"Ein halbes Dutzend guter Freunde höchstens Um einen kleinen, runden Tisch, ein Gläschen Tokaierwein, ein offnes Herz dabei Und ein vernünftiges Gespräch -- so lieb' ich's."
Buttler antwortet: "Ja, wenn man's haben kann, ich halt' es mit."
Ich auch; bis auf den runden Tisch; ächter Tokaier ist ohnehin so selten, als ein vernünftiges Gespräch. Ohne Jemand in seinem Urtheil im mindesten vorgreifen zu wollen, finde ich den runden Tisch als Eßtisch nicht empfehlenswerth. Man denke nur darüber nach, wenn man die Inconvenienz nicht aus Erfahrung kennt.
[Abbildung]
Ich ziehe oblonge Tische entschieden vor. Aber sie müssen gehörige Breite haben, daß man Erwünschtes in der Nähe er- reichen kann, und Raum findet, Platten, von denen man ge- nommen, und welche nicht weiter befördert werden, sondern auf dem Tische bleiben sollen, wegzustellen.
In Nancy stieß ich auf merkwürdig niedrige Tische (was ich in Frankreich überhaupt öfter wiederfand); aber die eben- falls sehr niedrigen Stühle (auch die Fenster) standen im rich- tigsten Verhältnisse damit. So befremdend der Anblick war, wenn man in die Stube trat, Alles so tief unter sich zu sehen, so überaus bequem fand ich das Ganze, welches wohl Nach- ahmung verdiente.
„Ein halbes Dutzend guter Freunde hoͤchſtens Um einen kleinen, runden Tiſch, ein Glaͤschen Tokaierwein, ein offnes Herz dabei Und ein vernuͤnftiges Geſpraͤch — ſo lieb’ ich’s.“
Buttler antwortet: „Ja, wenn man’s haben kann, ich halt’ es mit.“
Ich auch; bis auf den runden Tiſch; aͤchter Tokaier iſt ohnehin ſo ſelten, als ein vernuͤnftiges Geſpraͤch. Ohne Jemand in ſeinem Urtheil im mindeſten vorgreifen zu wollen, finde ich den runden Tiſch als Eßtiſch nicht empfehlenswerth. Man denke nur daruͤber nach, wenn man die Inconvenienz nicht aus Erfahrung kennt.
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Ich ziehe oblonge Tiſche entſchieden vor. Aber ſie muͤſſen gehoͤrige Breite haben, daß man Erwuͤnſchtes in der Naͤhe er- reichen kann, und Raum findet, Platten, von denen man ge- nommen, und welche nicht weiter befoͤrdert werden, ſondern auf dem Tiſche bleiben ſollen, wegzuſtellen.
In Nancy ſtieß ich auf merkwuͤrdig niedrige Tiſche (was ich in Frankreich uͤberhaupt oͤfter wiederfand); aber die eben- falls ſehr niedrigen Stuͤhle (auch die Fenſter) ſtanden im rich- tigſten Verhaͤltniſſe damit. So befremdend der Anblick war, wenn man in die Stube trat, Alles ſo tief unter ſich zu ſehen, ſo uͤberaus bequem fand ich das Ganze, welches wohl Nach- ahmung verdiente.
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„Ein halbes Dutzend guter Freunde hoͤchſtens
Um einen kleinen, runden Tiſch, ein Glaͤschen
Tokaierwein, ein offnes Herz dabei
Und ein vernuͤnftiges Geſpraͤch — ſo lieb’ ich’s.“
Buttler antwortet:
„Ja, wenn man’s haben kann, ich halt’ es mit.“
Ich auch; bis auf den runden Tiſch; aͤchter Tokaier iſt
ohnehin ſo ſelten, als ein vernuͤnftiges Geſpraͤch. Ohne Jemand
in ſeinem Urtheil im mindeſten vorgreifen zu wollen, finde ich
den runden Tiſch als Eßtiſch nicht empfehlenswerth. Man
denke nur daruͤber nach, wenn man die Inconvenienz nicht aus
Erfahrung kennt.
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Ich ziehe oblonge Tiſche entſchieden vor. Aber ſie muͤſſen
gehoͤrige Breite haben, daß man Erwuͤnſchtes in der Naͤhe er-
reichen kann, und Raum findet, Platten, von denen man ge-
nommen, und welche nicht weiter befoͤrdert werden, ſondern auf
dem Tiſche bleiben ſollen, wegzuſtellen.
In Nancy ſtieß ich auf merkwuͤrdig niedrige Tiſche (was
ich in Frankreich uͤberhaupt oͤfter wiederfand); aber die eben-
falls ſehr niedrigen Stuͤhle (auch die Fenſter) ſtanden im rich-
tigſten Verhaͤltniſſe damit. So befremdend der Anblick war,
wenn man in die Stube trat, Alles ſo tief unter ſich zu ſehen,
ſo uͤberaus bequem fand ich das Ganze, welches wohl Nach-
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/219>, abgerufen am 16.02.2025.
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