Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Die Medicina Salernitana hätte über Gebühr benützt Es wäre mir ein Leichtes gewesen, die bedeutendsten Bei- Das große magnetische Gastmahl des Reisemarschalls Ich bewahre die schönsten Reminiscenz-Dokumente der Von den Speisen, welche arme Sünder des verschiedensten Was in der Welt wäre ich nicht Alles noch anzuführen im Ich hätte dergleichen in langen Noten beibringen und nach- Wer da weiß, wie schwer es ist, gelehrt und ohne Noten *) *) Ich erfreute mich einer zahlreichen Sammlung von, nach Dr. Gall's
System geordneten, schönen Abbildungen und Gypsabgüssen der Schädel ausgezeichneter Eßkünstler. Diese wurden bei den Vorlesungen, wie sie Die Medicina Salernitana haͤtte uͤber Gebuͤhr benuͤtzt Es waͤre mir ein Leichtes geweſen, die bedeutendſten Bei- Das große magnetiſche Gaſtmahl des Reiſemarſchalls Ich bewahre die ſchoͤnſten Reminiscenz-Dokumente der Von den Speiſen, welche arme Suͤnder des verſchiedenſten Was in der Welt waͤre ich nicht Alles noch anzufuͤhren im Ich haͤtte dergleichen in langen Noten beibringen und nach- Wer da weiß, wie ſchwer es iſt, gelehrt und ohne Noten *) *) Ich erfreute mich einer zahlreichen Sammlung von, nach Dr. Gall’s
Syſtem geordneten, ſchoͤnen Abbildungen und Gypsabguͤſſen der Schaͤdel ausgezeichneter Eßkuͤnſtler. Dieſe wurden bei den Vorleſungen, wie ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0281" n="267"/> <p>Die <hi rendition="#g">Medicina Salernitana</hi> haͤtte uͤber Gebuͤhr benuͤtzt<lb/> werden, es haͤtten z. B. die Zeichen angefuͤhrt werden koͤnnen,<lb/> aus welchen man zu beurtheilen im Stande iſt, daß man<lb/> Hunger hat, und noch viel mehr.</p><lb/> <p>Es waͤre mir ein Leichtes geweſen, die bedeutendſten Bei-<lb/> traͤge zur Erklaͤrung des Klaſſiker zu liefern, z. B. darzuthun,<lb/> woraus die armen Ritter gebacken werden, uͤber die ſich <hi rendition="#g">Fal-<lb/> ſtaff</hi> ſo aͤrgerte.</p><lb/> <p>Das große magnetiſche Gaſtmahl des Reiſemarſchalls<lb/><hi rendition="#g">Worble von Jean Paul, Boͤrne’s</hi> Eßkuͤnſtler ꝛc., haͤtte auf<lb/> allen Seiten zu Bemerkungen und Abſchweifungen verlocken<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Ich bewahre die ſchoͤnſten Reminiscenz-Dokumente der<lb/> intereſſanteſten Speiſezettel und Wirthsrechnungen verſchiedener<lb/> Laͤnder und Sprachen, die ich nur haͤtte abdrucken laſſen duͤr-<lb/> fen. Eben ſo eine Menge Eß-Anekdoten und Eß-Charaden.</p><lb/> <p>Von den Speiſen, welche arme Suͤnder des verſchiedenſten<lb/> Standes, Alters und Geſchlechts, von den aͤlteſten bis auf die<lb/> neuſten Zeiten, in den letzten drei Tagen vor der Hinrichtung<lb/> und unmittelbar vorher zu eſſen verlangten und aßen, die mit<lb/> unſaͤglichem Fleiße und nicht unbetraͤchtlichem Koſtenaufwand<lb/> geſammelten und angefertigten Verzeichniſſe, — welche mitzuthei-<lb/> len kaum ein anderer Vorleſer ſich haͤtte enthalten koͤnnen.</p><lb/> <p>Was in der Welt waͤre ich nicht Alles noch anzufuͤhren im<lb/> Stande geweſen? — Wo aber ſagte ich von alle dem auch nur<lb/> eine Sylbe? —</p><lb/> <p>Ich haͤtte dergleichen in langen Noten beibringen und nach-<lb/> tragen koͤnnen. Wo findet ſich aber auch nur eine einzige An-<lb/> merkung in allen dieſen Vorleſungen? —</p><lb/> <p>Wer da weiß, wie ſchwer es iſt, gelehrt und ohne Noten <note xml:id="note-p0281" next="#note-p0282" place="foot" n="*)">Ich erfreute mich einer zahlreichen Sammlung von, nach <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Gall’s</hi><lb/> Syſtem geordneten, ſchoͤnen Abbildungen und Gypsabguͤſſen der Schaͤdel<lb/> ausgezeichneter Eßkuͤnſtler. Dieſe wurden bei den Vorleſungen, wie ſie</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0281]
Die Medicina Salernitana haͤtte uͤber Gebuͤhr benuͤtzt
werden, es haͤtten z. B. die Zeichen angefuͤhrt werden koͤnnen,
aus welchen man zu beurtheilen im Stande iſt, daß man
Hunger hat, und noch viel mehr.
Es waͤre mir ein Leichtes geweſen, die bedeutendſten Bei-
traͤge zur Erklaͤrung des Klaſſiker zu liefern, z. B. darzuthun,
woraus die armen Ritter gebacken werden, uͤber die ſich Fal-
ſtaff ſo aͤrgerte.
Das große magnetiſche Gaſtmahl des Reiſemarſchalls
Worble von Jean Paul, Boͤrne’s Eßkuͤnſtler ꝛc., haͤtte auf
allen Seiten zu Bemerkungen und Abſchweifungen verlocken
koͤnnen.
Ich bewahre die ſchoͤnſten Reminiscenz-Dokumente der
intereſſanteſten Speiſezettel und Wirthsrechnungen verſchiedener
Laͤnder und Sprachen, die ich nur haͤtte abdrucken laſſen duͤr-
fen. Eben ſo eine Menge Eß-Anekdoten und Eß-Charaden.
Von den Speiſen, welche arme Suͤnder des verſchiedenſten
Standes, Alters und Geſchlechts, von den aͤlteſten bis auf die
neuſten Zeiten, in den letzten drei Tagen vor der Hinrichtung
und unmittelbar vorher zu eſſen verlangten und aßen, die mit
unſaͤglichem Fleiße und nicht unbetraͤchtlichem Koſtenaufwand
geſammelten und angefertigten Verzeichniſſe, — welche mitzuthei-
len kaum ein anderer Vorleſer ſich haͤtte enthalten koͤnnen.
Was in der Welt waͤre ich nicht Alles noch anzufuͤhren im
Stande geweſen? — Wo aber ſagte ich von alle dem auch nur
eine Sylbe? —
Ich haͤtte dergleichen in langen Noten beibringen und nach-
tragen koͤnnen. Wo findet ſich aber auch nur eine einzige An-
merkung in allen dieſen Vorleſungen? —
Wer da weiß, wie ſchwer es iſt, gelehrt und ohne Noten *)
*) Ich erfreute mich einer zahlreichen Sammlung von, nach Dr. Gall’s
Syſtem geordneten, ſchoͤnen Abbildungen und Gypsabguͤſſen der Schaͤdel
ausgezeichneter Eßkuͤnſtler. Dieſe wurden bei den Vorleſungen, wie ſie
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