"Allhie zu dieser Stund." Also schied er von dannen, Der edle Graf so hart, Groß Kummer stand ihm zu handen, Eins Königs Gefangner er ward.
Er mocht ihm nicht entfliehen, Das war sein gröste Klag, Im Pflug da must er ziehen, Viel länger denn Jahr und Tag, Erlitt viel Hunger, und schwere Ward ihm die große Buß. Der König reit vor ihm here, Der Graf fiel ihm zu Fuß.
Der König sprach:"Mit nichten" Sprach noch dem Grafen Hohn: "Es hilft dir doch kein Bitten, "Schwör ich bey meiner Kron; "Und fielest du alle Morgen, "Täglich auf deine Knie, "Du möchtest nicht ledig werden, "Denn deine Frau wär hie."
Der Graf erschrack der Mehre, Groß Leid er ihm gedacht: "Bring ich mein Frauen here, "So wird sie mir geschwächt, "Und soll ich hier noch bleiben, "So gilt es meinen Leib,
„Allhie zu dieſer Stund.“ Alſo ſchied er von dannen, Der edle Graf ſo hart, Groß Kummer ſtand ihm zu handen, Eins Koͤnigs Gefangner er ward.
Er mocht ihm nicht entfliehen, Das war ſein groͤſte Klag, Im Pflug da muſt er ziehen, Viel laͤnger denn Jahr und Tag, Erlitt viel Hunger, und ſchwere Ward ihm die große Buß. Der Koͤnig reit vor ihm here, Der Graf fiel ihm zu Fuß.
Der Koͤnig ſprach:„Mit nichten“ Sprach noch dem Grafen Hohn: „Es hilft dir doch kein Bitten, „Schwoͤr ich bey meiner Kron; „Und fieleſt du alle Morgen, „Taͤglich auf deine Knie, „Du moͤchteſt nicht ledig werden, „Denn deine Frau waͤr hie.“
Der Graf erſchrack der Mehre, Groß Leid er ihm gedacht: „Bring ich mein Frauen here, „So wird ſie mir geſchwaͤcht, „Und ſoll ich hier noch bleiben, „So gilt es meinen Leib,
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[331[341]/0350]
„Allhie zu dieſer Stund.“
Alſo ſchied er von dannen,
Der edle Graf ſo hart,
Groß Kummer ſtand ihm zu handen,
Eins Koͤnigs Gefangner er ward.
Er mocht ihm nicht entfliehen,
Das war ſein groͤſte Klag,
Im Pflug da muſt er ziehen,
Viel laͤnger denn Jahr und Tag,
Erlitt viel Hunger, und ſchwere
Ward ihm die große Buß.
Der Koͤnig reit vor ihm here,
Der Graf fiel ihm zu Fuß.
Der Koͤnig ſprach:„Mit nichten“
Sprach noch dem Grafen Hohn:
„Es hilft dir doch kein Bitten,
„Schwoͤr ich bey meiner Kron;
„Und fieleſt du alle Morgen,
„Taͤglich auf deine Knie,
„Du moͤchteſt nicht ledig werden,
„Denn deine Frau waͤr hie.“
Der Graf erſchrack der Mehre,
Groß Leid er ihm gedacht:
„Bring ich mein Frauen here,
„So wird ſie mir geſchwaͤcht,
„Und ſoll ich hier noch bleiben,
„So gilt es meinen Leib,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 331[341]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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