Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Blos ein Nichteßkünstler wird die vorgetragenen Be- Es ist Zeit, vom Einladen der Gäste zu sprechen, welches Mit Uebergehung alles ganz Bekannten und Trivialen, Welch' liebenswürdiger Anblick! nicht blos mit süßer Er- Durch diese Karten würde der Eingeladene zugleich an- Blos ein Nichteßkuͤnſtler wird die vorgetragenen Be- Es iſt Zeit, vom Einladen der Gaͤſte zu ſprechen, welches Mit Uebergehung alles ganz Bekannten und Trivialen, Welch’ liebenswuͤrdiger Anblick! nicht blos mit ſuͤßer Er- Durch dieſe Karten wuͤrde der Eingeladene zugleich an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="206"/> <p>Blos ein Nichteßkuͤnſtler wird die vorgetragenen Be-<lb/> merkungen fuͤr unwichtige Nebenſachen halten; ſie ſind nichts<lb/> weniger, obſchon das Eſſen ſelbſt unbeſtritten die Hauptſache<lb/> bleibt. Davon nachher!</p><lb/> <p>Es iſt Zeit, vom Einladen der Gaͤſte zu ſprechen, welches<lb/> vielleicht ſchon fruͤher haͤtte geſchehen ſollen.</p><lb/> <p>Mit Uebergehung alles ganz Bekannten und Trivialen,<lb/> welches ich uͤberhaupt nach Kraͤften und Moͤglichkeit, und wo<lb/> nicht hoͤhere Zwecke darauf Ruͤckſicht zu nehmen fordern, liegen<lb/> laſſe, welches ſich uͤberdieß am allerwenigſten gerade fuͤr dieſe<lb/> Vorleſung eignete, obſchon fuͤr die vorige, erlaube ich mir<lb/> nur zu bemerken, daß Einladungskarten zu Gaſtmaͤhlern ſich<lb/> ſehr ſchoͤn ausnehmen wuͤrden, wenn ſie mit Emblemen und<lb/> Arabesken verziert waͤren, die in andeutenden Beziehungen zu<lb/> den zu erwartenden Speiſen ſtaͤnden. Man wuͤrde wohl mit<lb/> einem Dutzend verſchiedener Muſter ausreichen, die vielleicht<lb/> auch die betreffenden Monatshieroglyphen enthalten duͤrften.</p><lb/> <p>Welch’ liebenswuͤrdiger Anblick! nicht blos mit ſuͤßer Er-<lb/> wartung des Bevorſtehenden zu betrachten, ſondern auch die<lb/> ſchoͤnſten Erinnerungen zu vergegenwaͤrtigen geeignet. — Da<lb/> es Sitte iſt, erhaltene Viſitenkarten an den Spiegel zu ſtecken,<lb/> um Beſuchenden auf verbluͤmte Art zu verſtehen zu geben, mit<lb/> welch’ anſehnlichen Perſonen man verkehre, — die, worauf<lb/> keine Wappen oder Titel ſtehen, wirſt man billig weg — ſo<lb/> wuͤrden ſowohl zu dieſer Abſicht, als uͤberhaupt ſolche ange-<lb/> nehm und geſchmackvoll verzierte Einladungskarten zur Schau<lb/> aufgeſteckt, die Blicke beſonders auf ſich ziehen und auch auf<lb/> Andere den erfreulichſten mundwaͤſſerndſten Eindruck machen.</p><lb/> <p>Durch dieſe Karten wuͤrde der Eingeladene zugleich an-<lb/> muthigſt auf das vorbereitet, was er zu erwarten, worauf er<lb/> ſich zu freuen hat. Man iſt mit Recht von der beſcheiden prah-<lb/> lenden Einladung „auf einen Loͤffel Suppe“ zuruͤckgekommen;<lb/> man ſollte auch die Unbeſtimmtheit und objektive Inhaltloſigkeit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0220]
Blos ein Nichteßkuͤnſtler wird die vorgetragenen Be-
merkungen fuͤr unwichtige Nebenſachen halten; ſie ſind nichts
weniger, obſchon das Eſſen ſelbſt unbeſtritten die Hauptſache
bleibt. Davon nachher!
Es iſt Zeit, vom Einladen der Gaͤſte zu ſprechen, welches
vielleicht ſchon fruͤher haͤtte geſchehen ſollen.
Mit Uebergehung alles ganz Bekannten und Trivialen,
welches ich uͤberhaupt nach Kraͤften und Moͤglichkeit, und wo
nicht hoͤhere Zwecke darauf Ruͤckſicht zu nehmen fordern, liegen
laſſe, welches ſich uͤberdieß am allerwenigſten gerade fuͤr dieſe
Vorleſung eignete, obſchon fuͤr die vorige, erlaube ich mir
nur zu bemerken, daß Einladungskarten zu Gaſtmaͤhlern ſich
ſehr ſchoͤn ausnehmen wuͤrden, wenn ſie mit Emblemen und
Arabesken verziert waͤren, die in andeutenden Beziehungen zu
den zu erwartenden Speiſen ſtaͤnden. Man wuͤrde wohl mit
einem Dutzend verſchiedener Muſter ausreichen, die vielleicht
auch die betreffenden Monatshieroglyphen enthalten duͤrften.
Welch’ liebenswuͤrdiger Anblick! nicht blos mit ſuͤßer Er-
wartung des Bevorſtehenden zu betrachten, ſondern auch die
ſchoͤnſten Erinnerungen zu vergegenwaͤrtigen geeignet. — Da
es Sitte iſt, erhaltene Viſitenkarten an den Spiegel zu ſtecken,
um Beſuchenden auf verbluͤmte Art zu verſtehen zu geben, mit
welch’ anſehnlichen Perſonen man verkehre, — die, worauf
keine Wappen oder Titel ſtehen, wirſt man billig weg — ſo
wuͤrden ſowohl zu dieſer Abſicht, als uͤberhaupt ſolche ange-
nehm und geſchmackvoll verzierte Einladungskarten zur Schau
aufgeſteckt, die Blicke beſonders auf ſich ziehen und auch auf
Andere den erfreulichſten mundwaͤſſerndſten Eindruck machen.
Durch dieſe Karten wuͤrde der Eingeladene zugleich an-
muthigſt auf das vorbereitet, was er zu erwarten, worauf er
ſich zu freuen hat. Man iſt mit Recht von der beſcheiden prah-
lenden Einladung „auf einen Loͤffel Suppe“ zuruͤckgekommen;
man ſollte auch die Unbeſtimmtheit und objektive Inhaltloſigkeit
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