Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.Lebens-Lauff. vor seinem Tode/ ein Christlicher Freundbey dem Herrn Vater des lieben Kindes angesprochen/ und das Kind ihm gekla- get/ was für grosse Kopf-Schmertzen er etliche Wochen lang ausgestanden/ und noch ausstehe/ und daß er glaube/ daß er daran noch sterben würde/ hat derselbe Freund ihn gefraget/ ob er denn auch gern sterben wolte/ wenn ihn sein himm- lischer Vater durch diese Kranckheit zu sich nehmen wolte? Worauf er mit freudigem Muthe ohne Bedencken ge- antwortet/ ach ja! und als derselbe wei- ter gefraget/ warum er denn so gern ster- ben wolte/ was ihn denn zu solcher Glau- bens-Freude bewege? Hat er geant- wortet: Wir wissen/ daß wir ihm gleich seyn werden: Denn wir wer- den ihn sehen wie er ist. Und als er einst von seinen lieben El- den
Lebens-Lauff. vor ſeinem Tode/ ein Chriſtlicher Freundbey dem Herrn Vater des lieben Kindes angeſprochen/ und das Kind ihm gekla- get/ was fuͤr groſſe Kopf-Schmertzen er etliche Wochen lang ausgeſtanden/ und noch ausſtehe/ und daß er glaube/ daß er daran noch ſterben wuͤrde/ hat derſelbe Freund ihn gefraget/ ob er denn auch gern ſterben wolte/ wenn ihn ſein himm- liſcher Vater durch dieſe Kranckheit zu ſich nehmen wolte? Worauf er mit freudigem Muthe ohne Bedencken ge- antwortet/ ach ja! und als derſelbe wei- ter gefraget/ warum er denn ſo gern ſter- ben wolte/ was ihn denn zu ſolcher Glau- bens-Freude bewege? Hat er geant- wortet: Wir wiſſen/ daß wir ihm gleich ſeyn werden: Denn wir wer- den ihn ſehen wie er iſt. Und als er einſt von ſeinen lieben El- den
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Lebens-Lauff.
vor ſeinem Tode/ ein Chriſtlicher Freund
bey dem Herrn Vater des lieben Kindes
angeſprochen/ und das Kind ihm gekla-
get/ was fuͤr groſſe Kopf-Schmertzen er
etliche Wochen lang ausgeſtanden/ und
noch ausſtehe/ und daß er glaube/ daß
er daran noch ſterben wuͤrde/ hat derſelbe
Freund ihn gefraget/ ob er denn auch
gern ſterben wolte/ wenn ihn ſein himm-
liſcher Vater durch dieſe Kranckheit zu
ſich nehmen wolte? Worauf er mit
freudigem Muthe ohne Bedencken ge-
antwortet/ ach ja! und als derſelbe wei-
ter gefraget/ warum er denn ſo gern ſter-
ben wolte/ was ihn denn zu ſolcher Glau-
bens-Freude bewege? Hat er geant-
wortet: Wir wiſſen/ daß wir ihm
gleich ſeyn werden: Denn wir wer-
den ihn ſehen wie er iſt.
Und als er einſt von ſeinen lieben El-
tern gefraget worden/ wie ihm denn zu
Muthe geweſen/ da er ſich vor 2. Jah-
ren immer ſo gefreuet/ und doch keine
aͤuſſerliche Urſache der Freude vorhan-
den
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