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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Der elendeste in seienam Hertzen
nicht zu vergleichen/ vnd also sihet Gott
Warumb
ein mensch
elend.
den Elenden an mit seinem Trost.

Ein Mensch ist nicht darumb elend/
sol sich auch nicht darumb elend achten/
daß er arm ist/ vnd in der Welt keinen
Trost hat/ sondern darumb/ daß er ein
Sünder ist. Denn were keine Sünde/
so were auch kein Elend. Einem Men-
schen kan nicht so gros Elend widersa-
ren/ er hat es noch grösser verdienet.
Darumb spl er nit deshalben trawren/
Ein mensch
ist kemer
Wolthat en
Gottes
werth.
daß jhme nicht grosse Wolthaten wi-
derfahren/ er ist der aller geringsten nit
werth/ auch seines eigenen Lebens nit.
Vnd wiewol das Fleisch vnd Blut nit
gern höret/ dennoch soll vmb der War-
heit willen ein jeder seine Sünde selbst
straffen/ auff daß die Gnade Gottes
bey jhm wohne.

Was sol sich nun ein Mensch rüh-
Das beste
das ein
Mensch
thun kan.
men/ oder warumb sol er seinen Mund
auffthun? Das beste/ das ein Mensch
mit seinem Munde reden kan/ sind diese
zwey Wort: Ich habe gesündiget/ Er-
barm dich mein. Gott erfordert nicht

mehr

Der elendeſte in ſeienam Hertzen
nicht zu vergleichen/ vñ alſo ſihet Gott
Warumb
ein mẽſch
elend.
den Elenden an mit ſeinem Troſt.

Ein Menſch iſt nicht darumb elend/
ſol ſich auch nicht darumb elend achtẽ/
daß er arm iſt/ vnd in der Welt keinen
Troſt hat/ ſondern darumb/ daß er ein
Suͤnder iſt. Denn were keine Suͤnde/
ſo were auch kein Elend. Einem Men-
ſchen kan nicht ſo gros Elend widerſa-
ren/ er hat es noch groͤſſer verdienet.
Darumb ſpl er nit deshalben trawren/
Ein mẽſch
iſt kemer
Wolthat ẽ
Gottes
werth.
daß jhme nicht groſſe Wolthaten wi-
derfahren/ er iſt der aller geringſten nit
werth/ auch ſeines eigenen Lebens nit.
Vnd wiewol das Fleiſch vnd Blut nit
gern hoͤret/ dennoch ſoll vmb der War-
heit willen ein jeder ſeine Suͤnde ſelbſt
ſtraffen/ auff daß die Gnade Gottes
bey jhm wohne.

Was ſol ſich nun ein Menſch ruͤh-
Das beſte
das ein
Menſch
thun kan.
men/ oder warumb ſol er ſeinen Mund
auffthun? Das beſte/ das ein Menſch
mit ſeinem Munde redẽ kan/ ſind dieſe
zwey Wort: Ich habe geſuͤndiget/ Er-
barm dich mein. Gott erfordert nicht

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[188/0220] Der elendeſte in ſeienam Hertzen nicht zu vergleichen/ vñ alſo ſihet Gott den Elenden an mit ſeinem Troſt. Warumb ein mẽſch elend. Ein Menſch iſt nicht darumb elend/ ſol ſich auch nicht darumb elend achtẽ/ daß er arm iſt/ vnd in der Welt keinen Troſt hat/ ſondern darumb/ daß er ein Suͤnder iſt. Denn were keine Suͤnde/ ſo were auch kein Elend. Einem Men- ſchen kan nicht ſo gros Elend widerſa- ren/ er hat es noch groͤſſer verdienet. Darumb ſpl er nit deshalben trawren/ daß jhme nicht groſſe Wolthaten wi- derfahren/ er iſt der aller geringſten nit werth/ auch ſeines eigenen Lebens nit. Vnd wiewol das Fleiſch vnd Blut nit gern hoͤret/ dennoch ſoll vmb der War- heit willen ein jeder ſeine Suͤnde ſelbſt ſtraffen/ auff daß die Gnade Gottes bey jhm wohne. Ein mẽſch iſt kemer Wolthat ẽ Gottes werth. Was ſol ſich nun ein Menſch ruͤh- men/ oder warumb ſol er ſeinen Mund auffthun? Das beſte/ das ein Menſch mit ſeinem Munde redẽ kan/ ſind dieſe zwey Wort: Ich habe geſuͤndiget/ Er- barm dich mein. Gott erfordert nicht mehr Das beſte das ein Menſch thun kan.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/220>, abgerufen am 18.05.2024.