Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.Etliche Briefe. ein verlohren Schaf/ das keiner willannehmen/ und ist mein Gemüth zuschla- gen/ daß mein Hertz in blutigen Thrä- nen schwimmet/ und ist/ als wenn ich kei- ne Seligkeit mehr zu hoffen hätte/ son- dern als wenn mir die Hölle zubereitet wäre. Jch bitte euch/ lachet über mein Elend nicht/ sondern weinet vielmehr darüber/ und schliesset doch mich allezeit in euer Gebeth ein. Gestern abend o- der wenn ich nur zu GOtt seuffze/ ist mir gleichsam/ als wenn ich verzweifeln wol- te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie- der nach Hause kommet/ will ich schon ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe Schwester/ hab ich es vertrauet/ sagets keinem Menschen wieder. 22. Maj. 1707. (Dieses Kind ist von Jugend auf ein recht ge- horsames/ frommes und gottfürchtiges Kind gewesen/ so seine liebe Eltern fast nie- mals beleidiget hat. Geschiehet nun sol- ches am grünen Holtz/ was will am dürren werden.) An
Etliche Briefe. ein verlohren Schaf/ das keiner willannehmen/ und iſt mein Gemuͤth zuſchla- gen/ daß mein Hertz in blutigen Thraͤ- nen ſchwimmet/ und iſt/ als wenn ich kei- ne Seligkeit mehr zu hoffen haͤtte/ ſon- dern als wenn mir die Hoͤlle zubereitet waͤre. Jch bitte euch/ lachet uͤber mein Elend nicht/ ſondern weinet vielmehr daruͤber/ und ſchlieſſet doch mich allezeit in euer Gebeth ein. Geſtern abend o- der wenn ich nur zu GOtt ſeuffze/ iſt mir gleichſam/ als wenn ich verzweifeln wol- te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie- der nach Hauſe kommet/ will ich ſchon ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe Schweſter/ hab ich es vertrauet/ ſagets keinem Menſchen wieder. 22. Maj. 1707. (Dieſes Kind iſt von Jugend auf ein recht ge- horſames/ frommes und gottfuͤrchtiges Kind geweſen/ ſo ſeine liebe Eltern faſt nie- mals beleidiget hat. Geſchiehet nun ſol- ches am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden.) An
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Etliche Briefe.
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gen/ daß mein Hertz in blutigen Thraͤ-
nen ſchwimmet/ und iſt/ als wenn ich kei-
ne Seligkeit mehr zu hoffen haͤtte/ ſon-
dern als wenn mir die Hoͤlle zubereitet
waͤre. Jch bitte euch/ lachet uͤber mein
Elend nicht/ ſondern weinet vielmehr
daruͤber/ und ſchlieſſet doch mich allezeit
in euer Gebeth ein. Geſtern abend o-
der wenn ich nur zu GOtt ſeuffze/ iſt mir
gleichſam/ als wenn ich verzweifeln wol-
te an GOttes Gnade. Wenn ihr wie-
der nach Hauſe kommet/ will ich ſchon
ein mehrers mit euch reden. Euch/ liebe
Schweſter/ hab ich es vertrauet/ ſagets
keinem Menſchen wieder.
Zerbſt den
22. Maj. 1707.
(Dieſes Kind iſt von Jugend auf ein recht ge-
horſames/ frommes und gottfuͤrchtiges
Kind geweſen/ ſo ſeine liebe Eltern faſt nie-
mals beleidiget hat. Geſchiehet nun ſol-
ches am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren
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