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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Ihn vor den König liebreich stellt:
"Das trink auf treue Liebe!"
Da kommt ein Knab mit gelbem Haar,
Trägt einen Mantel fein.

Der König biethet dar sogleich
Den Mantel weiß und eben,
Der Königin als Ehren-Dank:
"Wie schön wird er dir stehn!"
Drauf will er trinken alsogleich,
Da sprizt der Wein daneben,
Sie will den Mantel legen an,
Der Mantel steht nicht schön.
Der König und die Königin
Verwundern sich gar sehre,
Der König sieht den Becher an,
Den Mantel sie ablegt;
Da fanden sie dann beyder Sinn,
Geschrieben hell und here:
"Nur treue Lieb draus trinken kann."
"Die Treu den Mantel trägt."
Der Königin bracht ein Zwerglein klein,
Des Bechers Goldgemische,
Dem König lehrt die Feye sein,
Des Mantels alten Brauch;
Der Schimpf soll nun auch allen seyn,
Und Herrn und Fraun am Tische

Ihn vor den Koͤnig liebreich ſtellt:
„Das trink auf treue Liebe!“
Da kommt ein Knab mit gelbem Haar,
Traͤgt einen Mantel fein.

Der Koͤnig biethet dar ſogleich
Den Mantel weiß und eben,
Der Koͤnigin als Ehren-Dank:
„Wie ſchoͤn wird er dir ſtehn!“
Drauf will er trinken alſogleich,
Da ſprizt der Wein daneben,
Sie will den Mantel legen an,
Der Mantel ſteht nicht ſchoͤn.
Der Koͤnig und die Koͤnigin
Verwundern ſich gar ſehre,
Der Koͤnig ſieht den Becher an,
Den Mantel ſie ablegt;
Da fanden ſie dann beyder Sinn,
Geſchrieben hell und here:
„Nur treue Lieb draus trinken kann.“
„Die Treu den Mantel traͤgt.“
Der Koͤnigin bracht ein Zwerglein klein,
Des Bechers Goldgemiſche,
Dem Koͤnig lehrt die Feye ſein,
Des Mantels alten Brauch;
Der Schimpf ſoll nun auch allen ſeyn,
Und Herrn und Fraun am Tiſche
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[380[390]/0399] Ihn vor den Koͤnig liebreich ſtellt: „Das trink auf treue Liebe!“ Da kommt ein Knab mit gelbem Haar, Traͤgt einen Mantel fein. Der Koͤnig biethet dar ſogleich Den Mantel weiß und eben, Der Koͤnigin als Ehren-Dank: „Wie ſchoͤn wird er dir ſtehn!“ Drauf will er trinken alſogleich, Da ſprizt der Wein daneben, Sie will den Mantel legen an, Der Mantel ſteht nicht ſchoͤn. Der Koͤnig und die Koͤnigin Verwundern ſich gar ſehre, Der Koͤnig ſieht den Becher an, Den Mantel ſie ablegt; Da fanden ſie dann beyder Sinn, Geſchrieben hell und here: „Nur treue Lieb draus trinken kann.“ „Die Treu den Mantel traͤgt.“ Der Koͤnigin bracht ein Zwerglein klein, Des Bechers Goldgemiſche, Dem Koͤnig lehrt die Feye ſein, Des Mantels alten Brauch; Der Schimpf ſoll nun auch allen ſeyn, Und Herrn und Fraun am Tiſche

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 380[390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/399>, abgerufen am 22.11.2024.