Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.halb nun erst! -- O ich denke mir, ein solches armes "Das ist richtig. Manchmal sind sie sehr dankbar "Sie?" Fenia heftete voll Interesse ihre hellbraunen "Warum nicht ich?" "Weil ich mir vorstelle, daß solche Mädchen einem "Donnerwetter!" dachte er und sah sich Fenia ge¬ Waren Grisetten, junge Männer, Nachtcafes und "Diese Annahme würde ihr Vertrauen dem Manne halb nun erſt! — O ich denke mir, ein ſolches armes „Das iſt richtig. Manchmal ſind ſie ſehr dankbar „Sie?“ Fenia heftete voll Intereſſe ihre hellbraunen „Warum nicht ich?“ „Weil ich mir vorſtelle, daß ſolche Mädchen einem „Donnerwetter!“ dachte er und ſah ſich Fenia ge¬ Waren Griſetten, junge Männer, Nachtcafés und „Dieſe Annahme würde ihr Vertrauen dem Manne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="13"/><fw type="pageNum" place="top">— 13 —<lb/></fw>halb nun erſt! — O ich denke mir, ein ſolches armes<lb/> Ding muß nach einer freundlichen, einfach menſchlichen<lb/> Berührung lechzen.“</p><lb/> <p>„Das iſt richtig. Manchmal ſind ſie ſehr dankbar<lb/> dafür. Ich hab es mitunter auch ſchon beſtätigt ge¬<lb/> funden.“</p><lb/> <p>„Sie?“ Fenia heftete voll Intereſſe ihre hellbraunen<lb/> Augen auf ihn. Sie war ganz und gar bei der Sache.</p><lb/> <p>„Warum nicht ich?“</p><lb/> <p>„Weil ich mir vorſtelle, daß ſolche Mädchen einem<lb/> jeden Mann mit Mißtrauen begegnen, — müſſen ſie<lb/> nicht annehmen, er wolle von ihnen etwas ganz andres<lb/> als ihr Vertrauen?“</p><lb/> <p>„Donnerwetter!“ dachte er und ſah ſich Fenia ge¬<lb/> nauer an. Dieſer Grad von Unbefangenheit, womit<lb/> ſie über ſo heikle Dinge mit einem ihr ganz fremden<lb/> Manne ſprach, hier, in Paris, in der Nacht, in dieſem<lb/> Café, — und dabei ein Ausdruck in ihren Mienen, als<lb/> unterhielten ſie ſich über fremdländiſche Käfer.</p><lb/> <p>Waren Griſetten, junge Männer, Nachtcafés und<lb/> Liebesabenteuer ihr wirklich dermaßen fremdländiſche<lb/> Käfer?</p><lb/> <p>„Dieſe Annahme würde ihr Vertrauen dem Manne<lb/> gegenüber vermutlich gar nicht beeinträchtigen,“ entgegnete<lb/> er inzwiſchen Fenia auf ihre Frage, „denn daß er neben<lb/> ſeiner menſchlichen Anteilnahme vielleicht auch von ihnen<lb/> als — als Frauen etwas empfangen will, das halten<lb/> ſie für ganz natürlich. Das Gegenteil würde wohl gar<lb/> ihre Eitelkeit kränken und keinesfalls ihr Selbſtbewußt¬<lb/> ſein heben.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0017]
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halb nun erſt! — O ich denke mir, ein ſolches armes
Ding muß nach einer freundlichen, einfach menſchlichen
Berührung lechzen.“
„Das iſt richtig. Manchmal ſind ſie ſehr dankbar
dafür. Ich hab es mitunter auch ſchon beſtätigt ge¬
funden.“
„Sie?“ Fenia heftete voll Intereſſe ihre hellbraunen
Augen auf ihn. Sie war ganz und gar bei der Sache.
„Warum nicht ich?“
„Weil ich mir vorſtelle, daß ſolche Mädchen einem
jeden Mann mit Mißtrauen begegnen, — müſſen ſie
nicht annehmen, er wolle von ihnen etwas ganz andres
als ihr Vertrauen?“
„Donnerwetter!“ dachte er und ſah ſich Fenia ge¬
nauer an. Dieſer Grad von Unbefangenheit, womit
ſie über ſo heikle Dinge mit einem ihr ganz fremden
Manne ſprach, hier, in Paris, in der Nacht, in dieſem
Café, — und dabei ein Ausdruck in ihren Mienen, als
unterhielten ſie ſich über fremdländiſche Käfer.
Waren Griſetten, junge Männer, Nachtcafés und
Liebesabenteuer ihr wirklich dermaßen fremdländiſche
Käfer?
„Dieſe Annahme würde ihr Vertrauen dem Manne
gegenüber vermutlich gar nicht beeinträchtigen,“ entgegnete
er inzwiſchen Fenia auf ihre Frage, „denn daß er neben
ſeiner menſchlichen Anteilnahme vielleicht auch von ihnen
als — als Frauen etwas empfangen will, das halten
ſie für ganz natürlich. Das Gegenteil würde wohl gar
ihre Eitelkeit kränken und keinesfalls ihr Selbſtbewußt¬
ſein heben.“
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