Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Und darinnen muß ich lassen Wir haben oft beisamm gesessen, Manche schöne Monden-Nacht, Manchen Schlaf zusamm vergessen, Und die Zeit so zugebracht. Mein Koffer rollt, der Morgen kühlet, Ach, die Straßen sind so still, Und was da mein Herze fühlet, Nimmermehr ich sagen will. Der Weg mich schmerzlich wieder lenket Hin, wo Liebchen sah herab, Daß sie ja noch mein gedenket, Drück ich zwei Pistolen ab. Bald jagt vor dir in diesen Gassen, Manches Windlein dürren Staub, Meine Seufzer sinds, sie lassen Vor dir nieder trocknes Laub. So steh ich wirklich nun im Schiffe, Meinen Koffer seh ich drauf, Wie der Schiffer herzhaft pfiffe, Zogen wir wohl Anker auf. Ich seh den Sturmwind rauschend gehen, O mein Schiff hat schnellen Lauf, Wird es wohl zu Grunde gehen, Wanket nicht Gedanken drauf. Und darinnen muß ich laſſen Wir haben oft beiſamm geſeſſen, Manche ſchoͤne Monden-Nacht, Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen, Und die Zeit ſo zugebracht. Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet, Ach, die Straßen ſind ſo ſtill, Und was da mein Herze fuͤhlet, Nimmermehr ich ſagen will. Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket Hin, wo Liebchen ſah herab, Daß ſie ja noch mein gedenket, Druͤck ich zwei Piſtolen ab. Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen, Manches Windlein duͤrren Staub, Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen Vor dir nieder trocknes Laub. So ſteh ich wirklich nun im Schiffe, Meinen Koffer ſeh ich drauf, Wie der Schiffer herzhaft pfiffe, Zogen wir wohl Anker auf. Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen, O mein Schiff hat ſchnellen Lauf, Wird es wohl zu Grunde gehen, Wanket nicht Gedanken drauf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0309" n="290[300]"/> <l>Und darinnen muß ich laſſen</l><lb/> <l>Meinen allerſchoͤnſten Schatz.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wir haben oft beiſamm geſeſſen,</l><lb/> <l>Manche ſchoͤne Monden-Nacht,</l><lb/> <l>Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen,</l><lb/> <l>Und die Zeit ſo zugebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet,</l><lb/> <l>Ach, die Straßen ſind ſo ſtill,</l><lb/> <l>Und was da mein Herze fuͤhlet,</l><lb/> <l>Nimmermehr ich ſagen will.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket</l><lb/> <l>Hin, wo Liebchen ſah herab,</l><lb/> <l>Daß ſie ja noch mein gedenket,</l><lb/> <l>Druͤck ich zwei Piſtolen ab.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen,</l><lb/> <l>Manches Windlein duͤrren Staub,</l><lb/> <l>Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen</l><lb/> <l>Vor dir nieder trocknes Laub.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>So ſteh ich wirklich nun im Schiffe,</l><lb/> <l>Meinen Koffer ſeh ich drauf,</l><lb/> <l>Wie der Schiffer herzhaft pfiffe,</l><lb/> <l>Zogen wir wohl Anker auf.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen,</l><lb/> <l>O mein Schiff hat ſchnellen Lauf,</l><lb/> <l>Wird es wohl zu Grunde gehen,</l><lb/> <l>Wanket nicht Gedanken drauf.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [290[300]/0309]
Und darinnen muß ich laſſen
Meinen allerſchoͤnſten Schatz.
Wir haben oft beiſamm geſeſſen,
Manche ſchoͤne Monden-Nacht,
Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen,
Und die Zeit ſo zugebracht.
Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet,
Ach, die Straßen ſind ſo ſtill,
Und was da mein Herze fuͤhlet,
Nimmermehr ich ſagen will.
Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket
Hin, wo Liebchen ſah herab,
Daß ſie ja noch mein gedenket,
Druͤck ich zwei Piſtolen ab.
Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen,
Manches Windlein duͤrren Staub,
Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen
Vor dir nieder trocknes Laub.
So ſteh ich wirklich nun im Schiffe,
Meinen Koffer ſeh ich drauf,
Wie der Schiffer herzhaft pfiffe,
Zogen wir wohl Anker auf.
Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen,
O mein Schiff hat ſchnellen Lauf,
Wird es wohl zu Grunde gehen,
Wanket nicht Gedanken drauf.
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