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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.
Und immer und immer bei Nacht und Tag, und immer und immer in
Lust und in Schmerz
Tönt in mein Ohr deiner Stimme Klang und greift mit Dornen in mein Herz:
"O wende von mir dein Auge ab und küsse mich nicht mit dieser Gluth,
Du weißt ja nicht, wie bitterweh mir all' deine heiße Liebe thut.
"Schaust du mich an, erschauert mir das Herz vor Angst und dunklem Weh,
Und meine arme Seele zittert, wenn ich in deine Augen seh'.
"Nein, geh' hinfort, und wende nicht dein Angesicht zu mir zurück,
Ich hab' auf all' und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück.
"Wohl fühl' ich hier, wenn's mich bedrängt, und lieg' ich ohne Schlaf
und Ruh',
Daß ich ohne dich vergehen muß, denn all' meine Liebe -- das bist du!
"Meine Arme möcht' ich schlingen wohl und halten dich und küssen dich,
Doch längst vergang'ne Tage drängen sich dunkel zwischen dich und mich!
"Vor meiner Seele steigt es auf -- verflossen ist schon Jahr um Jahr,
Doch hebt sich's auf vor meinem Geiste so schaurig und so düster klar.
"Meine erste süße Jugendzeit, licht wie der Frühling im Blüthenschein,
Und mein erster, mein erster Liebestraum hüllte mit Zaubern die Seele
mir ein.
"O frage mich nicht, wie's einst geschah, -- o wende dich ab, sieh mich
nicht an,
Ich kann nicht schauen, wie du weinst, du herzgeliebter theurer Mann.
"Wie die Nacht einst kam von Rosenduft berauscht und trunken von
Mondesglanz,
Und die Nachtigallen schluchzten süß, und die Elfen wiegten sich im Tanz.
"Die Winde wallten die Straße hinab und fernher zitternd die Geige klang,
Und die Wasser rauschten träumend hinab den schattendüst'ren Waldesgang.
"Da lag sein Haupt an meiner Brust, und wildes Sehnen in mir schwoll,
Und er küßte mich ... und er küßte mich ... und mein Herz ward
weit und mein Herz ward voll.

Julius Hart.
Und immer und immer bei Nacht und Tag, und immer und immer in
Luſt und in Schmerz
Tönt in mein Ohr deiner Stimme Klang und greift mit Dornen in mein Herz:
„O wende von mir dein Auge ab und küſſe mich nicht mit dieſer Gluth,
Du weißt ja nicht, wie bitterweh mir all’ deine heiße Liebe thut.
„Schauſt du mich an, erſchauert mir das Herz vor Angſt und dunklem Weh,
Und meine arme Seele zittert, wenn ich in deine Augen ſeh’.
„Nein, geh’ hinfort, und wende nicht dein Angeſicht zu mir zurück,
Ich hab’ auf all’ und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück.
„Wohl fühl’ ich hier, wenn’s mich bedrängt, und lieg’ ich ohne Schlaf
und Ruh’,
Daß ich ohne dich vergehen muß, denn all’ meine Liebe — das biſt du!
„Meine Arme möcht’ ich ſchlingen wohl und halten dich und küſſen dich,
Doch längſt vergang’ne Tage drängen ſich dunkel zwiſchen dich und mich!
„Vor meiner Seele ſteigt es auf — verfloſſen iſt ſchon Jahr um Jahr,
Doch hebt ſich’s auf vor meinem Geiſte ſo ſchaurig und ſo düſter klar.
„Meine erſte ſüße Jugendzeit, licht wie der Frühling im Blüthenſchein,
Und mein erſter, mein erſter Liebestraum hüllte mit Zaubern die Seele
mir ein.
„O frage mich nicht, wie’s einſt geſchah, — o wende dich ab, ſieh mich
nicht an,
Ich kann nicht ſchauen, wie du weinſt, du herzgeliebter theurer Mann.
„Wie die Nacht einſt kam von Roſenduft berauſcht und trunken von
Mondesglanz,
Und die Nachtigallen ſchluchzten ſüß, und die Elfen wiegten ſich im Tanz.
„Die Winde wallten die Straße hinab und fernher zitternd die Geige klang,
Und die Waſſer rauſchten träumend hinab den ſchattendüſt’ren Waldesgang.
„Da lag ſein Haupt an meiner Bruſt, und wildes Sehnen in mir ſchwoll,
Und er küßte mich … und er küßte mich … und mein Herz ward
weit und mein Herz ward voll.

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[60/0078] Julius Hart. Und immer und immer bei Nacht und Tag, und immer und immer in Luſt und in Schmerz Tönt in mein Ohr deiner Stimme Klang und greift mit Dornen in mein Herz: „O wende von mir dein Auge ab und küſſe mich nicht mit dieſer Gluth, Du weißt ja nicht, wie bitterweh mir all’ deine heiße Liebe thut. „Schauſt du mich an, erſchauert mir das Herz vor Angſt und dunklem Weh, Und meine arme Seele zittert, wenn ich in deine Augen ſeh’. „Nein, geh’ hinfort, und wende nicht dein Angeſicht zu mir zurück, Ich hab’ auf all’ und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück. „Wohl fühl’ ich hier, wenn’s mich bedrängt, und lieg’ ich ohne Schlaf und Ruh’, Daß ich ohne dich vergehen muß, denn all’ meine Liebe — das biſt du! „Meine Arme möcht’ ich ſchlingen wohl und halten dich und küſſen dich, Doch längſt vergang’ne Tage drängen ſich dunkel zwiſchen dich und mich! „Vor meiner Seele ſteigt es auf — verfloſſen iſt ſchon Jahr um Jahr, Doch hebt ſich’s auf vor meinem Geiſte ſo ſchaurig und ſo düſter klar. „Meine erſte ſüße Jugendzeit, licht wie der Frühling im Blüthenſchein, Und mein erſter, mein erſter Liebestraum hüllte mit Zaubern die Seele mir ein. „O frage mich nicht, wie’s einſt geſchah, — o wende dich ab, ſieh mich nicht an, Ich kann nicht ſchauen, wie du weinſt, du herzgeliebter theurer Mann. „Wie die Nacht einſt kam von Roſenduft berauſcht und trunken von Mondesglanz, Und die Nachtigallen ſchluchzten ſüß, und die Elfen wiegten ſich im Tanz. „Die Winde wallten die Straße hinab und fernher zitternd die Geige klang, Und die Waſſer rauſchten träumend hinab den ſchattendüſt’ren Waldesgang. „Da lag ſein Haupt an meiner Bruſt, und wildes Sehnen in mir ſchwoll, Und er küßte mich … und er küßte mich … und mein Herz ward weit und mein Herz ward voll.

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/78>, abgerufen am 29.11.2024.