Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.recht, da sitzt eine ehrenwerthe Familie eben am Mittagsmahl. Eilen wir, eben so schnell wieder nach Deutschland zurück- Möge jene Amerikanische freudlose Geldkümmerlichkeit sich Wir haben also das Ideal nicht gefunden. Es wär' auch 5*
recht, da ſitzt eine ehrenwerthe Familie eben am Mittagsmahl. Eilen wir, eben ſo ſchnell wieder nach Deutſchland zuruͤck- Moͤge jene Amerikaniſche freudloſe Geldkuͤmmerlichkeit ſich Wir haben alſo das Ideal nicht gefunden. Es waͤr’ auch 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="67"/> recht, da ſitzt eine ehrenwerthe Familie eben am Mittagsmahl.<lb/> Wir erneuern blos eine alte Engliſche Bekanntſchaft; vermiſſen<lb/> aber durchaus deren Behaglichkeit, Weile und Eßſinnigkeit. Wie<lb/> laͤſtig muß den Dollarmaͤnnern doch dieß Geſchaͤft ſein, mit<lb/> welcher haſtigen Verdrießlichkeit ſchlingen und ſchlucken ſie, und<lb/> eilen mit der geſchaͤftsſtoͤrenden Pauſe ſo ſchnell als moͤglich fer-<lb/> tig zu werden. Es ſind keine fuͤnf Minuten vergangen, und<lb/> ſchon ſteht Einer nach dem Andern eilfertig auf, und geht, noch<lb/> kaͤuend, ab.</p><lb/> <p>Eilen wir, eben ſo ſchnell wieder nach Deutſchland zuruͤck-<lb/> zukommen, und weder die Braſilianiſchen Riemen von, an der<lb/> Sonne gedoͤrrtem Buͤffelfleiſch, noch das in Baͤrentalg und Hei-<lb/> delbeeren geſottene Hundefleiſch von Labrador ſollen uns zu-<lb/> ruͤckhalten.</p><lb/> <p>Moͤge jene Amerikaniſche freudloſe Geldkuͤmmerlichkeit ſich<lb/> nicht auch bei uns einniſten und uns ruhigen behaglichen Ge-<lb/> nuß am Schoͤnen und Geſchmackvollen vergaͤllen! Wollen wir<lb/> doch, ſo viel an uns iſt, dahin wirken, daß es uns und unſeren<lb/> Mitbruͤdern auf Erden wieder ſchmeckt und immer beſſer ſchmeckt,<lb/> trotz den zum Theil uͤberſtandenen, zum Theil noch druͤckenden<lb/> Wirren, Zerriſſenheiten und unvergnuͤglichen Lumpereien und<lb/> Dummheiten aller Art! — Da wir ſahen, daß es dergleichen<lb/> auf der Welt, und noch viel Laͤſtigeres, giebt, ſchlaͤgt’s um ſo<lb/> mehr in’s Fach des ſogenannten Deutſchen Troſtes. Eines<lb/> ſchickt ſich nicht fuͤr Alle, und jeder kann ſich’s ſchmecken laſſen,<lb/> wenn er’s verſteht, und Andere auch. Fuͤr die geringere Ver-<lb/> dauungskraft Vieler ſchickt ſich milde Pflanzenkoſt, Faſtenſpei-<lb/> ſen und Aehnliches; einem kraͤftigen Magen gehoͤrt ſein angemeſ-<lb/> ſenes Stuͤck Braten.</p><lb/> <p>Wir haben alſo das Ideal nicht gefunden. Es waͤr’ auch<lb/> dumm geweſen, es im Ernſt als in Fleiſch und Bein daſeiend<lb/> zu ſuchen. Geſcheidt waͤr’s aber, ſich ihm dadurch zu naͤhern,<lb/> daß wir das Gute und Geſchmackvolle aller Nationen naͤher zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0081]
recht, da ſitzt eine ehrenwerthe Familie eben am Mittagsmahl.
Wir erneuern blos eine alte Engliſche Bekanntſchaft; vermiſſen
aber durchaus deren Behaglichkeit, Weile und Eßſinnigkeit. Wie
laͤſtig muß den Dollarmaͤnnern doch dieß Geſchaͤft ſein, mit
welcher haſtigen Verdrießlichkeit ſchlingen und ſchlucken ſie, und
eilen mit der geſchaͤftsſtoͤrenden Pauſe ſo ſchnell als moͤglich fer-
tig zu werden. Es ſind keine fuͤnf Minuten vergangen, und
ſchon ſteht Einer nach dem Andern eilfertig auf, und geht, noch
kaͤuend, ab.
Eilen wir, eben ſo ſchnell wieder nach Deutſchland zuruͤck-
zukommen, und weder die Braſilianiſchen Riemen von, an der
Sonne gedoͤrrtem Buͤffelfleiſch, noch das in Baͤrentalg und Hei-
delbeeren geſottene Hundefleiſch von Labrador ſollen uns zu-
ruͤckhalten.
Moͤge jene Amerikaniſche freudloſe Geldkuͤmmerlichkeit ſich
nicht auch bei uns einniſten und uns ruhigen behaglichen Ge-
nuß am Schoͤnen und Geſchmackvollen vergaͤllen! Wollen wir
doch, ſo viel an uns iſt, dahin wirken, daß es uns und unſeren
Mitbruͤdern auf Erden wieder ſchmeckt und immer beſſer ſchmeckt,
trotz den zum Theil uͤberſtandenen, zum Theil noch druͤckenden
Wirren, Zerriſſenheiten und unvergnuͤglichen Lumpereien und
Dummheiten aller Art! — Da wir ſahen, daß es dergleichen
auf der Welt, und noch viel Laͤſtigeres, giebt, ſchlaͤgt’s um ſo
mehr in’s Fach des ſogenannten Deutſchen Troſtes. Eines
ſchickt ſich nicht fuͤr Alle, und jeder kann ſich’s ſchmecken laſſen,
wenn er’s verſteht, und Andere auch. Fuͤr die geringere Ver-
dauungskraft Vieler ſchickt ſich milde Pflanzenkoſt, Faſtenſpei-
ſen und Aehnliches; einem kraͤftigen Magen gehoͤrt ſein angemeſ-
ſenes Stuͤck Braten.
Wir haben alſo das Ideal nicht gefunden. Es waͤr’ auch
dumm geweſen, es im Ernſt als in Fleiſch und Bein daſeiend
zu ſuchen. Geſcheidt waͤr’s aber, ſich ihm dadurch zu naͤhern,
daß wir das Gute und Geſchmackvolle aller Nationen naͤher zu
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