Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Wo du gehst, da bricht in Flammen Tausendjähriger Grund zusammen, Drauf die Knechtschaft wuchernd stand. Und der Hoffahrt morsche Götter Treiben hin wie Spreu im Wetter, Auf vom Schlafe fährt das Land. Wo du gehst, da öffnen alle Tiefen sich mit heißem Schwalle Und des Abgrunds Nacht wird Tag. Glühend braust's in tausend Seelen, Erd' und Himmel zu vermählen, Dringt der Geist zum Sternenhag. Wo du gehst, quillt Lust und Segen, Jedem Herzen rauscht's entgegen Wie des Lenzwinds thauig Warm. Und der Winter geht zu Ende, Liebend reichen sich die Hände Stark und Krank und Reich und Arm. Und von Ost gen Westen fahren Boten aller Völkerschaaren -- Unsrer Fehde sei's genug. Kommt, den Gruß uns zu erwidern, Laßt uns Brüder sein mit Brüdern, Fahr' zur Hölle Macht und Lug. Schlagt die Cymbeln, spielt die Geigen, Süße Mädchen schlingt den Reigen, Kränzt mit Grün den Maienbaum. Auf, ihr Männer, Opfergluthen Laßt von allen Bergen fluthen, Auf, vorbei ist Nacht und Traum. Wie ein Tempel sei die Erde, Daß der Mensch zum Gotte werde Todesmächtig, licht und hehr. Daß nicht Wasser und nicht Lüfte, Nicht der Zwietracht düstre Klüfte Trennen unsre Herzen mehr. Heinrich Hart. Wo du gehſt, da bricht in Flammen Tauſendjähriger Grund zuſammen, Drauf die Knechtſchaft wuchernd ſtand. Und der Hoffahrt morſche Götter Treiben hin wie Spreu im Wetter, Auf vom Schlafe fährt das Land. Wo du gehſt, da öffnen alle Tiefen ſich mit heißem Schwalle Und des Abgrunds Nacht wird Tag. Glühend brauſt’s in tauſend Seelen, Erd’ und Himmel zu vermählen, Dringt der Geiſt zum Sternenhag. Wo du gehſt, quillt Luſt und Segen, Jedem Herzen rauſcht’s entgegen Wie des Lenzwinds thauig Warm. Und der Winter geht zu Ende, Liebend reichen ſich die Hände Stark und Krank und Reich und Arm. Und von Oſt gen Weſten fahren Boten aller Völkerſchaaren — Unſrer Fehde ſei’s genug. Kommt, den Gruß uns zu erwidern, Laßt uns Brüder ſein mit Brüdern, Fahr’ zur Hölle Macht und Lug. Schlagt die Cymbeln, ſpielt die Geigen, Süße Mädchen ſchlingt den Reigen, Kränzt mit Grün den Maienbaum. Auf, ihr Männer, Opfergluthen Laßt von allen Bergen fluthen, Auf, vorbei iſt Nacht und Traum. Wie ein Tempel ſei die Erde, Daß der Menſch zum Gotte werde Todesmächtig, licht und hehr. Daß nicht Waſſer und nicht Lüfte, Nicht der Zwietracht düſtre Klüfte Trennen unſre Herzen mehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0201" n="183"/> <fw place="top" type="header">Heinrich Hart.</fw><lb/> <lg n="9"> <l>Wo du gehſt, da bricht in Flammen</l><lb/> <l>Tauſendjähriger Grund zuſammen,</l><lb/> <l>Drauf die Knechtſchaft wuchernd ſtand.</l><lb/> <l>Und der Hoffahrt morſche Götter</l><lb/> <l>Treiben hin wie Spreu im Wetter,</l><lb/> <l>Auf vom Schlafe fährt das Land.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Wo du gehſt, da öffnen alle</l><lb/> <l>Tiefen ſich mit heißem Schwalle</l><lb/> <l>Und des Abgrunds Nacht wird Tag.</l><lb/> <l>Glühend brauſt’s in tauſend Seelen,</l><lb/> <l>Erd’ und Himmel zu vermählen,</l><lb/> <l>Dringt der Geiſt zum Sternenhag.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Wo du gehſt, quillt Luſt und Segen,</l><lb/> <l>Jedem Herzen rauſcht’s entgegen</l><lb/> <l>Wie des Lenzwinds thauig Warm.</l><lb/> <l>Und der Winter geht zu Ende,</l><lb/> <l>Liebend reichen ſich die Hände</l><lb/> <l>Stark und Krank und Reich und Arm.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Und von Oſt gen Weſten fahren</l><lb/> <l>Boten aller Völkerſchaaren —</l><lb/> <l>Unſrer Fehde ſei’s genug.</l><lb/> <l>Kommt, den Gruß uns zu erwidern,</l><lb/> <l>Laßt uns Brüder ſein mit Brüdern,</l><lb/> <l>Fahr’ zur Hölle Macht und Lug.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Schlagt die Cymbeln, ſpielt die Geigen,</l><lb/> <l>Süße Mädchen ſchlingt den Reigen,</l><lb/> <l>Kränzt mit Grün den Maienbaum.</l><lb/> <l>Auf, ihr Männer, Opfergluthen</l><lb/> <l>Laßt von allen Bergen fluthen,</l><lb/> <l>Auf, vorbei iſt Nacht und Traum.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Wie ein Tempel ſei die Erde,</l><lb/> <l>Daß der Menſch zum Gotte werde</l><lb/> <l>Todesmächtig, licht und hehr.</l><lb/> <l>Daß nicht Waſſer und nicht Lüfte,</l><lb/> <l>Nicht der Zwietracht düſtre Klüfte</l><lb/> <l>Trennen unſre Herzen mehr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0201]
Heinrich Hart.
Wo du gehſt, da bricht in Flammen
Tauſendjähriger Grund zuſammen,
Drauf die Knechtſchaft wuchernd ſtand.
Und der Hoffahrt morſche Götter
Treiben hin wie Spreu im Wetter,
Auf vom Schlafe fährt das Land.
Wo du gehſt, da öffnen alle
Tiefen ſich mit heißem Schwalle
Und des Abgrunds Nacht wird Tag.
Glühend brauſt’s in tauſend Seelen,
Erd’ und Himmel zu vermählen,
Dringt der Geiſt zum Sternenhag.
Wo du gehſt, quillt Luſt und Segen,
Jedem Herzen rauſcht’s entgegen
Wie des Lenzwinds thauig Warm.
Und der Winter geht zu Ende,
Liebend reichen ſich die Hände
Stark und Krank und Reich und Arm.
Und von Oſt gen Weſten fahren
Boten aller Völkerſchaaren —
Unſrer Fehde ſei’s genug.
Kommt, den Gruß uns zu erwidern,
Laßt uns Brüder ſein mit Brüdern,
Fahr’ zur Hölle Macht und Lug.
Schlagt die Cymbeln, ſpielt die Geigen,
Süße Mädchen ſchlingt den Reigen,
Kränzt mit Grün den Maienbaum.
Auf, ihr Männer, Opfergluthen
Laßt von allen Bergen fluthen,
Auf, vorbei iſt Nacht und Traum.
Wie ein Tempel ſei die Erde,
Daß der Menſch zum Gotte werde
Todesmächtig, licht und hehr.
Daß nicht Waſſer und nicht Lüfte,
Nicht der Zwietracht düſtre Klüfte
Trennen unſre Herzen mehr.
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