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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Ein stolzer Degen jung.
"Was begegnet dir in der Marke?
"Der junge Hildebrandt,
"Ja rittest du selb zwölfe,
"Von ihm würdst angerannt."

"Und rennet er mich an,
"In seinem Uebesmuth,
"Zerhau ich seinen grünen Schild,
"Das thut ihm nimmer gut,
"Zerhau ihm seine Bande,
"Mit einem Schriemenschlag,
"Daß er's ein ganzes Jahr
"Der Mutter klagen mag."
"Und das sollt du nicht thun!"
Herr Dieterich wohl spricht,
"Denn dieser junge Hildebrandt
"Ist mir von Herzen lieb.
"Zu ihm sollst freundlich sprechen,
"Wohl durch den Willen mein,
"Daß er dich lasse reiten,
"So lieb ich ihm mag seyn."
Da er zum Rosengarten reit,
Wohl in der Berner Mark,
Er kam in viel Arbeit;
Von einem Helden stark,
Von einem Helden jung,
Ward er da angerannt.
9.

„Ein ſtolzer Degen jung.
„Was begegnet dir in der Marke?
„Der junge Hildebrandt,
„Ja ritteſt du ſelb zwoͤlfe,
„Von ihm wuͤrdſt angerannt.“

„Und rennet er mich an,
„In ſeinem Uebesmuth,
„Zerhau ich ſeinen gruͤnen Schild,
„Das thut ihm nimmer gut,
„Zerhau ihm ſeine Bande,
„Mit einem Schriemenſchlag,
„Daß er's ein ganzes Jahr
„Der Mutter klagen mag.“
„Und das ſollt du nicht thun!“
Herr Dieterich wohl ſpricht,
„Denn dieſer junge Hildebrandt
„Iſt mir von Herzen lieb.
„Zu ihm ſollſt freundlich ſprechen,
„Wohl durch den Willen mein,
„Daß er dich laſſe reiten,
„So lieb ich ihm mag ſeyn.“
Da er zum Roſengarten reit,
Wohl in der Berner Mark,
Er kam in viel Arbeit;
Von einem Helden ſtark,
Von einem Helden jung,
Ward er da angerannt.
9.
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[129/0138] „Ein ſtolzer Degen jung. „Was begegnet dir in der Marke? „Der junge Hildebrandt, „Ja ritteſt du ſelb zwoͤlfe, „Von ihm wuͤrdſt angerannt.“ „Und rennet er mich an, „In ſeinem Uebesmuth, „Zerhau ich ſeinen gruͤnen Schild, „Das thut ihm nimmer gut, „Zerhau ihm ſeine Bande, „Mit einem Schriemenſchlag, „Daß er's ein ganzes Jahr „Der Mutter klagen mag.“ „Und das ſollt du nicht thun!“ Herr Dieterich wohl ſpricht, „Denn dieſer junge Hildebrandt „Iſt mir von Herzen lieb. „Zu ihm ſollſt freundlich ſprechen, „Wohl durch den Willen mein, „Daß er dich laſſe reiten, „So lieb ich ihm mag ſeyn.“ Da er zum Roſengarten reit, Wohl in der Berner Mark, Er kam in viel Arbeit; Von einem Helden ſtark, Von einem Helden jung, Ward er da angerannt. 9.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/138>, abgerufen am 24.11.2024.