Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl August Hückinghaus. O Weib steh' auf, soviel du auch verschuldet, Soviel dies arme Hirn um dich geduldet, Daß ich auf's Neu' dir süße Liebe künde, Steh' auf! Laß liebend dich auf's Neu' umfassen, Vor deinem Blick zerschmilzt mein Zorn, mein Hassen, Und deine Schönheit sühnet deine Sünde. Sonett. Originalbeitrag. In meine Kammer fällt nur trübes Licht -- Wie lang ist's her, daß ich des Glücks entbehrte -- Nur der Verstand ist mir im Leid Gefährte, Der ewig grämliche und trübe Wicht. Stets düst'rer wards, es schwand das letzte Licht, Als sich von mir das sapphirblaue, werthe Huldauge meiner Jugendliebe kehrte ... Und dunkel blieb's, tiefschwarz, und tagte nicht ... Nur manchmal tritt in süßem Glorienschein, Ein wunderlieblich Weib zu mir Ein guter Engel ist es, gottgesandt: Dann weicht vom Blick das Bild der Schmerzmeduse, Leis' legt auf's Haupt sich eine weiche Hand: Dann herzt und küßt mich liebreich meine Muse . . Herbstgefühl. Originalbeitrag. Ach! Das ist der Herbst! Es bläst Scharf und kalt der Wind von Norden, Und der blaue Himmel ist Trüb und nebelgrau geworden. Karl Auguſt Hückinghaus. O Weib ſteh’ auf, ſoviel du auch verſchuldet, Soviel dies arme Hirn um dich geduldet, Daß ich auf’s Neu’ dir ſüße Liebe künde, Steh’ auf! Laß liebend dich auf’s Neu’ umfaſſen, Vor deinem Blick zerſchmilzt mein Zorn, mein Haſſen, Und deine Schönheit ſühnet deine Sünde. Sonett. Originalbeitrag. In meine Kammer fällt nur trübes Licht — Wie lang iſt’s her, daß ich des Glücks entbehrte — Nur der Verſtand iſt mir im Leid Gefährte, Der ewig grämliche und trübe Wicht. Stets düſt’rer wards, es ſchwand das letzte Licht, Als ſich von mir das ſapphirblaue, werthe Huldauge meiner Jugendliebe kehrte … Und dunkel blieb’s, tiefſchwarz, und tagte nicht … Nur manchmal tritt in ſüßem Glorienſchein, Ein wunderlieblich Weib zu mir Ein guter Engel iſt es, gottgeſandt: Dann weicht vom Blick das Bild der Schmerzmeduſe, Leiſ’ legt auf’s Haupt ſich eine weiche Hand: Dann herzt und küßt mich liebreich meine Muſe . . Herbſtgefühl. Originalbeitrag. Ach! Das iſt der Herbſt! Es bläſt Scharf und kalt der Wind von Norden, Und der blaue Himmel iſt Trüb und nebelgrau geworden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0152" n="134"/> <fw place="top" type="header">Karl Auguſt Hückinghaus.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>O Weib ſteh’ auf, ſoviel du auch verſchuldet,</l><lb/> <l>Soviel dies arme Hirn um dich geduldet,</l><lb/> <l>Daß ich auf’s Neu’ dir ſüße Liebe künde,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Steh’ auf! Laß liebend dich auf’s Neu’ umfaſſen,</l><lb/> <l>Vor deinem Blick zerſchmilzt mein Zorn, mein Haſſen,</l><lb/> <l>Und deine Schönheit ſühnet deine Sünde.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sonett.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In meine Kammer fällt nur trübes Licht —</l><lb/> <l>Wie lang iſt’s her, daß ich des Glücks entbehrte —</l><lb/> <l>Nur der Verſtand iſt mir im Leid Gefährte,</l><lb/> <l>Der ewig grämliche und trübe Wicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Stets düſt’rer wards, es ſchwand das letzte Licht,</l><lb/> <l>Als ſich von mir das ſapphirblaue, werthe</l><lb/> <l>Huldauge meiner Jugendliebe kehrte …</l><lb/> <l>Und dunkel blieb’s, tiefſchwarz, und tagte nicht …</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur manchmal tritt in ſüßem Glorienſchein,</l><lb/> <l>Ein wunderlieblich Weib zu mir</l><lb/> <l>Ein guter Engel iſt es, gottgeſandt:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann weicht vom Blick das Bild der Schmerzmeduſe,</l><lb/> <l>Leiſ’ legt auf’s Haupt ſich eine weiche Hand:</l><lb/> <l>Dann herzt und küßt mich liebreich meine Muſe . .</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Herbſtgefühl</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ach! Das iſt der Herbſt! Es bläſt</l><lb/> <l>Scharf und kalt der Wind von Norden,</l><lb/> <l>Und der blaue Himmel iſt</l><lb/> <l>Trüb und nebelgrau geworden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0152]
Karl Auguſt Hückinghaus.
O Weib ſteh’ auf, ſoviel du auch verſchuldet,
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Steh’ auf! Laß liebend dich auf’s Neu’ umfaſſen,
Vor deinem Blick zerſchmilzt mein Zorn, mein Haſſen,
Und deine Schönheit ſühnet deine Sünde.
Sonett.
Originalbeitrag.
In meine Kammer fällt nur trübes Licht —
Wie lang iſt’s her, daß ich des Glücks entbehrte —
Nur der Verſtand iſt mir im Leid Gefährte,
Der ewig grämliche und trübe Wicht.
Stets düſt’rer wards, es ſchwand das letzte Licht,
Als ſich von mir das ſapphirblaue, werthe
Huldauge meiner Jugendliebe kehrte …
Und dunkel blieb’s, tiefſchwarz, und tagte nicht …
Nur manchmal tritt in ſüßem Glorienſchein,
Ein wunderlieblich Weib zu mir
Ein guter Engel iſt es, gottgeſandt:
Dann weicht vom Blick das Bild der Schmerzmeduſe,
Leiſ’ legt auf’s Haupt ſich eine weiche Hand:
Dann herzt und küßt mich liebreich meine Muſe . .
Herbſtgefühl.
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Ach! Das iſt der Herbſt! Es bläſt
Scharf und kalt der Wind von Norden,
Und der blaue Himmel iſt
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/152>, abgerufen am 16.02.2025. |