Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.sollst gar nicht so übereilt -- du sollst dir Zeit lassen, Er brach ab, weil im anstoßenden Wartezimmer eine Benno blickte unruhig auf die kleine Standuhr auf "Unmöglich kommt sie so früh," murmelte er ver¬ Doch schon pochte es leise, und er öffnete die Thür Sie begrüßte mich wie eine alte Bekannte, ohne "Wir sind gestern schon ganz schnell die besten "Das wundert mich gar nicht," erwiderte er mit "Nicht in allem!" sagte die kleine Verwachsene lä¬ ſollſt gar nicht ſo übereilt — du ſollſt dir Zeit laſſen, Er brach ab, weil im anſtoßenden Wartezimmer eine Benno blickte unruhig auf die kleine Standuhr auf „Unmöglich kommt ſie ſo früh,“ murmelte er ver¬ Doch ſchon pochte es leiſe, und er öffnete die Thür Sie begrüßte mich wie eine alte Bekannte, ohne „Wir ſind geſtern ſchon ganz ſchnell die beſten „Das wundert mich gar nicht,“ erwiderte er mit „Nicht in allem!“ ſagte die kleine Verwachſene lä¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="155"/><fw type="pageNum" place="top">— 155 —<lb/></fw>ſollſt gar nicht ſo übereilt — du ſollſt dir Zeit laſſen,<lb/> — prüfen —; nur mir von der Seele ſprechen mußt ich<lb/> es gegen dich —“</p><lb/> <p>Er brach ab, weil im anſtoßenden Wartezimmer eine<lb/> Thür knarrte; ein leichtes Geräuſch, wie von einem Stock,<lb/> der den Boden berührte, wurde hörbar.</p><lb/> <p>Benno blickte unruhig auf die kleine Standuhr auf<lb/> dem Kaminſims.</p><lb/> <p>„Unmöglich kommt ſie ſo früh,“ murmelte er ver¬<lb/> wirrt, „ich habe ihr doch geſtern abend die Stunde<lb/> genannt.“</p><lb/> <p>Doch ſchon pochte es leiſe, und er öffnete die Thür<lb/> ins Wartezimmer. Vor ihm, ganz hell vor Freude, Er¬<lb/> wartung und Ungeduld, ſtand die kleine Baroneſſe.</p><lb/> <p>Sie begrüßte mich wie eine alte Bekannte, ohne<lb/> irgend etwas von der Benommenheit zu merken, worin<lb/> ſie Benno und mich vorfand; ſie war dazu ſelbſt zu<lb/> benommen.</p><lb/> <p>„Wir ſind geſtern ſchon ganz ſchnell die beſten<lb/> Freunde geworden,“ erklärte ich Benno, der ihr den<lb/> Krückſtock aus der Hand nahm und ihr den bequemſten<lb/> Seſſel heranrückte.</p><lb/> <p>„Das wundert mich gar nicht,“ erwiderte er mit<lb/> der ruhigen und beruhigenden Stimme, die er als Arzt<lb/> zur Verfügung zu haben ſchien, wie eine bereitliegende<lb/> Maske, „du würdeſt auch in ganz Brieg ſchwerlich einen<lb/> zweiten Menſchen finden, mit dem du ſo gut zuſammen¬<lb/> paßt, wie die Baroneſſe Daniela.“</p><lb/> <p>„Nicht in allem!“ ſagte die kleine Verwachſene lä¬<lb/> chelnd, „man dürfte uns zum Beiſpiel ſchon nicht zuſammen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0159]
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ſollſt gar nicht ſo übereilt — du ſollſt dir Zeit laſſen,
— prüfen —; nur mir von der Seele ſprechen mußt ich
es gegen dich —“
Er brach ab, weil im anſtoßenden Wartezimmer eine
Thür knarrte; ein leichtes Geräuſch, wie von einem Stock,
der den Boden berührte, wurde hörbar.
Benno blickte unruhig auf die kleine Standuhr auf
dem Kaminſims.
„Unmöglich kommt ſie ſo früh,“ murmelte er ver¬
wirrt, „ich habe ihr doch geſtern abend die Stunde
genannt.“
Doch ſchon pochte es leiſe, und er öffnete die Thür
ins Wartezimmer. Vor ihm, ganz hell vor Freude, Er¬
wartung und Ungeduld, ſtand die kleine Baroneſſe.
Sie begrüßte mich wie eine alte Bekannte, ohne
irgend etwas von der Benommenheit zu merken, worin
ſie Benno und mich vorfand; ſie war dazu ſelbſt zu
benommen.
„Wir ſind geſtern ſchon ganz ſchnell die beſten
Freunde geworden,“ erklärte ich Benno, der ihr den
Krückſtock aus der Hand nahm und ihr den bequemſten
Seſſel heranrückte.
„Das wundert mich gar nicht,“ erwiderte er mit
der ruhigen und beruhigenden Stimme, die er als Arzt
zur Verfügung zu haben ſchien, wie eine bereitliegende
Maske, „du würdeſt auch in ganz Brieg ſchwerlich einen
zweiten Menſchen finden, mit dem du ſo gut zuſammen¬
paßt, wie die Baroneſſe Daniela.“
„Nicht in allem!“ ſagte die kleine Verwachſene lä¬
chelnd, „man dürfte uns zum Beiſpiel ſchon nicht zuſammen
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