Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Ich würgte den, der Alexander hieß,Ich war's, der ihn vom goldnen Prunkbett stieß, Weil er sein Ich nicht sättigen konnte hier, Gab ich ihm neues Ichthum, neue Gier. Ich: Und ich und ich! Die Hände streckt' ich aus Nach Dir, zu führen mich ins Nichts hinaus, Eh ich Dich kannte; ach ich wollte fliehn, Eh mir im Kampf des Lebens Sieg verliehn, Eh ich dies Ich getödtet oder mich Zu neuem Kampf und Sein verdammt das Ich. Doch jetzt erkenn' ich klar und fühl' es tief, Ich bliebe krank und wenn ich ewig schlief', Gesunden muß ich von des Ichthums Noth, Zum Leben zu gesunden durch den Tod. Er: Was zauderst Du? Blaß wird Dein Angesicht, Die große Stunde flieh' sie länger nicht, Wirf ab den Leib! Ich: Nein, hebe nicht Dein Schwert, Laß von mir Tod, noch bin ich Dein nicht werth. Heinrich Hart. Ich würgte den, der Alexander hieß,Ich war’s, der ihn vom goldnen Prunkbett ſtieß, Weil er ſein Ich nicht ſättigen konnte hier, Gab ich ihm neues Ichthum, neue Gier. Ich: Und ich und ich! Die Hände ſtreckt’ ich aus Nach Dir, zu führen mich ins Nichts hinaus, Eh ich Dich kannte; ach ich wollte fliehn, Eh mir im Kampf des Lebens Sieg verliehn, Eh ich dies Ich getödtet oder mich Zu neuem Kampf und Sein verdammt das Ich. Doch jetzt erkenn’ ich klar und fühl’ es tief, Ich bliebe krank und wenn ich ewig ſchlief’, Geſunden muß ich von des Ichthums Noth, Zum Leben zu geſunden durch den Tod. Er: Was zauderſt Du? Blaß wird Dein Angeſicht, Die große Stunde flieh’ ſie länger nicht, Wirf ab den Leib! Ich: Nein, hebe nicht Dein Schwert, Laß von mir Tod, noch bin ich Dein nicht werth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#er"> <p><pb facs="#f0214" n="196"/><fw place="top" type="header">Heinrich Hart.</fw><lb/> Ich würgte den, der Alexander hieß,<lb/> Ich war’s, der ihn vom goldnen Prunkbett ſtieß,<lb/> Weil er ſein Ich nicht ſättigen konnte hier,<lb/> Gab ich ihm neues Ichthum, neue Gier.</p> </sp><lb/> <sp who="#ich"> <speaker>Ich:</speaker> <p>Und ich und ich! Die Hände ſtreckt’ ich aus<lb/> Nach Dir, zu führen mich ins Nichts hinaus,<lb/> Eh ich Dich kannte; ach ich wollte fliehn,<lb/> Eh mir im Kampf des Lebens Sieg verliehn,<lb/> Eh ich dies Ich getödtet oder mich<lb/> Zu neuem Kampf und Sein verdammt das Ich.<lb/> Doch jetzt erkenn’ ich klar und fühl’ es tief,<lb/> Ich bliebe krank und wenn ich ewig ſchlief’,<lb/> Geſunden muß ich von des Ichthums Noth,<lb/> Zum Leben zu geſunden durch den Tod.</p> </sp><lb/> <sp who="#er"> <speaker>Er:</speaker> <p>Was zauderſt Du? Blaß wird Dein Angeſicht,<lb/> Die große Stunde flieh’ ſie länger nicht,<lb/> Wirf ab den Leib!</p> </sp><lb/> <sp who="#ich"> <speaker>Ich:</speaker> <p>Nein, hebe nicht Dein Schwert,<lb/> Laß von mir Tod, noch bin ich Dein nicht werth.</p> </sp> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [196/0214]
Heinrich Hart.
Ich würgte den, der Alexander hieß,
Ich war’s, der ihn vom goldnen Prunkbett ſtieß,
Weil er ſein Ich nicht ſättigen konnte hier,
Gab ich ihm neues Ichthum, neue Gier.
Ich: Und ich und ich! Die Hände ſtreckt’ ich aus
Nach Dir, zu führen mich ins Nichts hinaus,
Eh ich Dich kannte; ach ich wollte fliehn,
Eh mir im Kampf des Lebens Sieg verliehn,
Eh ich dies Ich getödtet oder mich
Zu neuem Kampf und Sein verdammt das Ich.
Doch jetzt erkenn’ ich klar und fühl’ es tief,
Ich bliebe krank und wenn ich ewig ſchlief’,
Geſunden muß ich von des Ichthums Noth,
Zum Leben zu geſunden durch den Tod.
Er: Was zauderſt Du? Blaß wird Dein Angeſicht,
Die große Stunde flieh’ ſie länger nicht,
Wirf ab den Leib!
Ich: Nein, hebe nicht Dein Schwert,
Laß von mir Tod, noch bin ich Dein nicht werth.
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