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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.
"Und vor mir sank die Welt dahin ... Es schwanden in Nebel Zeit und Raum
Und über mich kam's wie süßer Schlaf, wie ein todesschwerer bittrer Traum.
"Doch als der Morgen in Osten sich hob, -- o wie grau und schwer
und wie kalt der Tag,
Und er nahm mein Glück und ließ mir nichts zurück als Schande und
bitt're Schmach.
"Nein, fluch' ihm nicht! Schwer fiel die Hand des Himmels auf sein
schönes Haupt,
Seines Herzens Glocke hat ausgetönt, und sein Gebein ist längst verstaubt.
"Der Wahnsinn fiel in sein Gehirn mit heißer und versengender Gluth,
Gras wuchert an dem stillen Ort, wo meine erste Liebe ruht.
"Doch ich! Doch ich! nein, wende nicht dein Antlitz einmal noch zurück,
Ich hab' auf all' und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück!
"Du bist meine Sonne, du bist mein Tag und meiner Zukunft süßer Schein,
Doch geh' hinfort, du darfst nicht länger bei mir Unselig-Armen sein.
"Mir bleibt nur Buße und bitt're Qual, meine Tage sinken in Dunkel
und Graus,
Leb' wohl! Leb' wohl! Und mein Gebet führ' dich aus Nacht und
Schmerzen hinaus!"


O wie schwer und bang' ward mir das Herz, und wie bitterweh thut
doch dein Wort,
All' Sonnenlicht und Sonnenglanz zieht trüb' aus meiner Seele fort.
Was ich gehofft und heiß ersehnt, liegt wie ein wüstes Trümmerfeld,
Der Tod schleicht durch die wundenkranke, falsche, sündenverfallene Welt.
Von Seufzern schüttert deine Brust, als wollte sie zerspringen dir,
O wie arm und elend, mein Liebling du, wie elend sind nun Beide wir.
Es kommen die Nebel, die Wasser ziehn, und Finsternisse dräuen mit Macht,
Licht! Licht! O säh ich nur ein Licht in dieser todesdüst'ren Nacht!

Julius Hart.
„Und vor mir ſank die Welt dahin … Es ſchwanden in Nebel Zeit und Raum
Und über mich kam’s wie ſüßer Schlaf, wie ein todesſchwerer bittrer Traum.
„Doch als der Morgen in Oſten ſich hob, — o wie grau und ſchwer
und wie kalt der Tag,
Und er nahm mein Glück und ließ mir nichts zurück als Schande und
bitt’re Schmach.
„Nein, fluch’ ihm nicht! Schwer fiel die Hand des Himmels auf ſein
ſchönes Haupt,
Seines Herzens Glocke hat ausgetönt, und ſein Gebein iſt längſt verſtaubt.
„Der Wahnſinn fiel in ſein Gehirn mit heißer und verſengender Gluth,
Gras wuchert an dem ſtillen Ort, wo meine erſte Liebe ruht.
„Doch ich! Doch ich! nein, wende nicht dein Antlitz einmal noch zurück,
Ich hab’ auf all’ und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück!
„Du biſt meine Sonne, du biſt mein Tag und meiner Zukunft ſüßer Schein,
Doch geh’ hinfort, du darfſt nicht länger bei mir Unſelig-Armen ſein.
„Mir bleibt nur Buße und bitt’re Qual, meine Tage ſinken in Dunkel
und Graus,
Leb’ wohl! Leb’ wohl! Und mein Gebet führ’ dich aus Nacht und
Schmerzen hinaus!“


O wie ſchwer und bang’ ward mir das Herz, und wie bitterweh thut
doch dein Wort,
All’ Sonnenlicht und Sonnenglanz zieht trüb’ aus meiner Seele fort.
Was ich gehofft und heiß erſehnt, liegt wie ein wüſtes Trümmerfeld,
Der Tod ſchleicht durch die wundenkranke, falſche, ſündenverfallene Welt.
Von Seufzern ſchüttert deine Bruſt, als wollte ſie zerſpringen dir,
O wie arm und elend, mein Liebling du, wie elend ſind nun Beide wir.
Es kommen die Nebel, die Waſſer ziehn, und Finſterniſſe dräuen mit Macht,
Licht! Licht! O ſäh ich nur ein Licht in dieſer todesdüſt’ren Nacht!

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[61/0079] Julius Hart. „Und vor mir ſank die Welt dahin … Es ſchwanden in Nebel Zeit und Raum Und über mich kam’s wie ſüßer Schlaf, wie ein todesſchwerer bittrer Traum. „Doch als der Morgen in Oſten ſich hob, — o wie grau und ſchwer und wie kalt der Tag, Und er nahm mein Glück und ließ mir nichts zurück als Schande und bitt’re Schmach. „Nein, fluch’ ihm nicht! Schwer fiel die Hand des Himmels auf ſein ſchönes Haupt, Seines Herzens Glocke hat ausgetönt, und ſein Gebein iſt längſt verſtaubt. „Der Wahnſinn fiel in ſein Gehirn mit heißer und verſengender Gluth, Gras wuchert an dem ſtillen Ort, wo meine erſte Liebe ruht. „Doch ich! Doch ich! nein, wende nicht dein Antlitz einmal noch zurück, Ich hab’ auf all’ und ewige Zeit verloren die Liebe, verloren mein Glück! „Du biſt meine Sonne, du biſt mein Tag und meiner Zukunft ſüßer Schein, Doch geh’ hinfort, du darfſt nicht länger bei mir Unſelig-Armen ſein. „Mir bleibt nur Buße und bitt’re Qual, meine Tage ſinken in Dunkel und Graus, Leb’ wohl! Leb’ wohl! Und mein Gebet führ’ dich aus Nacht und Schmerzen hinaus!“ O wie ſchwer und bang’ ward mir das Herz, und wie bitterweh thut doch dein Wort, All’ Sonnenlicht und Sonnenglanz zieht trüb’ aus meiner Seele fort. Was ich gehofft und heiß erſehnt, liegt wie ein wüſtes Trümmerfeld, Der Tod ſchleicht durch die wundenkranke, falſche, ſündenverfallene Welt. Von Seufzern ſchüttert deine Bruſt, als wollte ſie zerſpringen dir, O wie arm und elend, mein Liebling du, wie elend ſind nun Beide wir. Es kommen die Nebel, die Waſſer ziehn, und Finſterniſſe dräuen mit Macht, Licht! Licht! O ſäh ich nur ein Licht in dieſer todesdüſt’ren Nacht!

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/79>, abgerufen am 29.11.2024.