Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.nicht selten auf so flache, wenig concave Salzfässer, namentlich Glasglocken deckt man zwar sehr zweckmäßig über Limbur- Eine Front Soldaten stellt man zwar so auf, daß sie, nach Man lade nicht mehr Gäste, als man bequem und anstän- Schiller läßt den Octavio Piccolomini zu Buttler nicht ſelten auf ſo flache, wenig concave Salzfaͤſſer, namentlich Glasglocken deckt man zwar ſehr zweckmaͤßig uͤber Limbur- Eine Front Soldaten ſtellt man zwar ſo auf, daß ſie, nach Man lade nicht mehr Gaͤſte, als man bequem und anſtaͤn- Schiller laͤßt den Octavio Piccolomini zu Buttler <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0218" n="204"/> nicht ſelten auf ſo flache, wenig concave Salzfaͤſſer, namentlich<lb/> glaͤſerne, daß man kaum eine ergiebige Meſſerſpitze daraus zu<lb/> nehmen vermag. Dieſe verdienten vernichtet zu werden.</p><lb/> <p>Glasglocken deckt man zwar ſehr zweckmaͤßig uͤber Limbur-<lb/> ger Kaͤſe (<hi rendition="#g">Peter’s des Großen</hi> Liebling) und andere Subſtan-<lb/> zen von etwas indiskretem Geruche; ſie waͤren jedoch auch zur<lb/> Warmhaltung anderer Gerichte ebenfalls fuͤglich oͤfter zu ad-<lb/> hibiren.</p><lb/> <p>Eine Front Soldaten ſtellt man zwar ſo auf, daß ſie, nach<lb/> dem militaͤriſchen Terminus: die Fuͤhlung haben, d. h. zu<lb/> Deutſch, daß ſie ſich mit den Ellenbogen beruͤhren. Leider erin-<lb/> nere ich mich der Pein, bei Tiſche eben ſo militaͤriſch placirt ge-<lb/> weſen zu ſein. Nichts iſt tadelnswerther!</p><lb/> <p>Man lade nicht mehr Gaͤſte, als man bequem und anſtaͤn-<lb/> dig placiren kann. So war ich einmal auf das Landhaus eines<lb/> ſehr verehrten Edelmanns geladen, welches zwar ſonſt in allen<lb/> Beziehungen ſehr ſchoͤn, namentlich aber in der Raͤumlichkeit<lb/> des, zwar ebenfalls ſehr geſchmackvollen, Speiſeſaals fuͤr die<lb/> Menge der Gaͤſte viel zu klein war. Blos Maͤdchen und Frauen<lb/> fanden an der Tafel Platz, wir Maͤnner mochten ſehen, wo wir<lb/> ſonſt Raum und Unterlage fuͤr unſere Teller fanden. Ich er-<lb/> mittelte ein allein noch freies ſchmales Fenſtergeſimſe und fing<lb/> froͤhlich an zu ſchneiden, als ſich der Porzellan-Teller (es war<lb/> ein ſchoͤner Kupferſtich der Treue darauf abgedruckt) uͤberſchlug,<lb/> zu Boden fiel, und ſchallend aus einander brach. Ich machte<lb/> mir aber gar nichts daraus. Es mochte dem Wirth zur Lektion<lb/> dienen. Aber fuͤr den delicaten Weſtphaͤliſchen Schinken war’s<lb/> um ſo mehr Schade, als mir damals die Weſtphaͤliſchen Schin-<lb/> ken und Goͤttinger Wuͤrſte viel beſſer behagten, als jetzt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Schiller</hi> laͤßt den <hi rendition="#g">Octavio Piccolomini</hi> zu <hi rendition="#g">Buttler</hi><lb/> ſagen:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [204/0218]
nicht ſelten auf ſo flache, wenig concave Salzfaͤſſer, namentlich
glaͤſerne, daß man kaum eine ergiebige Meſſerſpitze daraus zu
nehmen vermag. Dieſe verdienten vernichtet zu werden.
Glasglocken deckt man zwar ſehr zweckmaͤßig uͤber Limbur-
ger Kaͤſe (Peter’s des Großen Liebling) und andere Subſtan-
zen von etwas indiskretem Geruche; ſie waͤren jedoch auch zur
Warmhaltung anderer Gerichte ebenfalls fuͤglich oͤfter zu ad-
hibiren.
Eine Front Soldaten ſtellt man zwar ſo auf, daß ſie, nach
dem militaͤriſchen Terminus: die Fuͤhlung haben, d. h. zu
Deutſch, daß ſie ſich mit den Ellenbogen beruͤhren. Leider erin-
nere ich mich der Pein, bei Tiſche eben ſo militaͤriſch placirt ge-
weſen zu ſein. Nichts iſt tadelnswerther!
Man lade nicht mehr Gaͤſte, als man bequem und anſtaͤn-
dig placiren kann. So war ich einmal auf das Landhaus eines
ſehr verehrten Edelmanns geladen, welches zwar ſonſt in allen
Beziehungen ſehr ſchoͤn, namentlich aber in der Raͤumlichkeit
des, zwar ebenfalls ſehr geſchmackvollen, Speiſeſaals fuͤr die
Menge der Gaͤſte viel zu klein war. Blos Maͤdchen und Frauen
fanden an der Tafel Platz, wir Maͤnner mochten ſehen, wo wir
ſonſt Raum und Unterlage fuͤr unſere Teller fanden. Ich er-
mittelte ein allein noch freies ſchmales Fenſtergeſimſe und fing
froͤhlich an zu ſchneiden, als ſich der Porzellan-Teller (es war
ein ſchoͤner Kupferſtich der Treue darauf abgedruckt) uͤberſchlug,
zu Boden fiel, und ſchallend aus einander brach. Ich machte
mir aber gar nichts daraus. Es mochte dem Wirth zur Lektion
dienen. Aber fuͤr den delicaten Weſtphaͤliſchen Schinken war’s
um ſo mehr Schade, als mir damals die Weſtphaͤliſchen Schin-
ken und Goͤttinger Wuͤrſte viel beſſer behagten, als jetzt.
Schiller laͤßt den Octavio Piccolomini zu Buttler
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