Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl August Hückinghaus. Maria. Originalbeitrag. Nach Monden stand ich wieder vor dem Hause, Das einst dich, süße Huldgestalt, umfing. Wie war doch Alles anders wie vordem, Tiefbange Stille herrschte rings umher, Die Bäume standen schläfrig, müde da, Der Springquell, der uns einst das süße Lied, Das Zauberlied von Glück und Liebe sang, Er rauschte nicht; und stumm und traurig hockte Gott Amor selbst, der Schelm, auf seinem Stein. Todt lag der Park, todt Haus und todt der Hof, Denn ach die Seele, du, du warst entfloh'n. Lang' lehnt ich an des Gartenthores Gitter Und starrte auf die Stätte meines todten, Verlor'nen Glückes; auf die Erde glitten Mir Hut und Stab; der Nachtwind flatterte Mir durch das Haar und kühlte das vom Schmerze, Von tiefem Weh durchzuckte, heiße Hirn. Dann wand' ich trauernd meinen Fuß und ging, In Thränen dacht' ich dein, entschlafene Maria . . . . Sühne. Originalbeitrag. Liebe ist Thorheit; viel hab' ich erfahren, Es giebt kein Weib, das minnend ich ersehne . . . . Da kommst du auf den Wangen Thrän' um Thräne, Ein reuig Weib zurück zu meinen Laren. Du kehrst zurück -- so kam vor tausend Jahren Zu Menelaus wohl die reuige Helene -- Und sinkest gleich der Büß'rin Magdalene Zu Füßen mir mit losgelösten Haaren. Karl Auguſt Hückinghaus. Maria. Originalbeitrag. Nach Monden ſtand ich wieder vor dem Hauſe, Das einſt dich, ſüße Huldgeſtalt, umfing. Wie war doch Alles anders wie vordem, Tiefbange Stille herrſchte rings umher, Die Bäume ſtanden ſchläfrig, müde da, Der Springquell, der uns einſt das ſüße Lied, Das Zauberlied von Glück und Liebe ſang, Er rauſchte nicht; und ſtumm und traurig hockte Gott Amor ſelbſt, der Schelm, auf ſeinem Stein. Todt lag der Park, todt Haus und todt der Hof, Denn ach die Seele, du, du warſt entfloh’n. Lang’ lehnt ich an des Gartenthores Gitter Und ſtarrte auf die Stätte meines todten, Verlor’nen Glückes; auf die Erde glitten Mir Hut und Stab; der Nachtwind flatterte Mir durch das Haar und kühlte das vom Schmerze, Von tiefem Weh durchzuckte, heiße Hirn. Dann wand’ ich trauernd meinen Fuß und ging, In Thränen dacht’ ich dein, entſchlafene Maria . . . . Sühne. Originalbeitrag. Liebe iſt Thorheit; viel hab’ ich erfahren, Es giebt kein Weib, das minnend ich erſehne . . . . Da kommſt du auf den Wangen Thrän’ um Thräne, Ein reuig Weib zurück zu meinen Laren. Du kehrſt zurück — ſo kam vor tauſend Jahren Zu Menelaus wohl die reuige Helene — Und ſinkeſt gleich der Büß’rin Magdalene Zu Füßen mir mit losgelöſten Haaren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0151" n="133"/> <fw place="top" type="header">Karl Auguſt Hückinghaus.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Maria.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nach Monden ſtand ich wieder vor dem Hauſe,</l><lb/> <l>Das einſt dich, ſüße Huldgeſtalt, umfing.</l><lb/> <l>Wie war doch Alles anders wie vordem,</l><lb/> <l>Tiefbange Stille herrſchte rings umher,</l><lb/> <l>Die Bäume ſtanden ſchläfrig, müde da,</l><lb/> <l>Der Springquell, der uns einſt das ſüße Lied,</l><lb/> <l>Das Zauberlied von Glück und Liebe ſang,</l><lb/> <l>Er rauſchte nicht; und ſtumm und traurig hockte</l><lb/> <l>Gott Amor ſelbſt, der Schelm, auf ſeinem Stein.</l><lb/> <l>Todt lag der Park, todt Haus und todt der Hof,</l><lb/> <l>Denn ach die Seele, du, du warſt entfloh’n.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Lang’ lehnt ich an des Gartenthores Gitter</l><lb/> <l>Und ſtarrte auf die Stätte meines todten,</l><lb/> <l>Verlor’nen Glückes; auf die Erde glitten</l><lb/> <l>Mir Hut und Stab; der Nachtwind flatterte</l><lb/> <l>Mir durch das Haar und kühlte das vom Schmerze,</l><lb/> <l>Von tiefem Weh durchzuckte, heiße Hirn.</l><lb/> <l>Dann wand’ ich trauernd meinen Fuß und ging,</l><lb/> <l>In Thränen dacht’ ich dein, entſchlafene</l><lb/> <l>Maria . . . .</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sühne.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Liebe iſt Thorheit; viel hab’ ich erfahren,</l><lb/> <l>Es giebt kein Weib, das minnend ich erſehne . . . .</l><lb/> <l>Da kommſt du auf den Wangen Thrän’ um Thräne,</l><lb/> <l>Ein reuig Weib zurück zu meinen Laren.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du kehrſt zurück — ſo kam vor tauſend Jahren</l><lb/> <l>Zu Menelaus wohl die reuige Helene —</l><lb/> <l>Und ſinkeſt gleich der Büß’rin Magdalene</l><lb/> <l>Zu Füßen mir mit losgelöſten Haaren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0151]
Karl Auguſt Hückinghaus.
Maria.
Originalbeitrag.
Nach Monden ſtand ich wieder vor dem Hauſe,
Das einſt dich, ſüße Huldgeſtalt, umfing.
Wie war doch Alles anders wie vordem,
Tiefbange Stille herrſchte rings umher,
Die Bäume ſtanden ſchläfrig, müde da,
Der Springquell, der uns einſt das ſüße Lied,
Das Zauberlied von Glück und Liebe ſang,
Er rauſchte nicht; und ſtumm und traurig hockte
Gott Amor ſelbſt, der Schelm, auf ſeinem Stein.
Todt lag der Park, todt Haus und todt der Hof,
Denn ach die Seele, du, du warſt entfloh’n.
Lang’ lehnt ich an des Gartenthores Gitter
Und ſtarrte auf die Stätte meines todten,
Verlor’nen Glückes; auf die Erde glitten
Mir Hut und Stab; der Nachtwind flatterte
Mir durch das Haar und kühlte das vom Schmerze,
Von tiefem Weh durchzuckte, heiße Hirn.
Dann wand’ ich trauernd meinen Fuß und ging,
In Thränen dacht’ ich dein, entſchlafene
Maria . . . .
Sühne.
Originalbeitrag.
Liebe iſt Thorheit; viel hab’ ich erfahren,
Es giebt kein Weib, das minnend ich erſehne . . . .
Da kommſt du auf den Wangen Thrän’ um Thräne,
Ein reuig Weib zurück zu meinen Laren.
Du kehrſt zurück — ſo kam vor tauſend Jahren
Zu Menelaus wohl die reuige Helene —
Und ſinkeſt gleich der Büß’rin Magdalene
Zu Füßen mir mit losgelöſten Haaren.
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