Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Hermann Conradi. Sie ragen trotzig wie die Wettertanne, Sie zucken wie der Blitz mit loh'nden Zungen, Sie hallen wie der Donner krachend hallt -- Sie singen von der Schergen Allgewalt, Von Buben, die der Knechtschaft sich verdungen! Sie singen eine einz'ge Weise nur: Die Weise der Empörung gen Despoten! Sie flammen wild zusammen zu dem Schwur: Licht den Lebendigen -- die Nacht den Todten! ... Empörung. Originalbeitrag. Manchmal ist's mir, als packte mich ein Krampf, Wenn ich halbmüde, halbverdrossen, Verträumt, mechanisch dem Gewölk nachstarre, Das sich in zarten, duftig blauen Ringen Von der Cigarre mählich löst . . . . -- -- --: Da ist es mir, als packte mich ein Krampf -- Als schlüg' an's Ohr mir dröhnend Roßgestampf -- Als schlüg' an's Ohr mir gellend Horngeschmetter -- Als riefe mich Posaunenton zum Kampf Für einen neuen Heiland -- einen neuen Retter! In wilden Rhythmen pulst mein Blut -- Aufschwillt mir jauchzender Titanenmuth -- Erstickt liegt der Gedanken fahle Brut Und wirbelt auseinander wie der Blätter Zermürbte Spreu im Herbststurmtosen! . . . . . Ich lebe nur der That! Und ihre Rosen Blüh'n auf in meiner qualzerspaltenen Brust . . . . . . Hei! Wilde Götterlust, Auf dürrem Haidepfad Dahinzufliegen! Es dampft das Roß -- und in die Locken wühlt Der Sturm sich ein -- -- Gespenstisch liegen Des Mondes gleißend weiße Silberschleier Hermann Conradi. Sie ragen trotzig wie die Wettertanne, Sie zucken wie der Blitz mit loh’nden Zungen, Sie hallen wie der Donner krachend hallt — Sie ſingen von der Schergen Allgewalt, Von Buben, die der Knechtſchaft ſich verdungen! Sie ſingen eine einz’ge Weiſe nur: Die Weiſe der Empörung gen Despoten! Sie flammen wild zuſammen zu dem Schwur: Licht den Lebendigen — die Nacht den Todten! … Empörung. Originalbeitrag. Manchmal iſt’s mir, als packte mich ein Krampf, Wenn ich halbmüde, halbverdroſſen, Verträumt, mechaniſch dem Gewölk nachſtarre, Das ſich in zarten, duftig blauen Ringen Von der Cigarre mählich löſt . . . . — — —: Da iſt es mir, als packte mich ein Krampf — Als ſchlüg’ an’s Ohr mir dröhnend Roßgeſtampf — Als ſchlüg’ an’s Ohr mir gellend Horngeſchmetter — Als riefe mich Poſaunenton zum Kampf Für einen neuen Heiland — einen neuen Retter! In wilden Rhythmen pulſt mein Blut — Aufſchwillt mir jauchzender Titanenmuth — Erſtickt liegt der Gedanken fahle Brut Und wirbelt auseinander wie der Blätter Zermürbte Spreu im Herbſtſturmtoſen! . . . . . Ich lebe nur der That! Und ihre Roſen Blüh’n auf in meiner qualzerſpaltenen Bruſt . . . . . . Hei! Wilde Götterluſt, Auf dürrem Haidepfad Dahinzufliegen! Es dampft das Roß — und in die Locken wühlt Der Sturm ſich ein — — Geſpenſtiſch liegen Des Mondes gleißend weiße Silberſchleier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0111" n="93"/> <fw place="top" type="header">Hermann Conradi.</fw><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi> ragen trotzig wie die Wettertanne,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi> zucken wie der Blitz mit loh’nden Zungen,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi> hallen wie der Donner krachend hallt —</l><lb/> <l>Sie ſingen von der Schergen Allgewalt,</l><lb/> <l>Von Buben, die der Knechtſchaft ſich verdungen!</l><lb/> <l>Sie ſingen eine einz’ge Weiſe nur:</l><lb/> <l>Die Weiſe der Empörung gen Despoten!</l><lb/> <l>Sie flammen wild zuſammen zu dem Schwur:</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Licht den Lebendigen — die Nacht den Todten</hi>! …</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Empörung</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Manchmal iſt’s mir, als packte mich ein Krampf,</l><lb/> <l>Wenn ich halbmüde, halbverdroſſen,</l><lb/> <l>Verträumt, mechaniſch dem Gewölk nachſtarre,</l><lb/> <l>Das ſich in zarten, duftig blauen Ringen</l><lb/> <l>Von der Cigarre mählich löſt . . . . — — —:</l><lb/> <l>Da iſt es mir, als packte mich ein Krampf —</l><lb/> <l>Als ſchlüg’ an’s Ohr mir dröhnend Roßgeſtampf —</l><lb/> <l>Als ſchlüg’ an’s Ohr mir gellend Horngeſchmetter —</l><lb/> <l>Als riefe mich Poſaunenton zum Kampf</l><lb/> <l>Für einen neuen Heiland — einen neuen Retter!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In wilden Rhythmen pulſt mein Blut —</l><lb/> <l>Aufſchwillt mir jauchzender Titanenmuth —</l><lb/> <l>Erſtickt liegt der <hi rendition="#g">Gedanken</hi> fahle Brut</l><lb/> <l>Und wirbelt auseinander wie der Blätter</l><lb/> <l>Zermürbte Spreu im Herbſtſturmtoſen! . . . . .</l><lb/> <l>Ich lebe nur der <hi rendition="#g">That</hi>!</l><lb/> <l>Und ihre Roſen</l><lb/> <l>Blüh’n auf in meiner qualzerſpaltenen Bruſt . . . . . .</l><lb/> <l>Hei! 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Hermann Conradi.
Sie ragen trotzig wie die Wettertanne,
Sie zucken wie der Blitz mit loh’nden Zungen,
Sie hallen wie der Donner krachend hallt —
Sie ſingen von der Schergen Allgewalt,
Von Buben, die der Knechtſchaft ſich verdungen!
Sie ſingen eine einz’ge Weiſe nur:
Die Weiſe der Empörung gen Despoten!
Sie flammen wild zuſammen zu dem Schwur:
Licht den Lebendigen — die Nacht den Todten! …
Empörung.
Originalbeitrag.
Manchmal iſt’s mir, als packte mich ein Krampf,
Wenn ich halbmüde, halbverdroſſen,
Verträumt, mechaniſch dem Gewölk nachſtarre,
Das ſich in zarten, duftig blauen Ringen
Von der Cigarre mählich löſt . . . . — — —:
Da iſt es mir, als packte mich ein Krampf —
Als ſchlüg’ an’s Ohr mir dröhnend Roßgeſtampf —
Als ſchlüg’ an’s Ohr mir gellend Horngeſchmetter —
Als riefe mich Poſaunenton zum Kampf
Für einen neuen Heiland — einen neuen Retter!
In wilden Rhythmen pulſt mein Blut —
Aufſchwillt mir jauchzender Titanenmuth —
Erſtickt liegt der Gedanken fahle Brut
Und wirbelt auseinander wie der Blätter
Zermürbte Spreu im Herbſtſturmtoſen! . . . . .
Ich lebe nur der That!
Und ihre Roſen
Blüh’n auf in meiner qualzerſpaltenen Bruſt . . . . . .
Hei! Wilde Götterluſt,
Auf dürrem Haidepfad
Dahinzufliegen!
Es dampft das Roß — und in die Locken wühlt
Der Sturm ſich ein — —
Geſpenſtiſch liegen
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