Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.Begriff, Werth und Bedeutung der Eßkunst geben können, so Mit je engeren Kreisen wir nun den Gegenstand werden Da es eine unverantwortliche Einseitigkeit verriethe, beim Ich liebe die Ueberraschungen nicht; soll ich aber über- Begriff, Werth und Bedeutung der Eßkunſt geben koͤnnen, ſo Mit je engeren Kreiſen wir nun den Gegenſtand werden Da es eine unverantwortliche Einſeitigkeit verriethe, beim Ich liebe die Ueberraſchungen nicht; ſoll ich aber uͤber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="18"/> Begriff, Werth und Bedeutung der Eßkunſt geben koͤnnen, ſo<lb/> werde ich in der zweiten deren hiſtoriſche Entwicklung und Aus-<lb/> bildung zu umreißen befliſſen ſein. Die dritte Vorleſung ver-<lb/> ſpricht einen ethnographiſchen Ueberblick des Gegenſtandes.<lb/> Den Vorwurf der vierten Vorleſung wird das Verhaͤltniß der<lb/> Eßkunſt zu den anderen ſchoͤnen Kuͤnſten bilden, und in der fuͤnf-<lb/> ten werden die moraliſchen Beziehungen der Eßkunſt beſprochen<lb/> werden. Das Verhaͤltniß der Eßkunſt zur Diaͤtetik ſo wie<lb/> Naͤheres uͤber Eßkunde zu eroͤrtern, bleibt der ſechsten Vorleſung<lb/> vorbehalten. Erſt in der ſiebenten wird ein Prinzip der Eß-<lb/> kunſt aufzuſtellen verſucht werden koͤnnen, — der ſchlagendſte<lb/> Beweis eines gruͤndlich wiſſenſchaftlichen Verfahrens.</p><lb/> <p>Mit je engeren Kreiſen wir nun den Gegenſtand werden<lb/> umſchloſſen haben, je naͤher wir ihm geruͤckt, je ſpezieller klar<lb/> und genießbar er geworden, um ſo reicher und intereſſanter wird<lb/> er ſich uns auch zeigen, ſo daß die eigentliche Aufgabe in zwei<lb/> Vorleſungen zerfaͤllt. Demgemaͤß wird die achte Vorleſung<lb/> einen exoteriſchen Praͤparanden-Unterricht, die Elementarerziehung<lb/> zum Eſſen, die neunte jedoch hoͤhere Kunſtregeln fuͤr Eſoteriker<lb/> zu entwickeln haben. Eine beſonders appetitliche Vorleſung<lb/> duͤrfte wohl die zehnte werden, welche es lediglich mit Eßbarkei-<lb/> ten, mit einzelnen Eßobjekten zu thun hat.</p><lb/> <p>Da es eine unverantwortliche Einſeitigkeit verriethe, beim<lb/> Eſſen des Trinkens nicht zu erwaͤhnen, ſo wird dieſem die gan-<lb/> ze eilſte Vorleſung gewidmet ſein. In der zwoͤlften folgt ein<lb/> kurzes Deſſert vermiſchter Schlußbetrachtungen.</p><lb/> <p>Ich liebe die Ueberraſchungen nicht; ſoll ich aber uͤber-<lb/> raſcht werden, ſo ziehe ich eine unangenehme einer angenehmen<lb/> Ueberraſchung (als Ueberraſchung) vor. Denn bei der ange-<lb/> nehmen komme ich um die Vorfreude des Genuſſes, welche oft<lb/> mehr werth iſt, als der Genuß ſelber; bei der unangenehmen<lb/> aber wird mir die aͤrgerliche Erwartung erſpart. Bin ich zu<lb/> Tiſche geladen und weiß, was ohngefaͤhr aufgetragen wird, ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0032]
Begriff, Werth und Bedeutung der Eßkunſt geben koͤnnen, ſo
werde ich in der zweiten deren hiſtoriſche Entwicklung und Aus-
bildung zu umreißen befliſſen ſein. Die dritte Vorleſung ver-
ſpricht einen ethnographiſchen Ueberblick des Gegenſtandes.
Den Vorwurf der vierten Vorleſung wird das Verhaͤltniß der
Eßkunſt zu den anderen ſchoͤnen Kuͤnſten bilden, und in der fuͤnf-
ten werden die moraliſchen Beziehungen der Eßkunſt beſprochen
werden. Das Verhaͤltniß der Eßkunſt zur Diaͤtetik ſo wie
Naͤheres uͤber Eßkunde zu eroͤrtern, bleibt der ſechsten Vorleſung
vorbehalten. Erſt in der ſiebenten wird ein Prinzip der Eß-
kunſt aufzuſtellen verſucht werden koͤnnen, — der ſchlagendſte
Beweis eines gruͤndlich wiſſenſchaftlichen Verfahrens.
Mit je engeren Kreiſen wir nun den Gegenſtand werden
umſchloſſen haben, je naͤher wir ihm geruͤckt, je ſpezieller klar
und genießbar er geworden, um ſo reicher und intereſſanter wird
er ſich uns auch zeigen, ſo daß die eigentliche Aufgabe in zwei
Vorleſungen zerfaͤllt. Demgemaͤß wird die achte Vorleſung
einen exoteriſchen Praͤparanden-Unterricht, die Elementarerziehung
zum Eſſen, die neunte jedoch hoͤhere Kunſtregeln fuͤr Eſoteriker
zu entwickeln haben. Eine beſonders appetitliche Vorleſung
duͤrfte wohl die zehnte werden, welche es lediglich mit Eßbarkei-
ten, mit einzelnen Eßobjekten zu thun hat.
Da es eine unverantwortliche Einſeitigkeit verriethe, beim
Eſſen des Trinkens nicht zu erwaͤhnen, ſo wird dieſem die gan-
ze eilſte Vorleſung gewidmet ſein. In der zwoͤlften folgt ein
kurzes Deſſert vermiſchter Schlußbetrachtungen.
Ich liebe die Ueberraſchungen nicht; ſoll ich aber uͤber-
raſcht werden, ſo ziehe ich eine unangenehme einer angenehmen
Ueberraſchung (als Ueberraſchung) vor. Denn bei der ange-
nehmen komme ich um die Vorfreude des Genuſſes, welche oft
mehr werth iſt, als der Genuß ſelber; bei der unangenehmen
aber wird mir die aͤrgerliche Erwartung erſpart. Bin ich zu
Tiſche geladen und weiß, was ohngefaͤhr aufgetragen wird, ſo
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