Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Mit heiserer rauh klingender Stimme brachte er "Wenn du -- -- hast du -- -- ist ein an¬ Und als ich noch immer schwieg, ging er langsam "Dina! -- Dina! sage, daß es nicht wahr ist! Es durchfuhr mich in diesem Augenblicke doch, wie "Staub zu seinen Füßen, -- jetzt bin ich ihm das Und doch löste sich dabei etwas in meiner innersten Und dennoch war diese ganze Situation kein wirk¬ Mit heiſerer rauh klingender Stimme brachte er „Wenn du — — haſt du — — iſt ein an¬ Und als ich noch immer ſchwieg, ging er langſam „Dina! — Dina! ſage, daß es nicht wahr iſt! Es durchfuhr mich in dieſem Augenblicke doch, wie „Staub zu ſeinen Füßen, — jetzt bin ich ihm das Und doch löſte ſich dabei etwas in meiner innerſten Und dennoch war dieſe ganze Situation kein wirk¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0177" n="173"/> <fw type="pageNum" place="top">— 173 —<lb/></fw> <p>Mit heiſerer rauh klingender Stimme brachte er<lb/> hervor:</p><lb/> <p>„Wenn du — — haſt du — — iſt ein an¬<lb/> drer — —“</p><lb/> <p>Und als ich noch immer ſchwieg, ging er langſam<lb/> auf mich zu, und leiſe, ganz leiſe, als fürchtete er ſich vor<lb/> ſeiner eignen Stimme, ſagte er mit herzerſchütterndem<lb/> Ausdruck:</p><lb/> <p>„Dina! — Dina! ſage, daß es nicht wahr iſt!<lb/> daß du keine —“</p><lb/> <p>Es durchfuhr mich in dieſem Augenblicke doch, wie<lb/> von einem elektriſchen Schlag. Ich hörte nichts mehr und<lb/> ſah nichts mehr, ein ſeltſamer Schwindel ſchien mir alle<lb/> Gegenſtände und alle Gedanken zu verrücken und zu ver¬<lb/> wandeln.</p><lb/> <p>„Staub zu ſeinen Füßen, — jetzt bin ich ihm das<lb/> wirklich!“ dachte ich mir noch dumpf, und irgend eine<lb/> unklare Vorſtellung dämmerte dunkel in mir auf, daß<lb/> ſich da ſoeben etwas Sonderbares begäbe: irgend eine<lb/> wahnſinnige Selbſterniedrigung und Selbſtunterwerfung,<lb/> — irgend ein ſich zu Boden treten laſſen wollen —.</p><lb/> <p>Und doch löſte ſich dabei etwas in meiner innerſten<lb/> Seele, was ſich bis zum äußerſten geſtrafft und ge¬<lb/> ſpannt hatte wie ein Seelenkrampf, — und es über¬<lb/> flutete mich mit einer zitternden Glut, und es ſchrie auf<lb/> und frohlockte — —.</p><lb/> <p>Und dennoch war dieſe ganze Situation kein wirk¬<lb/> liches, kein wahrhaftes Erleben, ſondern ſie war von<lb/> mir nur geſchaffen, von Benno nur geglaubt, — ſie war<lb/> nur ein Schein, ein Bild, ein Traumerleben, — ein<lb/> Nichts. — — — — —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0177]
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Mit heiſerer rauh klingender Stimme brachte er
hervor:
„Wenn du — — haſt du — — iſt ein an¬
drer — —“
Und als ich noch immer ſchwieg, ging er langſam
auf mich zu, und leiſe, ganz leiſe, als fürchtete er ſich vor
ſeiner eignen Stimme, ſagte er mit herzerſchütterndem
Ausdruck:
„Dina! — Dina! ſage, daß es nicht wahr iſt!
daß du keine —“
Es durchfuhr mich in dieſem Augenblicke doch, wie
von einem elektriſchen Schlag. Ich hörte nichts mehr und
ſah nichts mehr, ein ſeltſamer Schwindel ſchien mir alle
Gegenſtände und alle Gedanken zu verrücken und zu ver¬
wandeln.
„Staub zu ſeinen Füßen, — jetzt bin ich ihm das
wirklich!“ dachte ich mir noch dumpf, und irgend eine
unklare Vorſtellung dämmerte dunkel in mir auf, daß
ſich da ſoeben etwas Sonderbares begäbe: irgend eine
wahnſinnige Selbſterniedrigung und Selbſtunterwerfung,
— irgend ein ſich zu Boden treten laſſen wollen —.
Und doch löſte ſich dabei etwas in meiner innerſten
Seele, was ſich bis zum äußerſten geſtrafft und ge¬
ſpannt hatte wie ein Seelenkrampf, — und es über¬
flutete mich mit einer zitternden Glut, und es ſchrie auf
und frohlockte — —.
Und dennoch war dieſe ganze Situation kein wirk¬
liches, kein wahrhaftes Erleben, ſondern ſie war von
mir nur geſchaffen, von Benno nur geglaubt, — ſie war
nur ein Schein, ein Bild, ein Traumerleben, — ein
Nichts. — — — — —
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