"Darauf so will ich schreiben, "Will schicken nach meinem Weib."
Einer der war an dem Hofe, Der hat die Gefangen in Hut, Dem übertrugs der Grafe, Verhieß ihm Hab und Gut, Ein Brief schreibt der behende, Macht seiner Frauen klar, Sein Kummer möcht niemand wenden, Denn sie käm selber dar.
Der Bote zog ohne Trauern, Wohl über das wilde Meer, Zu Rom fand er die Frauen, Den Brief den gab er ihr: Den thät sie selber lesen, Gar heimlich und gar bald, Sie verstund ihres Herren Wesen, Ihr Herz ward ihr gar kalt.
Ein Brief schrieb sie wieder weise Sogar behendiglich, Wie sie nicht möchte reisen; Es wär ja unmöglich, Daß eine Frau möcht fahren Wohl über das wilde Meer, Kein Gut wollt sie nicht sparen, An ihrem Grafen Herrn.
„Darauf ſo will ich ſchreiben, „Will ſchicken nach meinem Weib.“
Einer der war an dem Hofe, Der hat die Gefangen in Hut, Dem uͤbertrugs der Grafe, Verhieß ihm Hab und Gut, Ein Brief ſchreibt der behende, Macht ſeiner Frauen klar, Sein Kummer moͤcht niemand wenden, Denn ſie kaͤm ſelber dar.
Der Bote zog ohne Trauern, Wohl uͤber das wilde Meer, Zu Rom fand er die Frauen, Den Brief den gab er ihr: Den thaͤt ſie ſelber leſen, Gar heimlich und gar bald, Sie verſtund ihres Herren Weſen, Ihr Herz ward ihr gar kalt.
Ein Brief ſchrieb ſie wieder weiſe Sogar behendiglich, Wie ſie nicht moͤchte reiſen; Es waͤr ja unmoͤglich, Daß eine Frau moͤcht fahren Wohl uͤber das wilde Meer, Kein Gut wollt ſie nicht ſparen, An ihrem Grafen Herrn.
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[332[342]/0351]
„Darauf ſo will ich ſchreiben,
„Will ſchicken nach meinem Weib.“
Einer der war an dem Hofe,
Der hat die Gefangen in Hut,
Dem uͤbertrugs der Grafe,
Verhieß ihm Hab und Gut,
Ein Brief ſchreibt der behende,
Macht ſeiner Frauen klar,
Sein Kummer moͤcht niemand wenden,
Denn ſie kaͤm ſelber dar.
Der Bote zog ohne Trauern,
Wohl uͤber das wilde Meer,
Zu Rom fand er die Frauen,
Den Brief den gab er ihr:
Den thaͤt ſie ſelber leſen,
Gar heimlich und gar bald,
Sie verſtund ihres Herren Weſen,
Ihr Herz ward ihr gar kalt.
Ein Brief ſchrieb ſie wieder weiſe
Sogar behendiglich,
Wie ſie nicht moͤchte reiſen;
Es waͤr ja unmoͤglich,
Daß eine Frau moͤcht fahren
Wohl uͤber das wilde Meer,
Kein Gut wollt ſie nicht ſparen,
An ihrem Grafen Herrn.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 332[342]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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