Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.eigentlichen Festmahl allerdings je mehrere und verschiedene Aber bei weniger festlichen, bei einfacheren Essen genügt Will oder kann man's nicht anders, als ganz häuslich Sirach sagt: "besser schlecht zu Hause, als gut bei Fremden Geräucherte kalte Leberwürste (oder auch eine gute Preß- eigentlichen Feſtmahl allerdings je mehrere und verſchiedene Aber bei weniger feſtlichen, bei einfacheren Eſſen genuͤgt Will oder kann man’s nicht anders, als ganz haͤuslich Sirach ſagt: „beſſer ſchlecht zu Hauſe, als gut bei Fremden Geraͤucherte kalte Leberwuͤrſte (oder auch eine gute Preß- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0283" n="269"/> eigentlichen Feſtmahl allerdings je mehrere und verſchiedene<lb/> Spezies, z. B. Hechte, Lachſe, Forellen, — Rinds-, Kalbs- und<lb/> Rehbraten, — Schnepfen, Truthahn und Rebhuͤhner, (es ver-<lb/> ſteht ſich, immer mit ihren vegetabiliſchen Gegenſaͤtzen) aufge-<lb/> tragen werden koͤnnen.</p><lb/> <p>Aber bei weniger feſtlichen, bei einfacheren Eſſen genuͤgt<lb/> ja z. B. Hecht, Rehbraten und Huhn; bei einem andern:<lb/> Stockfiſch, Haſenbraten und Truthahn; bei einem dritten:<lb/> Caviar, Schweinsbraten oder Wildſchwein und Krammetsvoͤgel.<lb/> Oder man kann ja auch blos Grundeln, Roaſtbeef und Reb-<lb/> huͤhner geben; oder auch Sardellenſalat, Spanferkel und<lb/> Schnepfen; oder Lachs, Lammsbraten und Kapaun; oder<lb/> Karpfen, Beefſteak und Auerhahn; oder Forellen, Kalbsbraten<lb/> und Finken, Lerchen oder wilde Tauben dazu. Fuͤr andere<lb/> Gelegenheiten reicht Haͤringsſalat und Schinken mit darauf<lb/> folgendem Gansbraten hin. Alles natuͤrlich mit ſeinen vegeta-<lb/> biliſchen Gegenſaͤtzen. —</p><lb/> <p>Will oder kann man’s nicht anders, als ganz haͤuslich<lb/> und ordinaͤr, ſo kann man ja alles Moͤgliche, nach oder ohne<lb/> Belieben, weglaſſen. Es mußte aber ja doch wiſſenſchaftlich<lb/> ein gewiſſes hoͤheres Muſter und Vorbild aufgeſtellt werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Sirach</hi> ſagt: „beſſer ſchlecht zu Hauſe, als gut bei Fremden<lb/> eſſen.“ — Warum denn aber gerade ſchlecht? — Wer zu<lb/> kochen und zu eſſen verſteht, kann ja machen, daß ihm das<lb/> ſcheinbar Geringfuͤgigſte wonnevoll wohlſchmeckt.</p><lb/> <p>Geraͤucherte kalte Leberwuͤrſte (oder auch eine gute Preß-<lb/> wurſt) und der vegetabiliſche Gegenſatz: Kartoffelſalat, eine<lb/> trinkbare Flaſche Wein und ein offenes trautes Geſpraͤch mit<lb/> ein paar Freunden, die Maͤnner, und Maͤnnern, die Freunde<lb/> ſind dazu, — das blinkende zinnerne Salzfaß in der Mitte,<lb/> gutes ſelbſtverdientes Brod daneben, — das iſt allerdings<lb/> beſſer, tauſendmal beſſer als alle erdenklichen Leckerbiſſen die<lb/> Fuͤlle, und Buben und Lumpenkerle dazu. Iſt’s denn aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0283]
eigentlichen Feſtmahl allerdings je mehrere und verſchiedene
Spezies, z. B. Hechte, Lachſe, Forellen, — Rinds-, Kalbs- und
Rehbraten, — Schnepfen, Truthahn und Rebhuͤhner, (es ver-
ſteht ſich, immer mit ihren vegetabiliſchen Gegenſaͤtzen) aufge-
tragen werden koͤnnen.
Aber bei weniger feſtlichen, bei einfacheren Eſſen genuͤgt
ja z. B. Hecht, Rehbraten und Huhn; bei einem andern:
Stockfiſch, Haſenbraten und Truthahn; bei einem dritten:
Caviar, Schweinsbraten oder Wildſchwein und Krammetsvoͤgel.
Oder man kann ja auch blos Grundeln, Roaſtbeef und Reb-
huͤhner geben; oder auch Sardellenſalat, Spanferkel und
Schnepfen; oder Lachs, Lammsbraten und Kapaun; oder
Karpfen, Beefſteak und Auerhahn; oder Forellen, Kalbsbraten
und Finken, Lerchen oder wilde Tauben dazu. Fuͤr andere
Gelegenheiten reicht Haͤringsſalat und Schinken mit darauf
folgendem Gansbraten hin. Alles natuͤrlich mit ſeinen vegeta-
biliſchen Gegenſaͤtzen. —
Will oder kann man’s nicht anders, als ganz haͤuslich
und ordinaͤr, ſo kann man ja alles Moͤgliche, nach oder ohne
Belieben, weglaſſen. Es mußte aber ja doch wiſſenſchaftlich
ein gewiſſes hoͤheres Muſter und Vorbild aufgeſtellt werden.
Sirach ſagt: „beſſer ſchlecht zu Hauſe, als gut bei Fremden
eſſen.“ — Warum denn aber gerade ſchlecht? — Wer zu
kochen und zu eſſen verſteht, kann ja machen, daß ihm das
ſcheinbar Geringfuͤgigſte wonnevoll wohlſchmeckt.
Geraͤucherte kalte Leberwuͤrſte (oder auch eine gute Preß-
wurſt) und der vegetabiliſche Gegenſatz: Kartoffelſalat, eine
trinkbare Flaſche Wein und ein offenes trautes Geſpraͤch mit
ein paar Freunden, die Maͤnner, und Maͤnnern, die Freunde
ſind dazu, — das blinkende zinnerne Salzfaß in der Mitte,
gutes ſelbſtverdientes Brod daneben, — das iſt allerdings
beſſer, tauſendmal beſſer als alle erdenklichen Leckerbiſſen die
Fuͤlle, und Buben und Lumpenkerle dazu. Iſt’s denn aber
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