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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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sehr lesenswerthes Kapitel gewidmet hat, wird theils da-
durch befördert, daß man der eigentlich nährenden, aber öfters
geschmacklosen Substanz einen angenehmen Geschmack zu geben
sucht, welches durch eine Menge sehr wohlfeiler Mittel, worun-
ter das Salz gehört, erhalten werden kann, und dann, daß man
dem schnellen Verschlucken vorbeugt und zum Kauen nöthigt.
Dieses Letztere wird nun durch die Brodschnitte befördert, die
an sich ziemlich geschmacklos sind. Man röstet sie deßwegen,
am besten in einer Fettigkeit, die das Eindringen des Wassers
und folglich das schnelle Zergehen derselben hindert, und daher
das Kauen um so nothwendiger macht."

So etwas will gefühlt und verstanden sein und wer's
nicht fühlt und versteht, hat kein Talent zur Tugend.

"Sie hat ein gut Gemüth, drum kocht sie gut" heißt's in
Lenau's Faust, und weiter:

"Ich hab's erfahren oft auf meinen Reisen
-- Bemerkt nun Faust mit schwatzhaftem Vergnügen --
Der Frauen Herz, voll rähselhaften Zügen,
Erprobt sich stets am Wohlschmack ihrer Speisen.
Wenn so ein gutes Weib kocht, brät und schürt,
Und in den Topf den Wunsch des Herzens rührt,
Daß es den Gästen schmecke und gedeihe,
Das giebt den Speisen erst die rechte Weihe."

Uebrigens stimme ich dem Dictum: moralische Vorlesun-
gen dürfen nicht zu lange dauern, vollkommen bei und bethätige
dieß meinerseits, indem ich schließe.




8*

ſehr leſenswerthes Kapitel gewidmet hat, wird theils da-
durch befoͤrdert, daß man der eigentlich naͤhrenden, aber oͤfters
geſchmackloſen Subſtanz einen angenehmen Geſchmack zu geben
ſucht, welches durch eine Menge ſehr wohlfeiler Mittel, worun-
ter das Salz gehoͤrt, erhalten werden kann, und dann, daß man
dem ſchnellen Verſchlucken vorbeugt und zum Kauen noͤthigt.
Dieſes Letztere wird nun durch die Brodſchnitte befoͤrdert, die
an ſich ziemlich geſchmacklos ſind. Man roͤſtet ſie deßwegen,
am beſten in einer Fettigkeit, die das Eindringen des Waſſers
und folglich das ſchnelle Zergehen derſelben hindert, und daher
das Kauen um ſo nothwendiger macht.“

So etwas will gefuͤhlt und verſtanden ſein und wer’s
nicht fuͤhlt und verſteht, hat kein Talent zur Tugend.

„Sie hat ein gut Gemuͤth, drum kocht ſie gut“ heißt’s in
Lenau’s Fauſt, und weiter:

„Ich hab’s erfahren oft auf meinen Reiſen
— Bemerkt nun Fauſt mit ſchwatzhaftem Vergnuͤgen —
Der Frauen Herz, voll raͤhſelhaften Zuͤgen,
Erprobt ſich ſtets am Wohlſchmack ihrer Speiſen.
Wenn ſo ein gutes Weib kocht, braͤt und ſchuͤrt,
Und in den Topf den Wunſch des Herzens ruͤhrt,
Daß es den Gaͤſten ſchmecke und gedeihe,
Das giebt den Speiſen erſt die rechte Weihe.“

Uebrigens ſtimme ich dem Dictum: moraliſche Vorleſun-
gen duͤrfen nicht zu lange dauern, vollkommen bei und bethaͤtige
dieß meinerſeits, indem ich ſchließe.




8*
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[115/0129] ſehr leſenswerthes Kapitel gewidmet hat, wird theils da- durch befoͤrdert, daß man der eigentlich naͤhrenden, aber oͤfters geſchmackloſen Subſtanz einen angenehmen Geſchmack zu geben ſucht, welches durch eine Menge ſehr wohlfeiler Mittel, worun- ter das Salz gehoͤrt, erhalten werden kann, und dann, daß man dem ſchnellen Verſchlucken vorbeugt und zum Kauen noͤthigt. Dieſes Letztere wird nun durch die Brodſchnitte befoͤrdert, die an ſich ziemlich geſchmacklos ſind. Man roͤſtet ſie deßwegen, am beſten in einer Fettigkeit, die das Eindringen des Waſſers und folglich das ſchnelle Zergehen derſelben hindert, und daher das Kauen um ſo nothwendiger macht.“ So etwas will gefuͤhlt und verſtanden ſein und wer’s nicht fuͤhlt und verſteht, hat kein Talent zur Tugend. „Sie hat ein gut Gemuͤth, drum kocht ſie gut“ heißt’s in Lenau’s Fauſt, und weiter: „Ich hab’s erfahren oft auf meinen Reiſen — Bemerkt nun Fauſt mit ſchwatzhaftem Vergnuͤgen — Der Frauen Herz, voll raͤhſelhaften Zuͤgen, Erprobt ſich ſtets am Wohlſchmack ihrer Speiſen. Wenn ſo ein gutes Weib kocht, braͤt und ſchuͤrt, Und in den Topf den Wunſch des Herzens ruͤhrt, Daß es den Gaͤſten ſchmecke und gedeihe, Das giebt den Speiſen erſt die rechte Weihe.“ Uebrigens ſtimme ich dem Dictum: moraliſche Vorleſun- gen duͤrfen nicht zu lange dauern, vollkommen bei und bethaͤtige dieß meinerſeits, indem ich ſchließe. 8*

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/129>, abgerufen am 21.11.2024.