Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Arno Holz. Und doch, und doch! Du hast gelogen! Dein Lächeln war ein schönes Gift! Du hast mich um mich selbst betrogen! Dein Herz ist schwarz wie Deine Schrift! Du gabst mir einen wilden Rappen, Umschnürtest meine Brust mit Erz Und unter Thränen in mein Wappen Hast Du gestickt ein blutend Herz!" Ein Bild. 1884. Originalbeitrag. Aus Sandstein ist das gelbliche Portal, Die rothen Säulen aus Granit gehauen, Und seitwärts in ein weißes Piedestal Vergräbt ein Löwe seine Marmorklauen. Doch schwarz verhängt sind alle Fenster heut Und Lichter brennen nur im Erdgeschosse, Der Straßendamm ist hoch mit Stroh bestreut Und lautlos drüberhin rollt die Karosse. Das Treppenhaus vertheidigt der Portier Und schüttelt grimmig seine graue Mähne, Und naht gar einer aus der haute volee, Dann fletscht er cerberusgleich seine Zähne. Im Prunksaal trauern hinter Flor und Tafft Die bunten Inderstoffe aus Lahore, Auch schleicht die goldbetreßte Dienerschaft Nur auf Spitzzehen durch die Corridore. Arno Holz. Und doch, und doch! Du haſt gelogen! Dein Lächeln war ein ſchönes Gift! Du haſt mich um mich ſelbſt betrogen! Dein Herz iſt ſchwarz wie Deine Schrift! Du gabſt mir einen wilden Rappen, Umſchnürteſt meine Bruſt mit Erz Und unter Thränen in mein Wappen Haſt Du geſtickt ein blutend Herz!“ Ein Bild. 1884. Originalbeitrag. Aus Sandſtein iſt das gelbliche Portal, Die rothen Säulen aus Granit gehauen, Und ſeitwärts in ein weißes Piedeſtal Vergräbt ein Löwe ſeine Marmorklauen. Doch ſchwarz verhängt ſind alle Fenſter heut Und Lichter brennen nur im Erdgeſchoſſe, Der Straßendamm iſt hoch mit Stroh beſtreut Und lautlos drüberhin rollt die Karoſſe. Das Treppenhaus vertheidigt der Portier Und ſchüttelt grimmig ſeine graue Mähne, Und naht gar einer aus der haute volée, Dann fletſcht er cerberusgleich ſeine Zähne. Im Prunkſaal trauern hinter Flor und Tafft Die bunten Inderſtoffe aus Lahore, Auch ſchleicht die goldbetreßte Dienerſchaft Nur auf Spitzzehen durch die Corridore. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0172" n="154"/> <fw place="top" type="header">Arno Holz.</fw><lb/> <lg n="27"> <l>Und doch, und doch! Du haſt gelogen!</l><lb/> <l>Dein Lächeln war ein ſchönes Gift!</l><lb/> <l>Du haſt mich um mich ſelbſt betrogen!</l><lb/> <l>Dein Herz iſt ſchwarz wie Deine Schrift!</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Du gabſt mir einen wilden Rappen,</l><lb/> <l>Umſchnürteſt meine Bruſt mit Erz</l><lb/> <l>Und unter Thränen in mein Wappen</l><lb/> <l>Haſt Du geſtickt ein blutend Herz!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Ein Bild.</hi><lb/> 1884.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus Sandſtein iſt das gelbliche Portal,</l><lb/> <l>Die rothen Säulen aus Granit gehauen,</l><lb/> <l>Und ſeitwärts in ein weißes Piedeſtal</l><lb/> <l>Vergräbt ein Löwe ſeine Marmorklauen.</l><lb/> <l>Doch ſchwarz verhängt ſind alle Fenſter heut</l><lb/> <l>Und Lichter brennen nur im Erdgeſchoſſe,</l><lb/> <l>Der Straßendamm iſt hoch mit Stroh beſtreut</l><lb/> <l>Und lautlos drüberhin rollt die Karoſſe.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Treppenhaus vertheidigt der Portier</l><lb/> <l>Und ſchüttelt grimmig ſeine graue Mähne,</l><lb/> <l>Und naht gar einer aus der <hi rendition="#aq">haute volée,</hi></l><lb/> <l>Dann fletſcht er cerberusgleich ſeine Zähne.</l><lb/> <l>Im Prunkſaal trauern hinter Flor und Tafft</l><lb/> <l>Die bunten Inderſtoffe aus Lahore,</l><lb/> <l>Auch ſchleicht die goldbetreßte Dienerſchaft</l><lb/> <l>Nur auf Spitzzehen durch die Corridore.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0172]
Arno Holz.
Und doch, und doch! Du haſt gelogen!
Dein Lächeln war ein ſchönes Gift!
Du haſt mich um mich ſelbſt betrogen!
Dein Herz iſt ſchwarz wie Deine Schrift!
Du gabſt mir einen wilden Rappen,
Umſchnürteſt meine Bruſt mit Erz
Und unter Thränen in mein Wappen
Haſt Du geſtickt ein blutend Herz!“
Ein Bild.
1884.
Originalbeitrag.
Aus Sandſtein iſt das gelbliche Portal,
Die rothen Säulen aus Granit gehauen,
Und ſeitwärts in ein weißes Piedeſtal
Vergräbt ein Löwe ſeine Marmorklauen.
Doch ſchwarz verhängt ſind alle Fenſter heut
Und Lichter brennen nur im Erdgeſchoſſe,
Der Straßendamm iſt hoch mit Stroh beſtreut
Und lautlos drüberhin rollt die Karoſſe.
Das Treppenhaus vertheidigt der Portier
Und ſchüttelt grimmig ſeine graue Mähne,
Und naht gar einer aus der haute volée,
Dann fletſcht er cerberusgleich ſeine Zähne.
Im Prunkſaal trauern hinter Flor und Tafft
Die bunten Inderſtoffe aus Lahore,
Auch ſchleicht die goldbetreßte Dienerſchaft
Nur auf Spitzzehen durch die Corridore.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |