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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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der Zunge stattfinden. Es ist ferner ermittelt, daß mit größter
Energie die Basis oder hintere Parthie der Zunge schmecke, mit
etwas minderer die Zungenspitze, mit noch geringerer die Zun-
genränder, mit der geringsten Energie das Gaumensegel.

Manche schmeckende Körper, und darunter Milch, Butter,
Oel, Brod, Fleisch und eine große Menge von vorzugsweise
nährenden Substanzen, gewähren in der vorderen Partie des
Mundes nur einen Tasteindruck, und äußern ihren charakteristi-
schen Geschmack erst hinten. Daraus folgt unter Anderm, daß
man noch nicht befugt ist, zu urtheilen, wenn man blos mit
der Zungenspitze (primis labiis, wie der Lateiner sagt) etwas
versucht hat.

Ein schmeckbarer Körper giebt ferner nicht in der ganzen
Ausdehnung der Geschmacksfläche einen und denselben Geschmack.
Eine sehr große Menge Körper und besonders die Salze bieten
das sehr merkwürdige Faktum dar, daß die von ihnen in den
vorderen Partieen der Zunge bewirkte Geschmackswahrnehmung
gänzlich verschieden von der ist, die sie in der hintern Partie
hervorrufen.

Eben so ist ermittelt, daß die Säuren in der Regel besser
durch die Spitze und die Ränder der Zunge, und die basischen
Substanzen besser durch die Basis der Zunge geschmeckt wer-
den, daß die meisten weder sauren noch alkalischen Körper einen
einzigen Geschmack geben, und daß, jedoch mit großen Ausnah-
men, die Salze ihren sauren, salzigen, pikanten, styptischen
Geschmack an der Spitze und ihren bittern, metallischen, basi-
schen Geschmack auf der hintern Partie der Zunge wahrnehmen
lassen.

Der Galvanometer weist die Basis der Zunge als positiv
elektrisch, und die Spitze als negativ elektrisch nach. -- Manche
Körper rufen gar keine Geschmackswahrnehmung hervor, son-
dern geben sich blos durch ihren Geruch zu erkennen.


der Zunge ſtattfinden. Es iſt ferner ermittelt, daß mit groͤßter
Energie die Baſis oder hintere Parthie der Zunge ſchmecke, mit
etwas minderer die Zungenſpitze, mit noch geringerer die Zun-
genraͤnder, mit der geringſten Energie das Gaumenſegel.

Manche ſchmeckende Koͤrper, und darunter Milch, Butter,
Oel, Brod, Fleiſch und eine große Menge von vorzugsweiſe
naͤhrenden Subſtanzen, gewaͤhren in der vorderen Partie des
Mundes nur einen Taſteindruck, und aͤußern ihren charakteriſti-
ſchen Geſchmack erſt hinten. Daraus folgt unter Anderm, daß
man noch nicht befugt iſt, zu urtheilen, wenn man blos mit
der Zungenſpitze (primis labiis, wie der Lateiner ſagt) etwas
verſucht hat.

Ein ſchmeckbarer Koͤrper giebt ferner nicht in der ganzen
Ausdehnung der Geſchmacksflaͤche einen und denſelben Geſchmack.
Eine ſehr große Menge Koͤrper und beſonders die Salze bieten
das ſehr merkwuͤrdige Faktum dar, daß die von ihnen in den
vorderen Partieen der Zunge bewirkte Geſchmackswahrnehmung
gaͤnzlich verſchieden von der iſt, die ſie in der hintern Partie
hervorrufen.

Eben ſo iſt ermittelt, daß die Saͤuren in der Regel beſſer
durch die Spitze und die Raͤnder der Zunge, und die baſiſchen
Subſtanzen beſſer durch die Baſis der Zunge geſchmeckt wer-
den, daß die meiſten weder ſauren noch alkaliſchen Koͤrper einen
einzigen Geſchmack geben, und daß, jedoch mit großen Ausnah-
men, die Salze ihren ſauren, ſalzigen, pikanten, ſtyptiſchen
Geſchmack an der Spitze und ihren bittern, metalliſchen, baſi-
ſchen Geſchmack auf der hintern Partie der Zunge wahrnehmen
laſſen.

Der Galvanometer weiſt die Baſis der Zunge als poſitiv
elektriſch, und die Spitze als negativ elektriſch nach. — Manche
Koͤrper rufen gar keine Geſchmackswahrnehmung hervor, ſon-
dern geben ſich blos durch ihren Geruch zu erkennen.


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[125/0139] der Zunge ſtattfinden. Es iſt ferner ermittelt, daß mit groͤßter Energie die Baſis oder hintere Parthie der Zunge ſchmecke, mit etwas minderer die Zungenſpitze, mit noch geringerer die Zun- genraͤnder, mit der geringſten Energie das Gaumenſegel. Manche ſchmeckende Koͤrper, und darunter Milch, Butter, Oel, Brod, Fleiſch und eine große Menge von vorzugsweiſe naͤhrenden Subſtanzen, gewaͤhren in der vorderen Partie des Mundes nur einen Taſteindruck, und aͤußern ihren charakteriſti- ſchen Geſchmack erſt hinten. Daraus folgt unter Anderm, daß man noch nicht befugt iſt, zu urtheilen, wenn man blos mit der Zungenſpitze (primis labiis, wie der Lateiner ſagt) etwas verſucht hat. Ein ſchmeckbarer Koͤrper giebt ferner nicht in der ganzen Ausdehnung der Geſchmacksflaͤche einen und denſelben Geſchmack. Eine ſehr große Menge Koͤrper und beſonders die Salze bieten das ſehr merkwuͤrdige Faktum dar, daß die von ihnen in den vorderen Partieen der Zunge bewirkte Geſchmackswahrnehmung gaͤnzlich verſchieden von der iſt, die ſie in der hintern Partie hervorrufen. Eben ſo iſt ermittelt, daß die Saͤuren in der Regel beſſer durch die Spitze und die Raͤnder der Zunge, und die baſiſchen Subſtanzen beſſer durch die Baſis der Zunge geſchmeckt wer- den, daß die meiſten weder ſauren noch alkaliſchen Koͤrper einen einzigen Geſchmack geben, und daß, jedoch mit großen Ausnah- men, die Salze ihren ſauren, ſalzigen, pikanten, ſtyptiſchen Geſchmack an der Spitze und ihren bittern, metalliſchen, baſi- ſchen Geſchmack auf der hintern Partie der Zunge wahrnehmen laſſen. Der Galvanometer weiſt die Baſis der Zunge als poſitiv elektriſch, und die Spitze als negativ elektriſch nach. — Manche Koͤrper rufen gar keine Geſchmackswahrnehmung hervor, ſon- dern geben ſich blos durch ihren Geruch zu erkennen.

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/139>, abgerufen am 21.11.2024.