Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874. Verwandlung. (Wirthschaft an "der kahlen Lehnten". Die Bühne zeigt den Hofraum. Links vorne ein Theil des Hauses mit der Eingangsthüre, rechts ein Theil einer Scheuer, Beide sind in einem stumpfen Winkel gegen einander gebaut und durch eine sogenannte offene Einfahrt, (leeren Thorbogen, etwa durch einen Balken "Schranne" verschließbar) ver- bunden. Hinter dem Hause steigen gewaltige Felsmaßen hinan, welche weit in den Hintergrund verlaufen, wo dieselben an den aufrecht stehenden, bewaldeten Bergkronen als nacktes Getäfel schief angelehnt erscheinen. (Kahle Lehnten.) Ab und zu hört man das Grollen eines fernen Gewitters.) Elfte Scene. Der Bauer, Natzl und Hanns (mit Sensen und Rechen, kommen durch den offenen Thorbogen zögernd nach vorne). Natzl. Oba, Voda, was wöllt's denn hizt schon dahoam? Hanns. Z'weg'n we hätt'n mer denn fruher Feierab'nd g'mocht. Bauer (alter Mann, schon an die Siebzig, geht gebeugt, hat graues Haar und dunkle buschige Augenbrauen, die Lodenjoppe schlottert ihm um den Leib und auch im übrigen Anzuge zeigt sich eine arge Vernachlässigung -- erstaunt). No z'weg'n m'Wetter do! Hanns. Hehe, freilich, z'weg'n m'Wetter. (Lehnen die Werkzeuge an die Scheuer.) Natzl. Kunnt ja do der Voda a weng in's Dörfl schau'n, af a Glasl Wein. Bauer. Wißt's ja do, daß mer d'Muada koan Geld loßt. Natzl. (gibt ihm Geld). Hab'n do mir Oans für'n Vodan. Bauer. Oes seid's doch gute Buama. No do geh'n ich schon, hehe, freili geh'n i. Wonn mi aber leicht es' Wetter d'erwischt? Natzl. Beileib! Hanns. Hehe, sog'n mer do schon n'Vodern a fufzgimal von derer Seiten kimmt's jo nie übri, bleibt ja allmal entern Berg! Bauer. Hehe, ös seid's Hallodri, und alle fufzgimal hon ich's richti vergessa! No und wo gangt's denn ös hin? Natzl. In' Wold. Bauer. In' Wold? Wonn eng aber s'Wetter d'erwischt? Hanns. Hehe -- hehe -- s'kimmt ja net. Verwandlung. (Wirthſchaft an „der kahlen Lehnten“. Die Bühne zeigt den Hofraum. Links vorne ein Theil des Hauſes mit der Eingangsthüre, rechts ein Theil einer Scheuer, Beide ſind in einem ſtumpfen Winkel gegen einander gebaut und durch eine ſogenannte offene Einfahrt, (leeren Thorbogen, etwa durch einen Balken „Schranne“ verſchließbar) ver- bunden. Hinter dem Hauſe ſteigen gewaltige Felsmaßen hinan, welche weit in den Hintergrund verlaufen, wo dieſelben an den aufrecht ſtehenden, bewaldeten Bergkronen als nacktes Getäfel ſchief angelehnt erſcheinen. (Kahle Lehnten.) Ab und zu hört man das Grollen eines fernen Gewitters.) Elfte Scene. Der Bauer, Natzl und Hanns (mit Senſen und Rechen, kommen durch den offenen Thorbogen zögernd nach vorne). Natzl. Oba, Voda, was wöllt’s denn hizt ſchon dahoam? Hanns. Z’weg’n we hätt’n mer denn fruher Feierab’nd g’mocht. Bauer (alter Mann, ſchon an die Siebzig, geht gebeugt, hat graues Haar und dunkle buſchige Augenbrauen, die Lodenjoppe ſchlottert ihm um den Leib und auch im übrigen Anzuge zeigt ſich eine arge Vernachläſſigung — erſtaunt). No z’weg’n m’Wetter do! Hanns. Hehe, freilich, z’weg’n m’Wetter. (Lehnen die Werkzeuge an die Scheuer.) Natzl. Kunnt ja do der Voda a weng in’s Dörfl ſchau’n, af a Glasl Wein. Bauer. Wißt’s ja do, daß mer d’Muada koan Geld loßt. Natzl. (gibt ihm Geld). Hab’n do mir Oans für’n Vodan. Bauer. Oes ſeid’s doch gute Buama. No do geh’n ich ſchon, hehe, freili geh’n i. Wonn mi aber leicht es’ Wetter d’erwiſcht? Natzl. Beileib! Hanns. Hehe, ſog’n mer do ſchon n’Vodern a fufzgimal von derer Seiten kimmt’s jo nie übri, bleibt ja allmal entern Berg! Bauer. Hehe, ös ſeid’s Hallodri, und alle fufzgimal hon ich’s richti vergeſſa! No und wo gangt’s denn ös hin? Natzl. In’ Wold. Bauer. In’ Wold? Wonn eng aber s’Wetter d’erwiſcht? Hanns. 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in einem ſtumpfen Winkel gegen einander gebaut und durch eine ſogenannte offene
Einfahrt, (leeren Thorbogen, etwa durch einen Balken „Schranne“ verſchließbar) ver-
bunden. Hinter dem Hauſe ſteigen gewaltige Felsmaßen hinan, welche weit in den
Hintergrund verlaufen, wo dieſelben an den aufrecht ſtehenden, bewaldeten Bergkronen
als nacktes Getäfel ſchief angelehnt erſcheinen. (Kahle Lehnten.) Ab und zu hört man
das Grollen eines fernen Gewitters.)
Elfte Scene.
Der Bauer, Natzl und Hanns (mit Senſen und Rechen, kommen durch den offenen
Thorbogen zögernd nach vorne).
Natzl. Oba, Voda, was wöllt’s denn hizt ſchon dahoam?
Hanns. Z’weg’n we hätt’n mer denn fruher Feierab’nd
g’mocht.
Bauer (alter Mann, ſchon an die Siebzig, geht gebeugt, hat graues Haar
und dunkle buſchige Augenbrauen, die Lodenjoppe ſchlottert ihm um den Leib und
auch im übrigen Anzuge zeigt ſich eine arge Vernachläſſigung — erſtaunt). No
z’weg’n m’Wetter do!
Hanns. Hehe, freilich, z’weg’n m’Wetter.
(Lehnen die Werkzeuge an die Scheuer.)
Natzl. Kunnt ja do der Voda a weng in’s Dörfl ſchau’n,
af a Glasl Wein.
Bauer. Wißt’s ja do, daß mer d’Muada koan Geld loßt.
Natzl. (gibt ihm Geld). Hab’n do mir Oans für’n Vodan.
Bauer. Oes ſeid’s doch gute Buama. No do geh’n ich
ſchon, hehe, freili geh’n i. Wonn mi aber leicht es’ Wetter
d’erwiſcht?
Natzl. Beileib!
Hanns. Hehe, ſog’n mer do ſchon n’Vodern a fufzgimal
von derer Seiten kimmt’s jo nie übri, bleibt ja allmal entern
Berg!
Bauer. Hehe, ös ſeid’s Hallodri, und alle fufzgimal hon
ich’s richti vergeſſa! No und wo gangt’s denn ös hin?
Natzl. In’ Wold.
Bauer. In’ Wold? Wonn eng aber s’Wetter d’erwiſcht?
Hanns. Hehe — hehe — s’kimmt ja net.
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