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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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hofmeister bittet, man möge essen, und jeder bedient sich nun
mit vieler Geschicklichkeit seiner zwei Stäbchen. Sobald man
aufgehört hat, von einer Speise zu essen, bringen die Diener
eine andere, und präsentiren Wein, unterdessen der Haushof-
meister unablässig zum Essen und Trinken nöthigt. Zwanzig
bis achtzig Schüsseln folgen einander auf diese Art, und man
ist verbunden, eben so vielmal zu trinken. Die Schüsseln wer-
den nicht weggenommen, wenn andere aufgesetzt sind, sondern
sie bleiben alle bis zum Ende des Gastmahls stehen. Zwischen
sechs und sechs, oder fünf und fünf Schüsseln werden Brühen
und kleine Kuchen oder Pastetchen servirt, die man mit den
Stäbchen hineintunkt. Bis dahin wird nichts als Fleisch ge-
gessen; aber nun fängt der Thee an. Dieser, wie der Wein,
wird warm gegeben und die Diener sind beständig beschäftigt,
warmen Wein(!) einzuschenken, und den kaltgewordnen weg-
zunehmen. Die letzte Schüssel muß in dem Augenblick aufge-
setzt werden, in dem die Komödie zu Ende geht, und wenn
nun noch Reis, Wein und Thee servirt ist, so wird aufgestan-
den. Die Gäste machen dem Wirth ihre Komplimente und
dieser führt sie in den Garten oder in ein anderes Zimmer.

Es ist aber noch nicht überstanden. Wenn das Dessert
von achtzig Schüsseln mit Confituren, Gelees, Früchten, Schinken,
getrockneten und gesalzenen Enten, Seefischen etc. in Ordnung
gebracht ist, so giebt ein Diener dem Herrn knieend hiervon
Nachricht. Sogleich schweigt die ganze Gesellschaft. Der
Wirth steht auf und bittet seine Gäste, wieder in den Saal zu
gehen. Im Anfange stellt sich Alles zusammen, endlich nimmt
jeder nach einigen Zeremonien seinen Platz ein. Nun kom-
men größere Tassen und man ist genöthigt mehr zu trinken.
Es fängt zur Abwechselung so ziemlich wieder Alles von vorn
an, es wird wieder eine Komödie gewählt und gespielt etc. etc.

Bei'm Anfange des Nachtisches läßt sich jeder Gast kleine
Paketchen von rothem Papier bringen, die ein Trinkgeld für

hofmeiſter bittet, man moͤge eſſen, und jeder bedient ſich nun
mit vieler Geſchicklichkeit ſeiner zwei Staͤbchen. Sobald man
aufgehoͤrt hat, von einer Speiſe zu eſſen, bringen die Diener
eine andere, und praͤſentiren Wein, unterdeſſen der Haushof-
meiſter unablaͤſſig zum Eſſen und Trinken noͤthigt. Zwanzig
bis achtzig Schuͤſſeln folgen einander auf dieſe Art, und man
iſt verbunden, eben ſo vielmal zu trinken. Die Schuͤſſeln wer-
den nicht weggenommen, wenn andere aufgeſetzt ſind, ſondern
ſie bleiben alle bis zum Ende des Gaſtmahls ſtehen. Zwiſchen
ſechs und ſechs, oder fuͤnf und fuͤnf Schuͤſſeln werden Bruͤhen
und kleine Kuchen oder Paſtetchen ſervirt, die man mit den
Staͤbchen hineintunkt. Bis dahin wird nichts als Fleiſch ge-
geſſen; aber nun faͤngt der Thee an. Dieſer, wie der Wein,
wird warm gegeben und die Diener ſind beſtaͤndig beſchaͤftigt,
warmen Wein(!) einzuſchenken, und den kaltgewordnen weg-
zunehmen. Die letzte Schuͤſſel muß in dem Augenblick aufge-
ſetzt werden, in dem die Komoͤdie zu Ende geht, und wenn
nun noch Reis, Wein und Thee ſervirt iſt, ſo wird aufgeſtan-
den. Die Gaͤſte machen dem Wirth ihre Komplimente und
dieſer fuͤhrt ſie in den Garten oder in ein anderes Zimmer.

