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Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

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Wahres Christenth. C. II.

Es lasse sich kein Mensch bedüncken/
wenn er etwan in Noth ist/ (ich rede jetzt
von Welt-Kindern) daß das eine
Strengigkeit Gottes sey; sondern GOtt
ist ein liebreicher GOtt(g) auch gegen die
Gottlosen/ denn er spricht Matth. 5, 45.
Er lässet regnen über Gerechte und
Ungerechte.
Die Ungerechten läs-
set er zwar seinen Segen geniessen/ aber
es geschicht mit solcher väterlicher Liebe
nicht/ als gegen die Frommen.

Es bestehet sonderlich die Feindschafft
GOttes gegen die Gottlosen darin/ (ich
meyne nicht/ daß GOtt Feindschafft auf
den gottlosen Menschen habe/(h) sondern
er hat vielmehr Erbarmen mit ihm; und
haben wir auch das Exempel von Chri-
sto/ da er spricht zu seinem Verräther Ju-
da: Freund! Noch ein Exempel: Da

der
(g) Nach seiner allgemeinen Liebe; wie das
folgende zeiget.
(h) Verstehe/ daß er ihm keine Gnade anbie-
ten solte/ und nur auf sein Verderben be-
dacht seyn.
Wahres Chriſtenth. C. II.

Es laſſe ſich kein Menſch beduͤncken/
wenn er etwan in Noth iſt/ (ich rede jetzt
von Welt-Kindern) daß das eine
Strengigkeit Gottes ſey; ſondern GOtt
iſt ein liebreicher GOtt(g) auch gegen die
Gottloſen/ denn er ſpricht Matth. 5, 45.
Er laͤſſet regnen uͤber Gerechte und
Ungerechte.
Die Ungerechten laͤſ-
ſet er zwar ſeinen Segen genieſſen/ aber
es geſchicht mit ſolcher vaͤterlicher Liebe
nicht/ als gegen die Frommen.

Es beſtehet ſonderlich die Feindſchafft
GOttes gegen die Gottloſen darin/ (ich
meyne nicht/ daß GOtt Feindſchafft auf
den gottloſen Menſchen habe/(h) ſondern
er hat vielmehr Erbarmen mit ihm; und
haben wir auch das Exempel von Chri-
ſto/ da er ſpricht zu ſeinem Verraͤther Ju-
da: Freund! Noch ein Exempel: Da

der
(g) Nach ſeiner allgemeinen Liebe; wie das
folgende zeiget.
(h) Verſtehe/ daß er ihm keine Gnade anbie-
ten ſolte/ und nur auf ſein Verderben be-
dacht ſeyn.
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[69/0095] Wahres Chriſtenth. C. II. Es laſſe ſich kein Menſch beduͤncken/ wenn er etwan in Noth iſt/ (ich rede jetzt von Welt-Kindern) daß das eine Strengigkeit Gottes ſey; ſondern GOtt iſt ein liebreicher GOtt (g) auch gegen die Gottloſen/ denn er ſpricht Matth. 5, 45. Er laͤſſet regnen uͤber Gerechte und Ungerechte. Die Ungerechten laͤſ- ſet er zwar ſeinen Segen genieſſen/ aber es geſchicht mit ſolcher vaͤterlicher Liebe nicht/ als gegen die Frommen. Es beſtehet ſonderlich die Feindſchafft GOttes gegen die Gottloſen darin/ (ich meyne nicht/ daß GOtt Feindſchafft auf den gottloſen Menſchen habe/ (h) ſondern er hat vielmehr Erbarmen mit ihm; und haben wir auch das Exempel von Chri- ſto/ da er ſpricht zu ſeinem Verraͤther Ju- da: Freund! Noch ein Exempel: Da der (g) Nach ſeiner allgemeinen Liebe; wie das folgende zeiget. (h) Verſtehe/ daß er ihm keine Gnade anbie- ten ſolte/ und nur auf ſein Verderben be- dacht ſeyn.

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Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/95>, abgerufen am 21.11.2024.