Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.da aufschaute, sah sie ihn zitternd vor Erregung über Sie schrie nicht auf. Sie zuckte nur zurück, bückte "Wie schade!" sagte sie dabei. Es entfuhr ihr fast bedauernd, zugleich im Ton Er stand einen Augenblick verdutzt da. Dann schwoll eine plötzliche Raserei in ihm auf, -- Fenia war wie eine Salzsäule stehn geblieben. Sie Aber konnte sie den Garcon herbeiläuten und sich Sie richtete ihre Augen, tief erschrocken, groß und da aufſchaute, ſah ſie ihn zitternd vor Erregung über Sie ſchrie nicht auf. Sie zuckte nur zurück, bückte „Wie ſchade!“ ſagte ſie dabei. Es entfuhr ihr faſt bedauernd, zugleich im Ton Er ſtand einen Augenblick verdutzt da. Dann ſchwoll eine plötzliche Raſerei in ihm auf, — Fenia war wie eine Salzſäule ſtehn geblieben. Sie Aber konnte ſie den Garçon herbeiläuten und ſich Sie richtete ihre Augen, tief erſchrocken, groß und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="23"/><fw type="pageNum" place="top">— 23 —<lb/></fw>da aufſchaute, ſah ſie ihn zitternd vor Erregung über<lb/> ſie geneigt, ganz nahe über ihrem Geſicht, und im Begriff,<lb/> ſie mit beiden Armen zu umfaſſen.</p><lb/> <p>Sie ſchrie nicht auf. Sie zuckte nur zurück, bückte<lb/> ſich ſchnell, um den Schirm aufzunehmen, der ihr bei<lb/> der Begrüßung des Hundes entglitten war, und wandte<lb/> ſich zur Thür.</p><lb/> <p>„Wie ſchade!“ ſagte ſie dabei.</p><lb/> <p>Es entfuhr ihr faſt bedauernd, zugleich im Ton<lb/> außerordentlichen Erſtaunens.</p><lb/> <p>Er ſtand einen Augenblick verdutzt da.</p><lb/> <p>Dann ſchwoll eine plötzliche Raſerei in ihm auf, —<lb/> ein blinder wütender Drang, ihr nur ja nicht den Willen<lb/> zu thun, und ohne noch ſelbſt recht zu wiſſen, was er<lb/> eigentlich damit bezweckte, ſtürzte er an ihr vorbei zur<lb/> Thür, riß den Schlüſſel heraus, drehte ihn von innen<lb/> im Schloß herum und ſteckte ihn darauf in ſeine Taſche.</p><lb/> <p>Fenia war wie eine Salzſäule ſtehn geblieben. Sie<lb/> war furchtbar erblaßt. Ihre Blicke irrten durch das<lb/> Zimmer, durch das Fenſter in den Hof, wo der Spatz<lb/> ſchrie, und blieben dann am hellen Klingelknopf der<lb/> elektriſchen Glocke haften.</p><lb/> <p>Aber konnte ſie den Garçon herbeiläuten und ſich<lb/> von ihm zu dieſer Stunde in dieſer Stube mit dem<lb/> Fremden finden laſſen? — Und in den Hof hinunter¬<lb/> ſpringen konnte ſie ja doch auch nicht. —</p><lb/> <p>Sie richtete ihre Augen, tief erſchrocken, groß und<lb/> fragend, auf ihn, grade als frage ſie ihn danach, was<lb/> nun zu thun ſei. Einen Augenblick lang war etwas Hilf¬<lb/> loſes und Hilfeheiſchendes über ihrer ganzen Geſtalt, wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
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da aufſchaute, ſah ſie ihn zitternd vor Erregung über
ſie geneigt, ganz nahe über ihrem Geſicht, und im Begriff,
ſie mit beiden Armen zu umfaſſen.
Sie ſchrie nicht auf. Sie zuckte nur zurück, bückte
ſich ſchnell, um den Schirm aufzunehmen, der ihr bei
der Begrüßung des Hundes entglitten war, und wandte
ſich zur Thür.
„Wie ſchade!“ ſagte ſie dabei.
Es entfuhr ihr faſt bedauernd, zugleich im Ton
außerordentlichen Erſtaunens.
Er ſtand einen Augenblick verdutzt da.
Dann ſchwoll eine plötzliche Raſerei in ihm auf, —
ein blinder wütender Drang, ihr nur ja nicht den Willen
zu thun, und ohne noch ſelbſt recht zu wiſſen, was er
eigentlich damit bezweckte, ſtürzte er an ihr vorbei zur
Thür, riß den Schlüſſel heraus, drehte ihn von innen
im Schloß herum und ſteckte ihn darauf in ſeine Taſche.
Fenia war wie eine Salzſäule ſtehn geblieben. Sie
war furchtbar erblaßt. Ihre Blicke irrten durch das
Zimmer, durch das Fenſter in den Hof, wo der Spatz
ſchrie, und blieben dann am hellen Klingelknopf der
elektriſchen Glocke haften.
Aber konnte ſie den Garçon herbeiläuten und ſich
von ihm zu dieſer Stunde in dieſer Stube mit dem
Fremden finden laſſen? — Und in den Hof hinunter¬
ſpringen konnte ſie ja doch auch nicht. —
Sie richtete ihre Augen, tief erſchrocken, groß und
fragend, auf ihn, grade als frage ſie ihn danach, was
nun zu thun ſei. Einen Augenblick lang war etwas Hilf¬
loſes und Hilfeheiſchendes über ihrer ganzen Geſtalt, wie
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