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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 3. Magdeburg, 1610.

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an den Gaben sondern an Gott selbst.
theilhafftig zu werden. Darumb
nimpt das Gott höchlich für vbel/ das
wir vns an kleinen dingen benügen las-
sen/ denn er ist nichts so willig vnd be-
reit vns zu geben/ als sich selbst/ vnnd
das in höchster Edelster weise. Vnnd
wenn ers besser hette denn sich selbst/
so gebe ers vns/ darumb weil wir Got-
tes begierde sein/ denn Gott begeret
nichts so hoch als vns/ derwegen sol
Gott hinwieder vnser höchste begierde
sein. Demnach sollen wir nicht in den
Gaben Ruhen/ sondern in Gott/ vnd
sollen vns nirgend an begnügen lassen
denn an Gott selbst. Denn welche
Gabe were demselben zu groß zugeben/Gott gibt
sich vns
selbst.

der sich selbst gentzlich geben hat vnnd
geben wil? Die böse Natur aber ist al-
so sehr auff sich selbst geneigt/ mit eig-
ner Liebe vnd Ehre/ das sie jhr allezeit
zueignet das jhr nicht gebüret/ vnnd
darin Lust vnnd Frewde suchet/ das
doch ein frembd Gut ist/ vnnd im Au-
genblick kan wieder genommen wer-

den/
L iij

an den Gaben ſondern an Gott ſelbſt.
theilhafftig zu werden. Darumb
nimpt das Gott hoͤchlich fuͤr vbel/ das
wir vns an kleinen dingen benuͤgen laſ-
ſen/ denn er iſt nichts ſo willig vnd be-
reit vns zu geben/ als ſich ſelbſt/ vnnd
das in hoͤchſter Edelſter weiſe. Vnnd
wenn ers beſſer hette denn ſich ſelbſt/
ſo gebe ers vns/ darumb weil wir Got-
tes begierde ſein/ denn Gott begeret
nichts ſo hoch als vns/ derwegen ſol
Gott hinwieder vnſer hoͤchſte begierde
ſein. Demnach ſollen wir nicht in den
Gaben Ruhen/ ſondern in Gott/ vnd
ſollen vns nirgend an begnuͤgen laſſen
denn an Gott ſelbſt. Denn welche
Gabe were demſelbẽ zu groß zugeben/Gott gibt
ſich vns
ſelbſt.

der ſich ſelbſt gentzlich geben hat vnnd
geben wil? Die boͤſe Natur aber iſt al-
ſo ſehr auff ſich ſelbſt geneigt/ mit eig-
ner Liebe vnd Ehre/ das ſie jhr allezeit
zueignet das jhr nicht gebuͤret/ vnnd
darin Luſt vnnd Frewde ſuchet/ das
doch ein frembd Gut iſt/ vnnd im Au-
genblick kan wieder genommen wer-

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[143/0167] an den Gaben ſondern an Gott ſelbſt. theilhafftig zu werden. Darumb nimpt das Gott hoͤchlich fuͤr vbel/ das wir vns an kleinen dingen benuͤgen laſ- ſen/ denn er iſt nichts ſo willig vnd be- reit vns zu geben/ als ſich ſelbſt/ vnnd das in hoͤchſter Edelſter weiſe. Vnnd wenn ers beſſer hette denn ſich ſelbſt/ ſo gebe ers vns/ darumb weil wir Got- tes begierde ſein/ denn Gott begeret nichts ſo hoch als vns/ derwegen ſol Gott hinwieder vnſer hoͤchſte begierde ſein. Demnach ſollen wir nicht in den Gaben Ruhen/ ſondern in Gott/ vnd ſollen vns nirgend an begnuͤgen laſſen denn an Gott ſelbſt. Denn welche Gabe were demſelbẽ zu groß zugeben/ der ſich ſelbſt gentzlich geben hat vnnd geben wil? Die boͤſe Natur aber iſt al- ſo ſehr auff ſich ſelbſt geneigt/ mit eig- ner Liebe vnd Ehre/ das ſie jhr allezeit zueignet das jhr nicht gebuͤret/ vnnd darin Luſt vnnd Frewde ſuchet/ das doch ein frembd Gut iſt/ vnnd im Au- genblick kan wieder genommen wer- den/ Gott gibt ſich vns ſelbſt. L iij

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 3. Magdeburg, 1610, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum03_1610/167>, abgerufen am 21.11.2024.