Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898."-- Benno --!" sagte ich schwach, erschrocken, wie Der schwache Ausruf durchzitterte ihn förmlich. Mein Da streckte ich angstvoll meine Hand gegen ihn aus, "-- Nein -- nein! -- nicht! zu spät!" murmelte ich. Er richtete sich auf und legte die Hand über die Ohne ein Wort der Erwiderung verließ er das Ich starrte ihm nach. Ich weiß nicht, wie lange Ich war ja heimgekommen, um Reminiscenzen zu Dies da aber war keine Erinnerungsgewalt gewesen. „— Benno —!“ ſagte ich ſchwach, erſchrocken, wie Der ſchwache Ausruf durchzitterte ihn förmlich. Mein Da ſtreckte ich angſtvoll meine Hand gegen ihn aus, „— Nein — nein! — nicht! zu ſpät!“ murmelte ich. Er richtete ſich auf und legte die Hand über die Ohne ein Wort der Erwiderung verließ er das Ich ſtarrte ihm nach. Ich weiß nicht, wie lange Ich war ja heimgekommen, um Reminiscenzen zu Dies da aber war keine Erinnerungsgewalt geweſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="133"/> <fw type="pageNum" place="top">— 133 —<lb/></fw> <p>„— Benno —!“ ſagte ich ſchwach, erſchrocken, wie<lb/> jemand, der ſich wehren ſoll, und nicht kann.</p><lb/> <p>Der ſchwache Ausruf durchzitterte ihn förmlich. Mein<lb/> Gebaren mußte ihn in eine Zeit zurückverſetzen, wo mir<lb/> dieſes furchtſame Geſicht und dieſe furchtſame Stimme<lb/> ihm gegenüber natürlich waren. Unwillkürlich, wortlos,<lb/> faſt ohne zu atmen, beugte er ſich über mich —.</p><lb/> <p>Da ſtreckte ich angſtvoll meine Hand gegen ihn aus,<lb/> ſie mit einer unſichern Bewegung zwiſchen ſeine und<lb/> meine Augen ſchiebend, als müßte ſie ihm meinen Blick<lb/> verdecken und mich ſeinem Blick entziehen, wie einer un¬<lb/> kontrollierbaren Macht, die noch einmal mich mir ſelber<lb/> rauben könnte.</p><lb/> <p>„— Nein — nein! — nicht! zu ſpät!“ murmelte ich.</p><lb/> <p>Er richtete ſich auf und legte die Hand über die<lb/> Augen.</p><lb/> <p>Ohne ein Wort der Erwiderung verließ er das<lb/> Zimmer.</p><lb/> <p>Ich ſtarrte ihm nach. Ich weiß nicht, wie lange<lb/> ich da noch ſitzen blieb, in ſeinem Zimmer, in ſeinem<lb/> Seſſel.</p><lb/> <p>Ich war ja heimgekommen, um Reminiscenzen zu<lb/> feiern. Um in ein paar alte Erinnerungen niederzu¬<lb/> tauchen. Ich wollte mich ſogar an all dem freuen, was an<lb/> ihnen meinem jetzigen Geſchmack widerſtand, — denn all<lb/> das gehörte ja zu ihnen, und auf mein wirkliches Leben<lb/> hatte es keinen Einfluß.</p><lb/> <p>Dies da aber war keine Erinnerungsgewalt geweſen.<lb/> Nein, dies da war eine Lebensgewalt, eine Wirklichkeits¬<lb/> gewalt, die mich ſelber bedrohte. Konnte ich nicht fort?<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0137]
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„— Benno —!“ ſagte ich ſchwach, erſchrocken, wie
jemand, der ſich wehren ſoll, und nicht kann.
Der ſchwache Ausruf durchzitterte ihn förmlich. Mein
Gebaren mußte ihn in eine Zeit zurückverſetzen, wo mir
dieſes furchtſame Geſicht und dieſe furchtſame Stimme
ihm gegenüber natürlich waren. Unwillkürlich, wortlos,
faſt ohne zu atmen, beugte er ſich über mich —.
Da ſtreckte ich angſtvoll meine Hand gegen ihn aus,
ſie mit einer unſichern Bewegung zwiſchen ſeine und
meine Augen ſchiebend, als müßte ſie ihm meinen Blick
verdecken und mich ſeinem Blick entziehen, wie einer un¬
kontrollierbaren Macht, die noch einmal mich mir ſelber
rauben könnte.
„— Nein — nein! — nicht! zu ſpät!“ murmelte ich.
Er richtete ſich auf und legte die Hand über die
Augen.
Ohne ein Wort der Erwiderung verließ er das
Zimmer.
Ich ſtarrte ihm nach. Ich weiß nicht, wie lange
ich da noch ſitzen blieb, in ſeinem Zimmer, in ſeinem
Seſſel.
Ich war ja heimgekommen, um Reminiscenzen zu
feiern. Um in ein paar alte Erinnerungen niederzu¬
tauchen. Ich wollte mich ſogar an all dem freuen, was an
ihnen meinem jetzigen Geſchmack widerſtand, — denn all
das gehörte ja zu ihnen, und auf mein wirkliches Leben
hatte es keinen Einfluß.
Dies da aber war keine Erinnerungsgewalt geweſen.
Nein, dies da war eine Lebensgewalt, eine Wirklichkeits¬
gewalt, die mich ſelber bedrohte. Konnte ich nicht fort?
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