Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.welches man aber nicht blos mit Wasser, sondern auch, nach Hufeland räth ferner, sobald man den ersten cariösen So viel über die Zähne. Ich komme nun zur Zunge. Neuere Versuche über den Geschmackssinn des Menschen welches man aber nicht blos mit Waſſer, ſondern auch, nach Hufeland raͤth ferner, ſobald man den erſten carioͤſen So viel uͤber die Zaͤhne. Ich komme nun zur Zunge. Neuere Verſuche uͤber den Geſchmacksſinn des Menſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="124"/> welches man aber nicht blos mit Waſſer, ſondern auch, nach<lb/> Bedarf, von Zeit zu Zeit mit Weingeiſt reinigt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Hufeland</hi> raͤth ferner, ſobald man den erſten carioͤſen<lb/> Zahn bemerkt, ſoll man ihn ſogleich herausnehmen laſſen; —<lb/> man ſage niemals „herausreißen“ weil dieſer Ausdruck den<lb/> Zahnkuͤnſtlern ſehr anſtoͤßig iſt — denn ſonſt ſteckt er die uͤbri-<lb/> gen an. Die Akten uͤber hierher gehoͤrige Erfahrungen ſind<lb/> aber, wie man uͤberall ſo ſchoͤn ſagt, noch nicht geſchloſſen; im<lb/> Gegentheil werden in hundert Faͤllen andere Zaͤhne ergriffen,<lb/> auch wenn der erſterkrankte gleich ausgezogen wurde. Es iſt<lb/> daher viel geſcheidter, <hi rendition="#g">Hildebrandt’s</hi> Rath zu folgen, naͤmlich:<lb/> zur Beſeitigung des Zahnſchmerzes eher alle andere Mittel (gegen<lb/> verdorbene Verdauung, Unordnung im Gallenſyſtem, Erkaͤltung,<lb/> Rheuma, Vollbluͤtigkeit, Wallung, Blutzudrang, Entzuͤndung<lb/> ꝛc. ꝛc.) anzuwenden und das Ausziehen des Zahnes nur als al-<lb/> lerletztes trauriges Mittel zu gebrauchen. Es iſt unverantwort-<lb/> lich, wie leichtſinnig und unbedenklich die Aerzte andern Leuten<lb/> die Zaͤhne herausreißen laſſen. Wohlgemerkt: <hi rendition="#g">Ein Zahn<lb/> iſt hoͤher zu achten, als ein Diamant</hi>. Leider erkennt und<lb/> fuͤhlt man die tiefe Wahrheit dieſes Ausſpruches, wenn es zu<lb/> ſpaͤt iſt, wie eben der gute <hi rendition="#g">Don Quixote</hi> auch erſt durch einen<lb/> gewiſſen Steinwurf grober, unritterlicher Schaͤfer darauf ge-<lb/> fuͤhrt wurde. Statt daß man aber dieſe Sentenz einer trau-<lb/> rigen Elegie zu Grunde legt, waͤr’s geſcheidter, einen jauchzen-<lb/> den Dithyrambus daraus zu machen, und ſich moͤglichſt vor<lb/> der Elegie zu huͤten.</p><lb/> <p>So viel uͤber die Zaͤhne. Ich komme nun zur Zunge.</p><lb/> <p>Neuere Verſuche uͤber den Geſchmacksſinn des Menſchen<lb/> lehren: daß die Lippen, der innere Theil der Backen, das Gau-<lb/> mengewoͤlbe, der Schlund, die Pfeiler des Gaumenſegels und<lb/> die untere Flaͤche der Zunge mit den Geſchmackswahrnehmungen<lb/> nichts zu thun haben, und daß die Verrichtungen des Ge-<lb/> ſchmacksſinnes vorzugsweiſe auf der hinteren und tieferen Parthie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
welches man aber nicht blos mit Waſſer, ſondern auch, nach
Bedarf, von Zeit zu Zeit mit Weingeiſt reinigt.
Hufeland raͤth ferner, ſobald man den erſten carioͤſen
Zahn bemerkt, ſoll man ihn ſogleich herausnehmen laſſen; —
man ſage niemals „herausreißen“ weil dieſer Ausdruck den
Zahnkuͤnſtlern ſehr anſtoͤßig iſt — denn ſonſt ſteckt er die uͤbri-
gen an. Die Akten uͤber hierher gehoͤrige Erfahrungen ſind
aber, wie man uͤberall ſo ſchoͤn ſagt, noch nicht geſchloſſen; im
Gegentheil werden in hundert Faͤllen andere Zaͤhne ergriffen,
auch wenn der erſterkrankte gleich ausgezogen wurde. Es iſt
daher viel geſcheidter, Hildebrandt’s Rath zu folgen, naͤmlich:
zur Beſeitigung des Zahnſchmerzes eher alle andere Mittel (gegen
verdorbene Verdauung, Unordnung im Gallenſyſtem, Erkaͤltung,
Rheuma, Vollbluͤtigkeit, Wallung, Blutzudrang, Entzuͤndung
ꝛc. ꝛc.) anzuwenden und das Ausziehen des Zahnes nur als al-
lerletztes trauriges Mittel zu gebrauchen. Es iſt unverantwort-
lich, wie leichtſinnig und unbedenklich die Aerzte andern Leuten
die Zaͤhne herausreißen laſſen. Wohlgemerkt: Ein Zahn
iſt hoͤher zu achten, als ein Diamant. Leider erkennt und
fuͤhlt man die tiefe Wahrheit dieſes Ausſpruches, wenn es zu
ſpaͤt iſt, wie eben der gute Don Quixote auch erſt durch einen
gewiſſen Steinwurf grober, unritterlicher Schaͤfer darauf ge-
fuͤhrt wurde. Statt daß man aber dieſe Sentenz einer trau-
rigen Elegie zu Grunde legt, waͤr’s geſcheidter, einen jauchzen-
den Dithyrambus daraus zu machen, und ſich moͤglichſt vor
der Elegie zu huͤten.
So viel uͤber die Zaͤhne. Ich komme nun zur Zunge.
Neuere Verſuche uͤber den Geſchmacksſinn des Menſchen
lehren: daß die Lippen, der innere Theil der Backen, das Gau-
mengewoͤlbe, der Schlund, die Pfeiler des Gaumenſegels und
die untere Flaͤche der Zunge mit den Geſchmackswahrnehmungen
nichts zu thun haben, und daß die Verrichtungen des Ge-
ſchmacksſinnes vorzugsweiſe auf der hinteren und tieferen Parthie
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