt in dieſer Zeit?“</p><lb/> <p>„Das kann ich wirklich nicht ſo genau wiſſen,<lb/> Mama.“</p><lb/> <p>„Aber Jeſus, Kind! ſo etwas weiß man doch! — —<lb/> Nun, übrigens, dann iſt es auch nichts,“ ſagte die Mutter<lb/> beruhigt, und griff nach ihrem Kleide.</p><lb/> <p>Ich ließ den Kamm ſinken und betrachtete im Spiegel<lb/> nachdenklich mein eignes Bild. Mir fuhr der Gedanke<lb/> durch den Kopf, daß ich Benno auf ſeinen eigentüm¬<lb/> lichen Brief ziemlich wahrheitsgemäß hätte antworten<lb/> können: „wenn die Gerüchte unrecht haben, und du mit<lb/> deinen geheimen Zweifeln auch, ſo iſt das nur dein<lb/> eignes Verdienſt. Du haſt mich vielleicht auf lange<lb/> Zeit für mancherlei untauglich gemacht durch den allzu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0130]
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„Ja, ſchön — und luſtig! Später erzähl ich
dir —“
„Aber lieber nur mir allein, Adine, denn Benno —“
„Nun, was iſt mit Benno?“
„Ja, ſtell dir vor, er macht ſich ſo leicht Gedanken
deinetwegen, — weil du ſo frei für dich lebſt, und weil
du ſo viel mit dem Tomaſi biſt, der Atelier an Atelier
mit dir wohnt, — und überhaupt —“
„So. Thut Benno das?“ bemerkte ich, und fühlte,
wie eine Blutwelle mir ins Geſicht ſchoß.
„Ja. Aber warum erröteſt du denn darüber? Du
biſt ja ganz rot geworden, — wirklich, Adine. Was iſt
es mit dem Tomaſi?“ fragte die Mutter ängſtlich.
„Aber nichts! Du kennſt ihn ja. Wir ſind eben
Kollegen.“
„Nein, ſage mir nur eins: du glaubſt doch nicht, daß
du dich in jemand verliebt haben könnteſt in dieſer Zeit?“
„Das kann ich wirklich nicht ſo genau wiſſen,
Mama.“
„Aber Jeſus, Kind! ſo etwas weiß man doch! — —
Nun, übrigens, dann iſt es auch nichts,“ ſagte die Mutter
beruhigt, und griff nach ihrem Kleide.
Ich ließ den Kamm ſinken und betrachtete im Spiegel
nachdenklich mein eignes Bild. Mir fuhr der Gedanke
durch den Kopf, daß ich Benno auf ſeinen eigentüm¬
lichen Brief ziemlich wahrheitsgemäß hätte antworten
können: „wenn die Gerüchte unrecht haben, und du mit
deinen geheimen Zweifeln auch, ſo iſt das nur dein
eignes Verdienſt. Du haſt mich vielleicht auf lange
Zeit für mancherlei untauglich gemacht durch den allzu
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