Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.messenheit zu gewinnen und sagte darauf: "Da hast du nicht "Wenn ich dich gekränkt hab', Resl, dann geh' ich gleich meſſenheit zu gewinnen und ſagte darauf: „Da haſt du nicht „Wenn ich dich gekränkt hab’, Resl, dann geh’ ich gleich <TEI> <text> <body> <div type="chapter"> <p><pb facs="#f0052"/> meſſenheit zu gewinnen und ſagte darauf: „Da haſt du nicht<lb/> gut gethan, Franz. Du weißt doch, daß alles nur ein G’ſpiel<lb/> war, und daß es jetzt mit uns wieder iſt wie <hi rendition="#g">vor</hi> dem Feſt.“<lb/> „Resl“, frug er dann, und ſchaute ihr dabei treuherzig in die<lb/> Augen, „iſt’s <hi rendition="#g">dir</hi> denn wirklich noch grad ſo wie vorher?“ Die<lb/> Resl wandte ſich um und ſchwieg.</p><lb/> <p>„Wenn ich dich gekränkt hab’, Resl, dann geh’ ich gleich<lb/> wieder fort, denn eh’ ich dich bös weiß auf mich, lieber will ich<lb/> das größte Leid tragen.“ Mit dieſen Worten wandte er ſich<lb/> zum Gehen. Die Resl hielt ihn aber zurück: „Bös bin ich<lb/> nicht, Franz, du haſt mir ja nichts gethan, und — du mußt<lb/> dich doch ein Bisl ausruhen, es iſt gar hoch da herauf. Komm,<lb/> ſetz’ dich da auf die Bank, und ich bring’ dir Milch und<lb/> Brod.“ — Als ſie in die Hütte ging, dachte er: „Ein präch-<lb/> tigeres Dirndl hat unſer Herrgott doch nicht g’ſchaffen als die<lb/> Resl iſt.“ — Gleich war ſie wieder da, und ſtellt ein Krügl<lb/> Milch auf die Bank und legt ein Stück ſchwarzes Sennerbrod<lb/> dazu. Dann ſetzte ſie ſich neben ihn und mahnte: „Jß und<lb/> trink’, Franz! Du mußt ja erſchrecklich hungrig ſein.“ „Von<lb/> Hunger g’ſpür ich juſt nicht viel“, war die Antwort, „mich druckt<lb/> was ganz Ander’s, und — <hi rendition="#g">raus muß es einmal!</hi> Schau,<lb/> Resl, wenn meine Gedanken gar oft zu dir fliegen wollen, dann<lb/> fallt’s mir ſo ſchwer auf’s Gewiſſen, daß es ja eine Sünd’ iſt,<lb/> wenn du wirklich dem Kugler Seppl das Heirathen verſprochen<lb/> haſt, und doch bring’ ich dich nicht aus dem Kopf.“ „Es iſt<lb/> brav von dir, Franz“, ſagte ſie erfreut, „daß du ſo gottes-<lb/> fürchtig biſt, und weil mir das ſo gut g’fallt, d’rum will ich<lb/> dir auch ſagen, daß ich dem Seppl gar nichts verſprochen hab’,<lb/> und“, fügte ſie zögernd bei, „daß ich ihn eigentlich gar nicht ſo<lb/> recht gern hab’“. „Resl“, rief Franz, „jetzt fallt mir ein Zentner-<lb/> ſtein vom Herzen! ſchau’, jetzt kommt mir auch ſchon gleich ein<lb/> Bisl der Hunger“. Er that einen tüchtigen Zug aus dem<lb/> Krug, und ſchnitt mit ſeinem Sackmeſſer die Brodhälfte ab, in<lb/> die er kräftig biß. — Die Resl iſt aber faſt erſchrocken über<lb/> einen ſolchen Ausbruch von Freude. „Und jetzt“, bat Franz,<lb/> „wo du mich ſchon einmal in dein Herz haſt ſchauen laſſen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
meſſenheit zu gewinnen und ſagte darauf: „Da haſt du nicht
gut gethan, Franz. Du weißt doch, daß alles nur ein G’ſpiel
war, und daß es jetzt mit uns wieder iſt wie vor dem Feſt.“
„Resl“, frug er dann, und ſchaute ihr dabei treuherzig in die
Augen, „iſt’s dir denn wirklich noch grad ſo wie vorher?“ Die
Resl wandte ſich um und ſchwieg.
„Wenn ich dich gekränkt hab’, Resl, dann geh’ ich gleich
wieder fort, denn eh’ ich dich bös weiß auf mich, lieber will ich
das größte Leid tragen.“ Mit dieſen Worten wandte er ſich
zum Gehen. Die Resl hielt ihn aber zurück: „Bös bin ich
nicht, Franz, du haſt mir ja nichts gethan, und — du mußt
dich doch ein Bisl ausruhen, es iſt gar hoch da herauf. Komm,
ſetz’ dich da auf die Bank, und ich bring’ dir Milch und
Brod.“ — Als ſie in die Hütte ging, dachte er: „Ein präch-
tigeres Dirndl hat unſer Herrgott doch nicht g’ſchaffen als die
Resl iſt.“ — Gleich war ſie wieder da, und ſtellt ein Krügl
Milch auf die Bank und legt ein Stück ſchwarzes Sennerbrod
dazu. Dann ſetzte ſie ſich neben ihn und mahnte: „Jß und
trink’, Franz! Du mußt ja erſchrecklich hungrig ſein.“ „Von
Hunger g’ſpür ich juſt nicht viel“, war die Antwort, „mich druckt
was ganz Ander’s, und — raus muß es einmal! Schau,
Resl, wenn meine Gedanken gar oft zu dir fliegen wollen, dann
fallt’s mir ſo ſchwer auf’s Gewiſſen, daß es ja eine Sünd’ iſt,
wenn du wirklich dem Kugler Seppl das Heirathen verſprochen
haſt, und doch bring’ ich dich nicht aus dem Kopf.“ „Es iſt
brav von dir, Franz“, ſagte ſie erfreut, „daß du ſo gottes-
fürchtig biſt, und weil mir das ſo gut g’fallt, d’rum will ich
dir auch ſagen, daß ich dem Seppl gar nichts verſprochen hab’,
und“, fügte ſie zögernd bei, „daß ich ihn eigentlich gar nicht ſo
recht gern hab’“. „Resl“, rief Franz, „jetzt fallt mir ein Zentner-
ſtein vom Herzen! ſchau’, jetzt kommt mir auch ſchon gleich ein
Bisl der Hunger“. Er that einen tüchtigen Zug aus dem
Krug, und ſchnitt mit ſeinem Sackmeſſer die Brodhälfte ab, in
die er kräftig biß. — Die Resl iſt aber faſt erſchrocken über
einen ſolchen Ausbruch von Freude. „Und jetzt“, bat Franz,
„wo du mich ſchon einmal in dein Herz haſt ſchauen laſſen,
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