Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Trost wie man sich in Geistliche
hung des Göttlichen trostes/ welchen im
gantzen 88. Psalm beschrieben ist. Vnnd
im 31. Psalm spricht David: Ich sprach
in meinem zagen: Ich bin in deinen Au-
gen verstossen/ dennoch hörestu die stim-
me meines flehens/ da ich zu dir schrey.

Diese entziehung ist vns Menschen
nützlicher dann alle Herrligkeit dieser
Welt/ obs gleich vnserer Natur sehr
Nutz der
Trostlo-
sigkeit.
schwer vnd lang wird/ Gottes ein zeitlang
mangeln vnd entberen. Ja gantz vnd gar
nicht fühlen vnnd empfinden/ Dann diß
ist ein leyden vber alles leyden. Dennoch
aber lernet man in dieser Fewr Proba die
wahre Demut/ die wahre Busse/ die ver-
schmehung der Welt/ daß man sich ab-
wende von allen Creaturen/ von allen
Gaben/ von allen vergenglichen Dingen/
weil man siehet/ das darin kein warhaff-
tiger trost der Seelen ist. Vnnd ob wol
das Hertz mit Himlischer angst vnd traw-
rigkeit geschlagen/ daß sichs zu Gott nit
wol erheben kan: Dennoch ist immer ein-
heilig verborgen Jammern/ seufftzen vnd

wehe-

Troſt wie man ſich in Geiſtliche
hung des Goͤttlichen troſtes/ welchen im
gantzen 88. Pſalm beſchrieben iſt. Vnnd
im 31. Pſalm ſpricht David: Ich ſprach
in meinem zagen: Ich bin in deinen Au-
gen verſtoſſen/ dennoch hoͤreſtu die ſtim-
me meines flehens/ da ich zu dir ſchrey.

Dieſe entziehung iſt vns Menſchen
nuͤtzlicher dann alle Herrligkeit dieſer
Welt/ obs gleich vnſerer Natur ſehr
Nutz der
Troſtlo-
ſigkeit.
ſchwer vñ lang wird/ Gottes ein zeitlang
mangeln vnd entberen. Ja gantz vnd gar
nicht fuͤhlen vnnd empfinden/ Dann diß
iſt ein leyden vber alles leyden. Dennoch
aber lernet man in dieſer Fewr Proba die
wahre Demut/ die wahre Buſſe/ die ver-
ſchmehung der Welt/ daß man ſich ab-
wende von allen Creaturen/ von allen
Gaben/ von allen vergenglichẽ Dingen/
weil man ſiehet/ das darin kein warhaff-
tiger troſt der Seelen iſt. Vnnd ob wol
das Hertz mit Himliſcher angſt vnd traw-
rigkeit geſchlagen/ daß ſichs zu Gott nit
wol erheben kan: Dennoch iſt immer ein-
heilig verborgen Jammern/ ſeufftzen vnd

wehe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0656" n="632"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tro&#x017F;t wie man &#x017F;ich in Gei&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
hung des Go&#x0364;ttlichen tro&#x017F;tes/ welchen im<lb/>
gantzen 88. P&#x017F;alm be&#x017F;chrieben i&#x017F;t. Vnnd<lb/>
im 31. P&#x017F;alm &#x017F;pricht David: Ich &#x017F;prach<lb/>
in meinem zagen: Ich bin in deinen Au-<lb/>
gen ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ dennoch ho&#x0364;re&#x017F;tu die &#x017F;tim-<lb/>
me meines flehens/ da ich zu dir &#x017F;chrey.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e entziehung i&#x017F;t vns Men&#x017F;chen<lb/>
nu&#x0364;tzlicher dann alle Herrligkeit die&#x017F;er<lb/>
Welt/ obs gleich vn&#x017F;erer Natur &#x017F;ehr<lb/><note place="left">Nutz der<lb/>
Tro&#x017F;tlo-<lb/>
&#x017F;igkeit.</note>&#x017F;chwer vn&#x0303; lang wird/ Gottes ein zeitlang<lb/>
mangeln vnd entberen. Ja gantz vnd gar<lb/>
nicht fu&#x0364;hlen vnnd empfinden/ Dann diß<lb/>
i&#x017F;t ein leyden vber alles leyden. Dennoch<lb/>
aber lernet man in die&#x017F;er Fewr Proba die<lb/>
wahre Demut/ die wahre Bu&#x017F;&#x017F;e/ die ver-<lb/>
&#x017F;chmehung der Welt/ daß man &#x017F;ich ab-<lb/>
wende von allen Creaturen/ von allen<lb/>
Gaben/ von allen vergengliche&#x0303; Dingen/<lb/>
weil man &#x017F;iehet/ das darin kein warhaff-<lb/>
tiger tro&#x017F;t der Seelen i&#x017F;t. Vnnd ob wol<lb/>
das Hertz mit Himli&#x017F;cher ang&#x017F;t vnd traw-<lb/>
rigkeit ge&#x017F;chlagen/ daß &#x017F;ichs zu Gott nit<lb/>
wol erheben kan: Dennoch i&#x017F;t immer ein-<lb/>
heilig verborgen Jammern/ &#x017F;eufftzen vnd<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wehe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[632/0656] Troſt wie man ſich in Geiſtliche hung des Goͤttlichen troſtes/ welchen im gantzen 88. Pſalm beſchrieben iſt. Vnnd im 31. Pſalm ſpricht David: Ich ſprach in meinem zagen: Ich bin in deinen Au- gen verſtoſſen/ dennoch hoͤreſtu die ſtim- me meines flehens/ da ich zu dir ſchrey. Dieſe entziehung iſt vns Menſchen nuͤtzlicher dann alle Herrligkeit dieſer Welt/ obs gleich vnſerer Natur ſehr ſchwer vñ lang wird/ Gottes ein zeitlang mangeln vnd entberen. Ja gantz vnd gar nicht fuͤhlen vnnd empfinden/ Dann diß iſt ein leyden vber alles leyden. Dennoch aber lernet man in dieſer Fewr Proba die wahre Demut/ die wahre Buſſe/ die ver- ſchmehung der Welt/ daß man ſich ab- wende von allen Creaturen/ von allen Gaben/ von allen vergenglichẽ Dingen/ weil man ſiehet/ das darin kein warhaff- tiger troſt der Seelen iſt. Vnnd ob wol das Hertz mit Himliſcher angſt vnd traw- rigkeit geſchlagen/ daß ſichs zu Gott nit wol erheben kan: Dennoch iſt immer ein- heilig verborgen Jammern/ ſeufftzen vnd wehe- Nutz der Troſtlo- ſigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/656
Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/656>, abgerufen am 22.11.2024.