Es iſt aber noch nicht uͤberſtanden. Wenn das Deſſert
von achtzig Schuͤſſeln mit Confituren, Gelées, Fruͤchten, Schinken,
getrockneten und geſalzenen Enten, Seefiſchen ꝛc. in Ordnung
gebracht iſt, ſo giebt ein Diener dem Herrn knieend hiervon
Nachricht. Sogleich ſchweigt die ganze Geſellſchaft. Der
Wirth ſteht auf und bittet ſeine Gaͤſte, wieder in den Saal zu
gehen. Im Anfange ſtellt ſich Alles zuſammen, endlich nimmt
jeder nach einigen Zeremonien ſeinen Platz ein. Nun kom-
men groͤßere Taſſen und man iſt genoͤthigt mehr zu trinken.
Es faͤngt zur Abwechſelung ſo ziemlich wieder Alles von vorn
an, es wird wieder eine Komoͤdie gewaͤhlt und geſpielt ꝛc. ꝛc.

Bei’m Anfange des Nachtiſches laͤßt ſich jeder Gaſt kleine
Paketchen von rothem Papier bringen, die ein Trinkgeld fuͤr

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[47/0061] hofmeiſter bittet, man moͤge eſſen, und jeder bedient ſich nun mit vieler Geſchicklichkeit ſeiner zwei Staͤbchen. Sobald man aufgehoͤrt hat, von einer Speiſe zu eſſen, bringen die Diener eine andere, und praͤſentiren Wein, unterdeſſen der Haushof- meiſter unablaͤſſig zum Eſſen und Trinken noͤthigt. Zwanzig bis achtzig Schuͤſſeln folgen einander auf dieſe Art, und man iſt verbunden, eben ſo vielmal zu trinken. Die Schuͤſſeln wer- den nicht weggenommen, wenn andere aufgeſetzt ſind, ſondern ſie bleiben alle bis zum Ende des Gaſtmahls ſtehen. Zwiſchen ſechs und ſechs, oder fuͤnf und fuͤnf Schuͤſſeln werden Bruͤhen und kleine Kuchen oder Paſtetchen ſervirt, die man mit den Staͤbchen hineintunkt. Bis dahin wird nichts als Fleiſch ge- geſſen; aber nun faͤngt der Thee an. Dieſer, wie der Wein, wird warm gegeben und die Diener ſind beſtaͤndig beſchaͤftigt, warmen Wein(!) einzuſchenken, und den kaltgewordnen weg- zunehmen. Die letzte Schuͤſſel muß in dem Augenblick aufge- ſetzt werden, in dem die Komoͤdie zu Ende geht, und wenn nun noch Reis, Wein und Thee ſervirt iſt, ſo wird aufgeſtan- den. Die Gaͤſte machen dem Wirth ihre Komplimente und dieſer fuͤhrt ſie in den Garten oder in ein anderes Zimmer. Es iſt aber noch nicht uͤberſtanden. Wenn das Deſſert von achtzig Schuͤſſeln mit Confituren, Gelées, Fruͤchten, Schinken, getrockneten und geſalzenen Enten, Seefiſchen ꝛc. in Ordnung gebracht iſt, ſo giebt ein Diener dem Herrn knieend hiervon Nachricht. Sogleich ſchweigt die ganze Geſellſchaft. Der Wirth ſteht auf und bittet ſeine Gaͤſte, wieder in den Saal zu gehen. Im Anfange ſtellt ſich Alles zuſammen, endlich nimmt jeder nach einigen Zeremonien ſeinen Platz ein. Nun kom- men groͤßere Taſſen und man iſt genoͤthigt mehr zu trinken. Es faͤngt zur Abwechſelung ſo ziemlich wieder Alles von vorn an, es wird wieder eine Komoͤdie gewaͤhlt und geſpielt ꝛc. ꝛc. Bei’m Anfange des Nachtiſches laͤßt ſich jeder Gaſt kleine Paketchen von rothem Papier bringen, die ein Trinkgeld fuͤr

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/61>, abgerufen am 21.11.2024.