Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Lauff.
Speise noch die Kleidung uns vor GOtt
fördere/ und daß das auswendige Kleid
uns nicht geringer/ auch nicht besser vor
ihm mache: sondern daß solche äusserliche
Dinge nach der Inclination des Her-
tzens entweder gut oder böse würden.
Er verstunde in praxi die rechte geistli-
che Freyheit/ dadurch die Christen ausser
allen Satzungen und knechtischen Zwang
lebeten. Er wuste/ daß die gantze Crea-
tur denen/ die die Wahrheit erkennen/
und sie durchs Wort heiligen/ zu eigen
von GOtt gegeben; Er wuste/ daß ihm
alles erlaubet; gleichwohl aber erwehle-
te er nichts in dem Brauch der Creatu-
ren/ als was da frommete/ das ist/ das
weder sein eigen Fleisch irritirte/ oder sei-
nen Glauben müßig ließ/ noch was den
Nechsten an seiner Person ärgern/ oder
ohne Besserung dessen seyn könte.

Dieser geistlichen Freyheit recht auf
oberwähnte Weyse zu geniessen/ und dem
Fleische dabey keinen Raum zu geben/
hat er sich offt des erlaubten Genusses der

Crea-

Lebens-Lauff.
Speiſe noch die Kleidung uns vor GOtt
foͤrdere/ und daß das auswendige Kleid
uns nicht geringer/ auch nicht beſſer vor
ihm mache: ſondern daß ſolche aͤuſſerliche
Dinge nach der Inclination des Her-
tzens entweder gut oder boͤſe wuͤrden.
Er verſtunde in praxi die rechte geiſtli-
che Freyheit/ dadurch die Chriſten auſſer
allen Satzungen und knechtiſchen Zwang
lebeten. Er wuſte/ daß die gantze Crea-
tur denen/ die die Wahrheit erkennen/
und ſie durchs Wort heiligen/ zu eigen
von GOtt gegeben; Er wuſte/ daß ihm
alles erlaubet; gleichwohl aber erwehle-
te er nichts in dem Brauch der Creatu-
ren/ als was da frommete/ das iſt/ das
weder ſein eigen Fleiſch irritirte/ oder ſei-
nen Glauben muͤßig ließ/ noch was den
Nechſten an ſeiner Perſon aͤrgern/ oder
ohne Beſſerung deſſen ſeyn koͤnte.

Dieſer geiſtlichen Freyheit recht auf
oberwaͤhnte Weyſe zu genieſſen/ und dem
Fleiſche dabey keinen Raum zu geben/
hat er ſich offt des erlaubten Genuſſes der

Crea-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Lauff.</hi></fw><lb/>
Spei&#x017F;e noch die Kleidung uns vor GOtt<lb/>
fo&#x0364;rdere/ und daß das auswendige Kleid<lb/>
uns nicht geringer/ auch nicht be&#x017F;&#x017F;er vor<lb/>
ihm mache: &#x017F;ondern daß &#x017F;olche a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Dinge nach der <hi rendition="#aq">Inclination</hi> des Her-<lb/>
tzens entweder gut oder bo&#x0364;&#x017F;e wu&#x0364;rden.<lb/>
Er ver&#x017F;tunde <hi rendition="#aq">in praxi</hi> die rechte gei&#x017F;tli-<lb/>
che Freyheit/ dadurch die Chri&#x017F;ten au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
allen Satzungen und knechti&#x017F;chen Zwang<lb/>
lebeten. Er wu&#x017F;te/ daß die gantze Crea-<lb/>
tur denen/ die die Wahrheit erkennen/<lb/>
und &#x017F;ie durchs Wort heiligen/ zu eigen<lb/>
von GOtt gegeben; Er wu&#x017F;te/ daß ihm<lb/>
alles erlaubet; gleichwohl aber erwehle-<lb/>
te er nichts in dem Brauch der Creatu-<lb/>
ren/ als was da frommete/ das i&#x017F;t/ das<lb/>
weder &#x017F;ein eigen Flei&#x017F;ch <hi rendition="#aq">irritir</hi>te/ oder &#x017F;ei-<lb/>
nen Glauben mu&#x0364;ßig ließ/ noch was den<lb/>
Nech&#x017F;ten an &#x017F;einer Per&#x017F;on a&#x0364;rgern/ oder<lb/>
ohne Be&#x017F;&#x017F;erung de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn ko&#x0364;nte.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er gei&#x017F;tlichen Freyheit recht auf<lb/>
oberwa&#x0364;hnte Wey&#x017F;e zu genie&#x017F;&#x017F;en/ und dem<lb/>
Flei&#x017F;che dabey keinen Raum zu geben/<lb/>
hat er &#x017F;ich offt des erlaubten Genu&#x017F;&#x017F;es der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Crea-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0046] Lebens-Lauff. Speiſe noch die Kleidung uns vor GOtt foͤrdere/ und daß das auswendige Kleid uns nicht geringer/ auch nicht beſſer vor ihm mache: ſondern daß ſolche aͤuſſerliche Dinge nach der Inclination des Her- tzens entweder gut oder boͤſe wuͤrden. Er verſtunde in praxi die rechte geiſtli- che Freyheit/ dadurch die Chriſten auſſer allen Satzungen und knechtiſchen Zwang lebeten. Er wuſte/ daß die gantze Crea- tur denen/ die die Wahrheit erkennen/ und ſie durchs Wort heiligen/ zu eigen von GOtt gegeben; Er wuſte/ daß ihm alles erlaubet; gleichwohl aber erwehle- te er nichts in dem Brauch der Creatu- ren/ als was da frommete/ das iſt/ das weder ſein eigen Fleiſch irritirte/ oder ſei- nen Glauben muͤßig ließ/ noch was den Nechſten an ſeiner Perſon aͤrgern/ oder ohne Beſſerung deſſen ſeyn koͤnte. Dieſer geiſtlichen Freyheit recht auf oberwaͤhnte Weyſe zu genieſſen/ und dem Fleiſche dabey keinen Raum zu geben/ hat er ſich offt des erlaubten Genuſſes der Crea-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/46
Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/46>, abgerufen am 23.11.2024.