Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.Du weißt, es kann eine Ehre sein, Feinde zu haben! Sie schaute erstaunt und lächelnd auf. "Ich?! -- -- sicher nicht. -- Hat sich ein "Das wird ja ordentlich interessant," bemerkte Max Aber der Onkel teilte die heitere Stimmung nicht; "Ich bitte euch, es ernst zu nehmen," sagte er, beide "Wer ist es, der es behauptet?" warf Fenia ein. "Das eben möchte ich durchaus ermitteln: die erste "Mein Gott! daß du das so ruhig nehmen kannst!" Du weißt, es kann eine Ehre ſein, Feinde zu haben! Sie ſchaute erſtaunt und lächelnd auf. „Ich?! — — ſicher nicht. — Hat ſich ein „Das wird ja ordentlich intereſſant,“ bemerkte Max Aber der Onkel teilte die heitere Stimmung nicht; „Ich bitte euch, es ernſt zu nehmen,“ ſagte er, beide „Wer iſt es, der es behauptet?“ warf Fenia ein. „Das eben möchte ich durchaus ermitteln: die erſte „Mein Gott! daß du das ſo ruhig nehmen kannſt!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="44"/><fw type="pageNum" place="top">— 44 —<lb/></fw>Du weißt, es kann eine Ehre ſein, Feinde zu haben!<lb/> — — Kennſt du irgend jemand, der ein Intereſſe<lb/> daran hätte, dich zu verleumden?“</p><lb/> <p>Sie ſchaute erſtaunt und lächelnd auf.</p><lb/> <p>„Ich?! — — ſicher nicht. — Hat ſich ein<lb/> ſolcher Böſewicht gefunden?“</p><lb/> <p>„Das wird ja ordentlich intereſſant,“ bemerkte Max<lb/> Werner und ſtand auf, „da könnte ich am Ende noch hier<lb/> für Fenia gegen irgend einen ſibiriſchen Drachen zu Felde<lb/> ziehen?“</p><lb/> <p>Aber der Onkel teilte die heitere Stimmung nicht;<lb/> ſeine Miene blieb ſo feierlich und beſorgt wie zuvor.</p><lb/> <p>„Ich bitte euch, es ernſt zu nehmen,“ ſagte er, beide<lb/> Hände auf den Lehnen ſeines Seſſels, — „laß jetzt das<lb/> Spiel mit der Hündin, Fenia! Es iſt eine ganz abſcheu¬<lb/> liche Verleumdung, worum es ſich handelt. Jemand<lb/> behauptet, dich geſehen zu haben, — zu ſehr vorgerückter<lb/> Nachtſtunde in einer entlegenen Straße, — zuſammen<lb/> mit einem Herrn.“</p><lb/> <p>„Wer iſt es, der es behauptet?“ warf Fenia ein.</p><lb/> <p>„Das eben möchte ich durchaus ermitteln: die erſte<lb/> Quelle des Klatſches,“ erwiderte der Onkel unruhig, „mir<lb/> iſt die Mitteilung vom ſchändlichen Gerücht durch einen<lb/> erprobten alten Freund des Hauſes zugegangen, der ſich<lb/> mit mir darüber aufregt.“</p><lb/> <p>„Mein Gott! daß du das ſo ruhig nehmen kannſt!“<lb/> murmelte Nadeſchda, die neben Fenia ſaß, und langſam<lb/> ihren Kaffee ſchlürfte, „ich war ganz außer mir, wie ich<lb/> davon erfuhr. Wie ſchlecht iſt die Welt! Ich zerbrach<lb/> mir dermaßen den Kopf darüber, daß ich faſt meine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0048]
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Du weißt, es kann eine Ehre ſein, Feinde zu haben!
— — Kennſt du irgend jemand, der ein Intereſſe
daran hätte, dich zu verleumden?“
Sie ſchaute erſtaunt und lächelnd auf.
„Ich?! — — ſicher nicht. — Hat ſich ein
ſolcher Böſewicht gefunden?“
„Das wird ja ordentlich intereſſant,“ bemerkte Max
Werner und ſtand auf, „da könnte ich am Ende noch hier
für Fenia gegen irgend einen ſibiriſchen Drachen zu Felde
ziehen?“
Aber der Onkel teilte die heitere Stimmung nicht;
ſeine Miene blieb ſo feierlich und beſorgt wie zuvor.
„Ich bitte euch, es ernſt zu nehmen,“ ſagte er, beide
Hände auf den Lehnen ſeines Seſſels, — „laß jetzt das
Spiel mit der Hündin, Fenia! Es iſt eine ganz abſcheu¬
liche Verleumdung, worum es ſich handelt. Jemand
behauptet, dich geſehen zu haben, — zu ſehr vorgerückter
Nachtſtunde in einer entlegenen Straße, — zuſammen
mit einem Herrn.“
„Wer iſt es, der es behauptet?“ warf Fenia ein.
„Das eben möchte ich durchaus ermitteln: die erſte
Quelle des Klatſches,“ erwiderte der Onkel unruhig, „mir
iſt die Mitteilung vom ſchändlichen Gerücht durch einen
erprobten alten Freund des Hauſes zugegangen, der ſich
mit mir darüber aufregt.“
„Mein Gott! daß du das ſo ruhig nehmen kannſt!“
murmelte Nadeſchda, die neben Fenia ſaß, und langſam
ihren Kaffee ſchlürfte, „ich war ganz außer mir, wie ich
davon erfuhr. Wie ſchlecht iſt die Welt! Ich zerbrach
mir dermaßen den Kopf darüber, daß ich faſt meine
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