Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
der wahren Busse.

O wie ist das eine grosse Weißheit/Erklerung
des gleich-
nüssen von
Schatten.
Psal. 39.
wann ein Mensch sein eigen nicht erken-
net. Der Mensch ist nichts gleich wie ein
Schatten nicht ist. Dann ein Schatten
ist ein Lebeloß/ Todes/ ohnmechtig
Ding/ daß keinen Leib/ Leben/ noch be-
wegung von jhm selbst hat/ vnd vergehet
wann die Sonne hinweg ist. Also auch
der Mensch/ wann Gott das Liecht des
Lebens entzeucht. Vnd ist diß ein wun-
der/ je neher die Sonne/ je kleiner
Schatten: Also je neher Gott mit seinen
Gaben/ je kleiner ein frommer Gotts-
fürchtiger Mensch ist in seinen Augen/
vnd für der Welt: Vnnd je weiter die
Sonne von vns/ je grösser Schatten:
Also je weiter der Mensch von Gott ist/
je grösser er wird in seinem Hertzen/ vnd
innerlicher Hoffart: Vnd hinwieder je
grösser der Mensch ist in seinem Hertzen/
je weiter er von Gott ist. Vnd gleich wie
die grossen Schatten gegen den Abend
bald vergehen vnnd verschwinden: Also
die groß vnd hoch sind in jhrem Hertzen/

ver-
L iij
der wahren Buſſe.

O wie iſt das eine groſſe Weißheit/Erklerũg
des gleich-
nuͤſſen võ
Schatten.
Pſal. 39.
wann ein Menſch ſein eigen nicht erken-
net. Der Menſch iſt nichts gleich wie ein
Schatten nicht iſt. Dann ein Schatten
iſt ein Lebeloß/ Todes/ ohnmechtig
Ding/ daß keinen Leib/ Leben/ noch be-
wegung von jhm ſelbſt hat/ vnd vergehet
wann die Sonne hinweg iſt. Alſo auch
der Menſch/ wann Gott das Liecht des
Lebens entzeucht. Vnd iſt diß ein wun-
der/ je neher die Sonne/ je kleiner
Schatten: Alſo je neher Gott mit ſeinen
Gaben/ je kleiner ein frommer Gotts-
fuͤrchtiger Menſch iſt in ſeinen Augen/
vnd fuͤr der Welt: Vnnd je weiter die
Sonne von vns/ je groͤſſer Schatten:
Alſo je weiter der Menſch von Gott iſt/
je groͤſſer er wird in ſeinem Hertzen/ vnd
innerlicher Hoffart: Vnd hinwieder je
groͤſſer der Menſch iſt in ſeinem Hertzen/
je weiter er von Gott iſt. Vnd gleich wie
die groſſen Schatten gegen den Abend
bald vergehen vnnd verſchwinden: Alſo
die groß vnd hoch ſind in jhrem Hertzen/

ver-
L iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0171" n="147"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der wahren Bu&#x017F;&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <p>O wie i&#x017F;t das eine gro&#x017F;&#x017F;e Weißheit/<note place="right">Erkleru&#x0303;g<lb/>
des gleich-<lb/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vo&#x0303;<lb/>
Schatten.<lb/>
P&#x017F;al. 39.</note><lb/>
wann ein Men&#x017F;ch &#x017F;ein eigen nicht erken-<lb/>
net. Der Men&#x017F;ch i&#x017F;t nichts gleich wie ein<lb/>
Schatten nicht i&#x017F;t. Dann ein Schatten<lb/>
i&#x017F;t ein Lebeloß/ Todes/ ohnmechtig<lb/>
Ding/ daß keinen Leib/ Leben/ noch be-<lb/>
wegung von jhm &#x017F;elb&#x017F;t hat/ vnd vergehet<lb/>
wann die Sonne hinweg i&#x017F;t. Al&#x017F;o auch<lb/>
der Men&#x017F;ch/ wann Gott das Liecht des<lb/>
Lebens entzeucht. Vnd i&#x017F;t diß ein wun-<lb/>
der/ je neher die Sonne/ je kleiner<lb/>
Schatten: Al&#x017F;o je neher Gott mit &#x017F;einen<lb/>
Gaben/ je kleiner ein frommer Gotts-<lb/>
fu&#x0364;rchtiger Men&#x017F;ch i&#x017F;t in &#x017F;einen Augen/<lb/>
vnd fu&#x0364;r der Welt: Vnnd je weiter die<lb/>
Sonne von vns/ je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Schatten:<lb/>
Al&#x017F;o je weiter der Men&#x017F;ch von Gott i&#x017F;t/<lb/>
je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er er wird in &#x017F;einem Hertzen/ vnd<lb/>
innerlicher Hoffart: Vnd hinwieder je<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er der Men&#x017F;ch i&#x017F;t in &#x017F;einem Hertzen/<lb/>
je weiter er von Gott i&#x017F;t. Vnd gleich wie<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;en Schatten gegen den Abend<lb/>
bald vergehen vnnd ver&#x017F;chwinden: Al&#x017F;o<lb/>
die groß vnd hoch &#x017F;ind in jhrem Hertzen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L iij</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0171] der wahren Buſſe. O wie iſt das eine groſſe Weißheit/ wann ein Menſch ſein eigen nicht erken- net. Der Menſch iſt nichts gleich wie ein Schatten nicht iſt. Dann ein Schatten iſt ein Lebeloß/ Todes/ ohnmechtig Ding/ daß keinen Leib/ Leben/ noch be- wegung von jhm ſelbſt hat/ vnd vergehet wann die Sonne hinweg iſt. Alſo auch der Menſch/ wann Gott das Liecht des Lebens entzeucht. Vnd iſt diß ein wun- der/ je neher die Sonne/ je kleiner Schatten: Alſo je neher Gott mit ſeinen Gaben/ je kleiner ein frommer Gotts- fuͤrchtiger Menſch iſt in ſeinen Augen/ vnd fuͤr der Welt: Vnnd je weiter die Sonne von vns/ je groͤſſer Schatten: Alſo je weiter der Menſch von Gott iſt/ je groͤſſer er wird in ſeinem Hertzen/ vnd innerlicher Hoffart: Vnd hinwieder je groͤſſer der Menſch iſt in ſeinem Hertzen/ je weiter er von Gott iſt. Vnd gleich wie die groſſen Schatten gegen den Abend bald vergehen vnnd verſchwinden: Alſo die groß vnd hoch ſind in jhrem Hertzen/ ver- Erklerũg des gleich- nuͤſſen võ Schatten. Pſal. 39. L iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/171
Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/171>, abgerufen am 16.02.2025.