Die Jungfrau da schön' Rosen brach, "Mein Bräutigam," zu Jesu sprach: "Hiermit sey du von mir beehrt, "Ewig mein Herz sonst keinen begehrt."
Da gingen die verliebte Zwey, Brachen der Blumen mancherley; Jesus da sprach zu seiner Braut: "Kommt! meinen Garten auch beschaut."
Er nahm die Jungfrau bey der Hand, Führt sie aus ihrem Vaterland, In seines Vaters Garten schön, Darinnen viele Blumen stehn.
Die Jungfrau da mit Freud und Lust Köstliche Früchte hat versucht, Kein Mensch sich nicht einbilden kann, Was da für edle Früchte stehn.
Sie hört da Musik und Gesang, Die Zeit und Weil wird ihr nicht lang, Die silberweiße Bächelein, Die fließen da ganz klar und rein.
Der Jüngling sprach' zu seiner Braut: "Meinen Garten habt ihr nun beschaut, "Ich will Euch geben das Geleit "In Euer Land, es ist nun Zeit."
Die Jungfrau schied mit Traurigkeit, Kam vor die Stadt in kurzer Zeit,
Die Jungfrau da ſchoͤn' Roſen brach, „Mein Braͤutigam,“ zu Jeſu ſprach: „Hiermit ſey du von mir beehrt, „Ewig mein Herz ſonſt keinen begehrt.“
Da gingen die verliebte Zwey, Brachen der Blumen mancherley; Jeſus da ſprach zu ſeiner Braut: „Kommt! meinen Garten auch beſchaut.“
Er nahm die Jungfrau bey der Hand, Fuͤhrt ſie aus ihrem Vaterland, In ſeines Vaters Garten ſchoͤn, Darinnen viele Blumen ſtehn.
Die Jungfrau da mit Freud und Luſt Koͤſtliche Fruͤchte hat verſucht, Kein Menſch ſich nicht einbilden kann, Was da fuͤr edle Fruͤchte ſtehn.
Sie hoͤrt da Muſik und Geſang, Die Zeit und Weil wird ihr nicht lang, Die ſilberweiße Baͤchelein, Die fließen da ganz klar und rein.
Der Juͤngling ſprach' zu ſeiner Braut: „Meinen Garten habt ihr nun beſchaut, „Ich will Euch geben das Geleit „In Euer Land, es iſt nun Zeit.“
Die Jungfrau ſchied mit Traurigkeit, Kam vor die Stadt in kurzer Zeit,
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Die Jungfrau da ſchoͤn' Roſen brach,
„Mein Braͤutigam,“ zu Jeſu ſprach:
„Hiermit ſey du von mir beehrt,
„Ewig mein Herz ſonſt keinen begehrt.“
Da gingen die verliebte Zwey,
Brachen der Blumen mancherley;
Jeſus da ſprach zu ſeiner Braut:
„Kommt! meinen Garten auch beſchaut.“
Er nahm die Jungfrau bey der Hand,
Fuͤhrt ſie aus ihrem Vaterland,
In ſeines Vaters Garten ſchoͤn,
Darinnen viele Blumen ſtehn.
Die Jungfrau da mit Freud und Luſt
Koͤſtliche Fruͤchte hat verſucht,
Kein Menſch ſich nicht einbilden kann,
Was da fuͤr edle Fruͤchte ſtehn.
Sie hoͤrt da Muſik und Geſang,
Die Zeit und Weil wird ihr nicht lang,
Die ſilberweiße Baͤchelein,
Die fließen da ganz klar und rein.
Der Juͤngling ſprach' zu ſeiner Braut:
„Meinen Garten habt ihr nun beſchaut,
„Ich will Euch geben das Geleit
„In Euer Land, es iſt nun Zeit.“
Die Jungfrau ſchied mit Traurigkeit,
Kam vor die Stadt in kurzer Zeit,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/76>, abgerufen am 16.07.2024.
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