Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.kaum einer Erwähnung, wäre nicht in Semilasso's vorletztem In Berlin giebt man neuerdings zu Krebsen rosenfarbene In Gasthäusern trifft man häufig den lobenswerthen Ge- So sollte man sich auch nicht damit begnügen, blos ein- kaum einer Erwaͤhnung, waͤre nicht in Semilaſſo’s vorletztem In Berlin giebt man neuerdings zu Krebſen roſenfarbene In Gaſthaͤuſern trifft man haͤufig den lobenswerthen Ge- So ſollte man ſich auch nicht damit begnuͤgen, blos ein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0217" n="203"/> kaum einer Erwaͤhnung, waͤre nicht in <hi rendition="#g">Semilaſſo</hi>’s vorletztem<lb/> Weltgang bemerkt, daß ſelbſt an vielen Deutſchen Hoͤfen das<lb/> Silbergeſchirr, wegen Mangel des Putzens, oft wie Zinn<lb/> ausſaͤhe.</p><lb/> <p>In Berlin giebt man neuerdings zu Krebſen roſenfarbene<lb/> Servietten. Wer die Klagen reinlicher Hausfrauen gehoͤrt,<lb/> wie ſchwer weiße Servietten von allen Krebsfleckenſpuren zu<lb/> befreien ſind, wird jene, und ſich ſelbſt dadurch, zu empfehlen<lb/> wiſſen.</p><lb/> <p>In Gaſthaͤuſern trifft man haͤufig den lobenswerthen Ge-<lb/> brauch, daß Zahnſtocher auf und in allerlei kuͤnſtlichen, ſinnigen<lb/> Vorrichtungen, — z. B. mit Zahnſtochern gefuͤllte Koͤcher tra-<lb/> genden Amoretten, Stachelſchweinen und dergleichen — zum<lb/> Gebrauch der Gaͤſte auf der Tafel ſtehen. Man giebt dieſe<lb/> Zahnſtocher auch aus wohlriechendem Holze. Ich halte das<lb/> Einfachere fuͤr beſſer. Daß man aber Zahnſtocher uͤberhaupt<lb/> zur Verfuͤgung ſtellt, verdiente auch bei Privatgaſtmaͤhlern<lb/> fleißigere Nachahmung. Der wahre Eßkuͤnſtler wird zwar eben<lb/> ſo wenig jemals ohne Zahnſtocher ausgehen, als der Trinker<lb/> ohne Pfropfzieher, der Offizier ohne Degen, die Hoffnung ohne<lb/> Anker oder mein Freund <hi rendition="#aq">S.</hi> ohne Regenſchirm; aber es iſt ja<lb/> nicht jeder, der ißt, ein Eßkuͤnſtler und <hi rendition="#aq">„Superflua non nocent“</hi><lb/> ſagt der Juriſt.</p><lb/> <p>So ſollte man ſich auch nicht damit begnuͤgen, blos ein-<lb/> fache Salzfaͤſſer auf den Tiſch zu ſtellen, ſondern wohlaſſortirte<lb/> complete Gewuͤrzbuͤchſen, die zwar nicht gerade von oder nach<lb/><hi rendition="#g">Benvenuto Cellini</hi> zu ſein brauchen, aber doch ſonſt eine<lb/> anmuthige Form haben ſollten. Moͤge man dieſen unmaß-<lb/> geblichen Vorſchlag nicht befremdlich finden, ſondern lieber dar-<lb/> auf eingehen. Der Eßkuͤnſtler wird ſich zwar nur mit der<lb/> hoͤchſten Sparſamkeit der Gewuͤrze bedienen, aber eben ſo ungern<lb/> dieſelben vermiſſen, wo er Einzelnes zu ergaͤnzen, zu vervoll-<lb/> ſtaͤndigen, zu verbeſſern noͤthig findet. Uebrigens ſtoͤßt man<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0217]
kaum einer Erwaͤhnung, waͤre nicht in Semilaſſo’s vorletztem
Weltgang bemerkt, daß ſelbſt an vielen Deutſchen Hoͤfen das
Silbergeſchirr, wegen Mangel des Putzens, oft wie Zinn
ausſaͤhe.
In Berlin giebt man neuerdings zu Krebſen roſenfarbene
Servietten. Wer die Klagen reinlicher Hausfrauen gehoͤrt,
wie ſchwer weiße Servietten von allen Krebsfleckenſpuren zu
befreien ſind, wird jene, und ſich ſelbſt dadurch, zu empfehlen
wiſſen.
In Gaſthaͤuſern trifft man haͤufig den lobenswerthen Ge-
brauch, daß Zahnſtocher auf und in allerlei kuͤnſtlichen, ſinnigen
Vorrichtungen, — z. B. mit Zahnſtochern gefuͤllte Koͤcher tra-
genden Amoretten, Stachelſchweinen und dergleichen — zum
Gebrauch der Gaͤſte auf der Tafel ſtehen. Man giebt dieſe
Zahnſtocher auch aus wohlriechendem Holze. Ich halte das
Einfachere fuͤr beſſer. Daß man aber Zahnſtocher uͤberhaupt
zur Verfuͤgung ſtellt, verdiente auch bei Privatgaſtmaͤhlern
fleißigere Nachahmung. Der wahre Eßkuͤnſtler wird zwar eben
ſo wenig jemals ohne Zahnſtocher ausgehen, als der Trinker
ohne Pfropfzieher, der Offizier ohne Degen, die Hoffnung ohne
Anker oder mein Freund S. ohne Regenſchirm; aber es iſt ja
nicht jeder, der ißt, ein Eßkuͤnſtler und „Superflua non nocent“
ſagt der Juriſt.
So ſollte man ſich auch nicht damit begnuͤgen, blos ein-
fache Salzfaͤſſer auf den Tiſch zu ſtellen, ſondern wohlaſſortirte
complete Gewuͤrzbuͤchſen, die zwar nicht gerade von oder nach
Benvenuto Cellini zu ſein brauchen, aber doch ſonſt eine
anmuthige Form haben ſollten. Moͤge man dieſen unmaß-
geblichen Vorſchlag nicht befremdlich finden, ſondern lieber dar-
auf eingehen. Der Eßkuͤnſtler wird ſich zwar nur mit der
hoͤchſten Sparſamkeit der Gewuͤrze bedienen, aber eben ſo ungern
dieſelben vermiſſen, wo er Einzelnes zu ergaͤnzen, zu vervoll-
ſtaͤndigen, zu verbeſſern noͤthig findet. Uebrigens ſtoͤßt man
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