(Matth. 25, 46.) Darum bekennt die hei- lige Kirche laut und feierlich: "Ich glaube an ein ewiges Leben." - Auch deine Ver- nunft tritt dafür ein. Die menschliche Seele kann nach dem Tode, d. i. nach der Trennung vom Leibe, ewig fortleben, weil sie ein geistiges Wesen ist. Ein Geist ist einfach und nicht aus Teilen zu- sammengesetzt wie der Leib, darum kann sich die geistige Seele auch nicht in Teile auflösen, kann nicht sterben. Die Seele wird auch nach dem Tode ewig fortleben. Das war immer die allgemeine Ueberzeu- gung der Menschen. Und diese Ueber- zeugung hat ihre guten Gründe. Das er- hellt sofort, da sie sonst nicht so allgemein wäre, trotz der Verschiedenheiten der Völker und Zeitalter. Dann aber wird unsere Seele hienieden von einem nie ermüdenden Wahrheitsdrange beherrscht, doch dieser Drang wird in diesem Leben nicht erfüllt. Noch größer ist der Drang nach Glück, doch auch dieser wird auf Erden nicht gestillt. Höchst entsprechend ist es daher der Weisheit und Güte Gottes, daß diese Sehnsucht nach der vollen Wahrheit, nach vollkommener Glückseligkeit in einem jen- seitigen Leben befriedigt wird. - Auch Got- tes Gerechtigkeit und Heiligkeit bürgen für das Fortleben der Seele in der Ewigkeit. Gott muß das Gute belohnen und das Böse bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht und
(Matth. 25, 46.) Darum bekennt die hei- lige Kirche laut und feierlich: „Ich glaube an ein ewiges Leben.“ – Auch deine Ver- nunft tritt dafür ein. Die menschliche Seele kann nach dem Tode, d. i. nach der Trennung vom Leibe, ewig fortleben, weil sie ein geistiges Wesen ist. Ein Geist ist einfach und nicht aus Teilen zu- sammengesetzt wie der Leib, darum kann sich die geistige Seele auch nicht in Teile auflösen, kann nicht sterben. Die Seele wird auch nach dem Tode ewig fortleben. Das war immer die allgemeine Ueberzeu- gung der Menschen. Und diese Ueber- zeugung hat ihre guten Gründe. Das er- hellt sofort, da sie sonst nicht so allgemein wäre, trotz der Verschiedenheiten der Völker und Zeitalter. Dann aber wird unsere Seele hienieden von einem nie ermüdenden Wahrheitsdrange beherrscht, doch dieser Drang wird in diesem Leben nicht erfüllt. Noch größer ist der Drang nach Glück, doch auch dieser wird auf Erden nicht gestillt. Höchst entsprechend ist es daher der Weisheit und Güte Gottes, daß diese Sehnsucht nach der vollen Wahrheit, nach vollkommener Glückseligkeit in einem jen- seitigen Leben befriedigt wird. – Auch Got- tes Gerechtigkeit und Heiligkeit bürgen für das Fortleben der Seele in der Ewigkeit. Gott muß das Gute belohnen und das Böse bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht und
<TEI><text><body><divn="2"><div><div><p><pbfacs="#f0203"xml:id="F9_001_1921_pb0202_0001"n="202"/>
(Matth. 25, 46.) Darum bekennt die hei-<lb/>
lige Kirche laut und feierlich: <q>„Ich glaube<lb/>
an ein ewiges Leben.“</q>– Auch deine Ver-<lb/>
nunft tritt dafür ein. Die menschliche<lb/>
Seele <hirendition="#g">kann</hi> nach dem Tode, d. i. nach<lb/>
der Trennung vom Leibe, ewig fortleben,<lb/>
weil sie ein geistiges Wesen ist. Ein<lb/>
Geist ist einfach und nicht aus Teilen zu-<lb/>
sammengesetzt wie der Leib, darum kann<lb/>
sich die geistige Seele auch nicht in Teile<lb/>
auflösen, kann nicht sterben. Die Seele<lb/><hirendition="#g">wird</hi> auch nach dem Tode ewig fortleben.<lb/>
Das war immer die allgemeine Ueberzeu-<lb/>
gung der Menschen. Und diese Ueber-<lb/>
zeugung hat ihre guten Gründe. Das er-<lb/>
hellt sofort, da sie sonst nicht so allgemein<lb/>
wäre, trotz der Verschiedenheiten der<lb/>
Völker und Zeitalter. Dann aber wird<lb/>
unsere Seele hienieden von einem nie<lb/>
ermüdenden Wahrheitsdrange beherrscht,<lb/>
doch dieser Drang wird in diesem Leben<lb/>
nicht erfüllt. Noch größer ist der Drang nach<lb/>
Glück, doch auch dieser wird auf Erden nicht<lb/>
gestillt. Höchst entsprechend ist es daher<lb/>
der Weisheit und Güte Gottes, daß diese<lb/>
Sehnsucht nach der vollen Wahrheit, nach<lb/>
vollkommener Glückseligkeit in einem jen-<lb/>
seitigen Leben befriedigt wird. – Auch Got-<lb/>
tes Gerechtigkeit und Heiligkeit bürgen für<lb/>
das Fortleben der Seele in der Ewigkeit.<lb/>
Gott muß das Gute belohnen und das Böse<lb/>
bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[202/0203]
(Matth. 25, 46.) Darum bekennt die hei-
lige Kirche laut und feierlich: „Ich glaube
an ein ewiges Leben.“ – Auch deine Ver-
nunft tritt dafür ein. Die menschliche
Seele kann nach dem Tode, d. i. nach
der Trennung vom Leibe, ewig fortleben,
weil sie ein geistiges Wesen ist. Ein
Geist ist einfach und nicht aus Teilen zu-
sammengesetzt wie der Leib, darum kann
sich die geistige Seele auch nicht in Teile
auflösen, kann nicht sterben. Die Seele
wird auch nach dem Tode ewig fortleben.
Das war immer die allgemeine Ueberzeu-
gung der Menschen. Und diese Ueber-
zeugung hat ihre guten Gründe. Das er-
hellt sofort, da sie sonst nicht so allgemein
wäre, trotz der Verschiedenheiten der
Völker und Zeitalter. Dann aber wird
unsere Seele hienieden von einem nie
ermüdenden Wahrheitsdrange beherrscht,
doch dieser Drang wird in diesem Leben
nicht erfüllt. Noch größer ist der Drang nach
Glück, doch auch dieser wird auf Erden nicht
gestillt. Höchst entsprechend ist es daher
der Weisheit und Güte Gottes, daß diese
Sehnsucht nach der vollen Wahrheit, nach
vollkommener Glückseligkeit in einem jen-
seitigen Leben befriedigt wird. – Auch Got-
tes Gerechtigkeit und Heiligkeit bürgen für
das Fortleben der Seele in der Ewigkeit.
Gott muß das Gute belohnen und das Böse
bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/203>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.